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Krefeld. Das Deutsche Textilmuseum Krefeld zeigt zurzeit die Wanderausstellung „Die Geschichte der Dinge” zur Herkunft von Objekten in nordrhein-westfälischen Sammlungen. Die Provenienzforschung, also das Erforschen der Herkunft und der Geschichte von Objekten, ist Thema der neuen Ausstellung. Dabei wird auch die Provenienzforschung am Deutschen Textilmuseum thematisiert. Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember in Krefeld zu sehen.

Während bei Ausstellungen zum Thema Provenienzforschung meist ein Sammlungsbereich, ein Sammler oder ein Museum im Fokus steht, widmet sich die Ausstellung des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erstmals in Deutschland dem gesamten Themenbereich: Die in Krefeld gezeigten sieben Kapitel beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Entzugskontexten wie NS-verfolgungsbedingtem Entzug und der Zeit des Kolonialismus. „Wir konzentrieren uns dabei auf Objekte aus Sammlungen in Nordrhein-Westfalen”, so Dr. Ute Koch, wissenschaftliche Referentin für das südliche Westfalen, LWL-Museumsamt für Westfalen. Auf die zentrale Frage „Woher kommt das Objekt?” kann die Ausstellung nicht immer Antworten oder konkrete Lösungen präsentieren. Vielmehr laden die Ausstellungsobjekte dazu ein, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei werden bewusst nicht Exponate präsentiert, die „Schlagzeilen” verursachen. „Jedes Objekt aus einem Entzugskontext ist es wert, dass es untersucht wird”, betont Koch. Denn häufig stehen auch hinter kleinen Gegenständen tragische Geschichten.

Das Deutsche Textilmuseum betreibt seit einigen Jahren selbst am Sammlungsbestand Paul Prött eigene Provenienzforschung. Die Sammlung wurde 1943 an die Gewebesammlung (Vorgänger des Textilmuseums) für heute umgerechnet zwei Millionen Euro verkauft. Weil der Ankauf in der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte, ließ das Museum die Provenienz der Objekte sowie über die Person Paul Prött forschen. Ein NS-verfolgungsbedingter Entzug konnte nicht nachgewiesen werden, und zurzeit liegen auch keine Hinweise auf einen solchen vor. Die Forschungsarbeit ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse und weitere Forschungsansätze sind in dem Buch „Textile Erwerbungen und Sammlungsstrategien europäischer Museen in der NS-Zeit” (2019) zusammengestellt – es ist im Museumsshop erhältlich. Aus diesem Sammlungsbestand Paul Prött sind auch in der aktuellen Ausstellung „Der goldene Drache am seidenen Faden” verschiedene Kleidungsstücke zu sehen. „Es sind sogar die Höhepunkte unserer Ausstellung”, sagt Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums Krefeld.

Zur Ausstellung ist eine App verfügbar, mit der sich auch außerhalb der Museen Näheres zu allen Themenbereichen und Kapiteln erfahren lässt. Die App stellt (fast) alle Objekte vor und ergänzt sie um begleitende Dokumente wie Fotos und Briefe. Diese liefern weitere Hintergrund-Informationen zu Herkunft, Vorbesitzern und den Wegen, die diese Exponate genommen haben. Des Weiteren stellt die App auch begleitende Handreichungen und Leitfäden zur Provenienzforschung zur Verfügung. Ein Katalog vertieft und erweitert die Themenbereiche und zeigt ausgewählte Ausstellungsobjekte.

Ein Einführungsfilm zur Ausstellung ist auf www.deutschestextilmuseum.de zu sehen. Zudem wird auf der Internetseite des Museums eine neue Rubrik zum Thema Provenienzforschung am Deutschen Textilmuseum veröffentlicht. Die „Geschichte der Dinge. Zur Herkunft von Objekten in nordrhein-westfälischen Sammlungen” ist eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen in Kooperation mit dem LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, LVR-Museumsberatung.

Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums, in der Wanderausstellung zur Provenienzforschung (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann)
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