Prof. Dr. Antje Boetius, Tiefsee- und Polarforscherin am Alfred-Wegener-Institut, auf dem arktischen Meereis während einer Expedition mit dem Forschungsschiff Polarstern (Foto: Alfred-Wegener-Institut/Martin Schiller)
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Duisburg/Essen. Sie hat Expeditionen in Arktis und Antarktis geleitet, ist Direktorin des renommierten Alfred-Wegener-Instituts und damit Chefin von 1.250 Beschäftigten. Sie engagiert sich für mehr Klima- und Naturschutz, privat und in verschiedenen Organisationen – sei es in der Nationalakademie Leopoldina oder bei Scientists for Future. Wichtige Preise hat sie erhalten und weiß zu begeistern, wo immer sie spricht. Im kommenden Herbst auch an der UDE: Antje Boetius wird die nächste Mercator-Professorin.

„Mit Professorin Antje Boetius ist es uns gelungen, eine ausgewiesene wissenschaftliche Persönlichkeit und ambitionierte Verfechterin des Klimaschutzes als Mercator-Professorin zu gewinnen. Hierüber freue ich mich sehr und bin gespannt auf die Impulse, die sie im Zuge ihrer Vorträge an der UDE setzen wird“, so Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke.

„Der Klimawandel“, sagt Antje Boetius, „verändert jetzt schon unser Land wie auch die fernsten Regionen der Erde, die Tiefsee und Polargebiete. Uns bleibt noch ein kleines Zeitfenster für die Klimaziele.“ Die 52-Jährige plädiert für eine deutliche Verschärfung des Umweltschutzes, für eine CO2-Besteuerung und mahnt unser Konsumverhalten an. „Es kommt uns teurer, nicht in den Klimaschutz zu investieren. Doch leider fließen unsere Steuern und Abgaben derzeit weiterhin in umweltschädliche Technologien.“ Abgesehen von den wirtschaftlichen Kosten durch Unwetter und Hitze gingen auch Naturräume und Artenvielfalt verloren.

Expeditionen und Polarreisen

Wie bedroht die Natur ist, hat die Professorin für Geomikrobiologie selbst erfahren können auf ihren knapp 50 Expeditionen, von denen etliche Polarreisen waren. „Das Meereis schmilzt schneller, als die Modelle vorhersagen, es gibt Plastikmüll in der Tiefsee – dort, wo noch kein Mensch war. Dafür braucht es Lösungen.“ Sie ist optimistisch, „dass Forschung, Engagement und gesellschaftlicher Dialog uns auf den richtigen Pfad bringen“. Derzeit arbeitet sie mit Leuten aus Kunst und Wissenschaft zur Frage, in welcher Beziehung Mensch und Natur stehen.

Antje Boetius ist studierte Biologin; international bekannt wurde sie, als sie im Jahr 2000 am Meeresboden Methan-fressende Mikroorganismen entdeckte, die wichtig für das Erdklima sind. Ihre Karriere ist eng mit diesen drei Einrichtungen verbunden: dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, wo sie die Forschungsgruppe ‚Tiefseeökologie‘ leitet, dem Exzellenzcluster MARUM an der Universität Bremen, dessen Vizedirektorin sie war, und dem Alfred Wegener Institut (AWI), Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Dies führt sie seit 2017.

Zahlreiche Auszeichnungen hat die Tiefseeforscherin für ihre wissenschaftliche Arbeit und ihr politisches Engagement erhalten, u.a. den Leibniz-Preis und den Communicator Preis der DFG, den Deutschen Umweltpreis sowie das Bundesverdienstkreuz. Bundespräsident Steinmeier lobte ihre Hartnäckigkeit für den Klimaschutz, er sagte außerdem: „Sie besitzen die wunderbare Gabe, Ihre Forschung so zu erklären, dass Laien sie verstehen können.“
Auf Antje Boetius darf man sich freuen.

Zu den Terminen:
Die Vortragstermine stehen bereits fest: Es sind der 18. November (Duisburg) sowie der 30. November (Essen). Eine Anmeldung ist erforderlich. Mehr: www.uni-due.de/de/mercatorprofessur

Zur Mercator-Professur:
Sie wurde 1997 eingerichtet, um das wissenschaftliche Erbe des berühmten Duisburger Kartographen und Universalgelehrten Gerhard Mercator (1512-1594) wachzuhalten.
Eine Mercator-Professur hatten bislang unter anderen inne: Joachim Gauck,
Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher, Margarethe von Trotta, Peter Scholl-Latour, Alfred Grosser, Götz W. Werner, Alice Schwarzer, Jutta Limbach und Karl Lehmann.

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