Sören Schreiber, Ann-Jana Becker und Maxi-Kristin Jerdantz (Gymnastiklehrer), Samira Vorhaus (Ernährungsberatung), Britta Hogeweg (Fachbereichskoordination Kinder- und Jugend-Reha), Volker Pütz (Therapeutische Leitung) (Foto: privat)
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Krefeld. Einzigartig am Niederrhein

Das salvea Gesundheitszentrum Krefeld eröffnet am 29.11.2021 eine Einrichtung, die am Niederrhein ihresgleichen sucht – und bundesweit eine der Ersten ist: Mit der neuen ambulanten Kinder-Reha an der Westparkstraße / Ecke Girmesgath will das Unternehmen vor allem einem „systemischen Problem unserer Gesellschaft“ begegnen, erklärt salvea-Geschäftsleiterin Dana Glöß. In der Reha behandelt werden künftig zwar diverse somatische Erkrankungener Hauptbedarf aber liegt nach Einschätzung der Betreiber bei der Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas.

Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, sechs Prozent leiden an Adipositas, also an einem krankhaften – und krankmachenden – Übergewicht. Diabetes und Bluthochdruck sind Beispiele für mögliche Folgen. Von „Alterserkrankungen“ könne daher leider keine Rede mehr sein, betont Dana Glöß und nennt einige der Ursachen: „Kinder und Jugendliche verbringen inzwischen einen Großteil ihrer Freizeit vor Bildschirmen anstatt sich zu bewegen. Hinzu kommt oft eine einseitige oder mangelhafte Ernährung.“

Mit Sorgen beobachten Fachleute schon seit vielen Jahren eine Entwicklung, die zu immer mehr erwerbsunfähigen oder gar pflegebedürftigen Menschen im „besten Alter“ führt. Vor diesem Hintergrund hat sich die Deutsche Rentenversicherung (DRV) mit der Idee einer Kinder- und Jugend-Reha an salvea gewandt. Die ambulante Behandlung ist erst nach einer Gesetzesänderung vor fünf Jahren möglich, bis dato musste sie zwingend stationär durchgeführt werden. „Für Kinder und Eltern ist diese neue Möglichkeit eine große Erleichterung“, sagt Britta Hogeweg, Fachbereichskoordinatorin Kinder- und Jugend-Reha. Zum einen werden die jungen Reha-Patienten nicht völlig aus ihrem Alltag gerissen. Zum anderen können sie das Erlernte gleich im häuslichen Umfeld umsetzen. Die Entfernung zum Wohnort sollte die 30 Kilometer möglichst nicht überschreiten – ein Radius, der unter anderem die Großstädte Duisburg, Düsseldorf und Mönchengladbach umfasst.

Die Krefelder Kinder- und Jugend-Reha steht für eine umfassende Lebensstilberatung (mit Fokus auf Ernährung), Sport- und Bewegungstherapie sowie psychologische und medizinische Betreuung. In speziellen „Eltern-Einheiten“ findet unter anderem eine Einkaufsberatung statt. Die therapeutische Leitung liegt bei Britta Hogeweg und Volker Pütz. Ärztliche Leiter sind Dr. Sebastian Wirth und Dr. Robert Primke von der Kinderarztpraxis Leyental. Ihre Fachkolleginnen und -kollegen, bei denen die Kinder und Jugendlichen dauerhaft in Behandlung sind, entscheiden über die grundsätzliche Notwendigkeit einer Reha. Sie befinden auch darüber, ob sie ambulant erfolgen kann. Die Eltern stellen dann den Antrag zur Kostenübernahme bei der DRV. „Bei der Antragstellung unterstützen wir die Eltern bei Bedarf“, sagt Volker Pütz.

Eine Reha pro Jahr ist möglich. Kinder bis 12 Jahre haben Anrecht auf eine Begleitperson, die DRV übernimmt den Verdienstausfall der Eltern. „Die aktive Beteiligung der Eltern ist ebenso wichtig wie die Motivation der Kinder und Jugendlichen“, betont Britta Hogeweg. Die speziell ausgebildeten und geschulten Therapeutinnen und Therapeuten vermitteln Lebensfreude und zeigen den Mädchen und Jungen die eigenen Stärken auf. „Gesundheit allein ist in dieser Altersgruppe kein ausreichendes Argument. Die Kinder müssen spüren, dass ihr Einsatz etwas bringt“, sagt Pütz.

Die Reha dauert drei Monate. Bei salvea ist man sich sicher: Über 12 Wochen lässt sich mehr Nachhaltigkeit erzielen als nach drei bis vier Wochen, wie es bei einem stationären Aufenthalt der Fall ist. Der Zeitraum ist in verschiedene Phasen gegliedert. Während der sogenannten Intensivwochen kommen die Kinder an fünf Wochentagen zur Westparkstraße. In den Zwischenphasen nur zweimal in der Woche, jeweils nach der Schule. Sechs bis neun Patienten bilden die Mindestgröße einer Gruppe. Die Einteilung erfolgt nach Alter: 6 bis 9 Jahre, 10 bis 13 Jahre und 14 bis 18 Jahre.

Dana Glöß fasst die wesentlichen Ziele der neuen salvea-Einrichtung zusammen: „Änderung des ungesunden Lebensstils, Stärkung des Selbstbewusstseins und Verbesserung der Lebensqualität.“ Natürlich gehe es letztlich um eine langfristige Gewichtsreduzierung, die den jungen Menschen eine altersgemäße Teilhabe ermögliche und die Risiken von Folgeerkrankungen verringere.

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