Kristian Karlsson (Foto: Borussia Düsseldorf)
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Düsseldorf. Borussia Düsseldorfs Timo Boll hat bei der Tischtennis-Weltmeisterschaft im amerikanischen Houston die Bronzemedaille im Einzel gewonnen. Es ist für den Ausnahmespieler das zweite bronzene Edelmetall im Einzel nach 2011, zudem befinden eine Medaille im Doppel (Silber 2005) und sechs WM-Plaketten mit der Mannschaft (Silber 2004, 2010, 2012, 2014, 2018, Bronze 2006) in seiner Vitrine. Die gerade gewonne Einzel-Medaille hatte sich der 40-jährige Rekord-Europameister unter Schmerzen und mit unbändigem Siegeswillen erkämpft.

Boll hatte sich zu Turnierbeginn eine Bauchmuskelzerrung geholt, die ihm im Verlaufe der Wettkämpfe mehr und mehr zu schaffen machte. Unter starken Schmerzen auf der linken Seite war er schließlich im Viertelfinale gegen den US-Amerikaner Kanak Jha angetreten. Er kämpfte einerseits gegen seinen Kontrahenten, andererseits aber auch gegen seine heftigen Beschwerden. “Ich wusste nicht, ob ich vielleicht einfach hinschmeißen sollte”, gab Boll nach dem Match Einblick in seine Gefühlswelt. “Das Gefühl innerlich war nicht mehr schön, aber ich wollte zu Ende kämpfen und mir keinen Vorwurf machen, nicht alles gegeben zu haben. Das Schwierigste war, trotz des Dauerschmerzes noch klare Gedanken zu fassen. Das hat größtenteils gut geklappt. Ich habe mir dann einfache Punkte herausgespielt – so verrückt kann Tischtennis sein.”

Der Borusse zog durch, angetrieben vom Adrenalin und der großen Chance auf den Gewinn einer Medaille. Timo Boll gewann gegen Kanak Jha mit 4:2 und sicherte sich damit zehn Jahre nach dem letzten Einzel-Edelmetall erneut Bronze. Im Halbfinale gegen Truls Moregard hatte der Kämpfer sogar noch die Möglichkeit, mit einem weiteren Erfolg in das Endspiel der Weltmeisterschaft einzuziehen. Nach einer Dauerbehandlung durch Borussias Orthopäden und DTTB-Mannschaftsarzt Dr. Toni Kass sowie der Physiotherapeutin Birgit Schmidt vom Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt stand Boll tatsächlich am Tisch und warf nochmals alles rein, doch dieses Mal reichte das nicht mehr. Er unterlag dem Schweden nach einer weiteren großen “Schlacht” mit 3:4.

“Mit einer solchen Verletzung sieben Sätze durchzuhalten, das ist ein Match für die Geschichtsbücher”, kommentierte Hans Gäb, Borussias Verwaltungsratsvorsitzender und Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis-Bundes, Bolls Reise dieses Halbfinalmatches. “Ich bin glücklich, es geschafft zu haben, noch einmal bei einer WM eine Medaille zu gewinnen. Mit fast 41 kann man das nicht mehr erwarten. Das ist eine wirklich eine schöne Geschichte”, so das Fazit des Protagonisten selbst, der bei diesem Turnier über sich hinausgewachsen ist und den Schmerzen getrotzt hat.

Neben Timo Boll zeigten auch seine Teamkollegen herausragende Leistungen, hatten aber kein Fortune. Sowohl Anton Källberg als auch Dang Qiu und Kristian Karlsson verloren nach intensiven Duellen gegen in der Weltrangliste deutlich besser platzierte Spieler jeweils unglücklich mit 3:4. Källberg und Qiu unterlagen in der zweiten Runde gegen die Nummer sieben (Lin Gaoyuan, CHN) und neun (Liang Juingkun, CHN) der Welt, Karlsson gegen die Nummer 17, Quadri Aruna (NGR), im Achtelfinale. Lediglich Kamal Achanta schied als einziger Borusse nach einem 1:4 gegen den Belgier Cedric Nuytinck aus (1. Runde).

Borussia hat einen neuen Weltmeister: Kristian Karlsson

32 Jahre nach Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner hat Borussia Düsseldorf wieder einen Weltmeister: Kristian Karlsson. Das Kraftpaket kürte sich vor wenigen Augenblicken zusammen mit Partner Mattias Falck zum Champion im Doppel. Mit 3:1 besiegte das Schweden-Duo Jang Woojin und Lim Jonghoon aus Südkorea in einem hoch spannenden Finale.

Nach Timo Boll im Einzel (Bronze) kehrt nun mit Kristian Karlsson ein zweiter Borusse mit einer Medaille aus Houston zurück. Und diese leuchtet in Gold. Es ist der größte Erfolg in der Karriere des 30-Jährigen, der 2018 mit der Mannschaft erstmals auf dem WM-Podest stand und sich damals über Bronze freute. Doch der Triumph bei dieser Weltmeisterschaft war ein Husarenstück der besten Kumpels Karlsson und Falck. Sie besiegten ab dem Viertelfinale nacheinander die chinesischen Weltklasse-Duos, erst Fan Zhendong/Wang Chuqin, dann Lin Gaoyuan/Liang Jingkun, und nun im Endspiel das südkoreanische Spitzendoppel Jang Woojin und Lim Jonghoo.

Es war vom ersten bis zum letzten Ballwechsel ein intensives Match mit tollen und nervenaufreibenden Rallyes. Diese mündeten stets in Thrillern zum Ende der jeweiligen Sätze, drei Mal ging es in die Verlängerung, um einen Sieger zu finden. So auch in Durchgang vier, bei dem die Schweden nach 7:5-Führung bei 8:10 plötzlich zwei Satzbälle abwehren mussten, um vier Punkte später ihren Traum wahr werden zu lassen.

“Es ist absoluter Wahnsinn, was Kristian und Mattias bei dieser WM gespielt haben. Sie sind ein super Doppel und haben auch schon einige Erfolge zusammen gefeiert, aber dieser WM-Titel überstrahlt alles”, so ein ergriffener Borussia-Chefcoach Danny Heister. “Ich bin absolut stolz auf ihn, aber auch auf Timo und die anderen Jungs. Sie haben sich alle top präsentiert, und dass am Ende zwei Medaillen für unsere Borussen rausspringen, ist einfach unglaublich.”

 

Die Doppel-Ergebnisse im Überblick:

Herren-Doppel, Finale

Kristian Karlsson/Mattias Falck SWE – Jang Woojin/Lim Jonghoon KOR 3:1 (11:8, 15:13, 11:13, 12:10)

 

Herren-Doppel, Halbfinale

Lin Gaoyuan/Liang Jingkun CHN – Kristian Karlsson/Mattias Falck SWE 0:3 (-10,-8,-8)

Shunsuke Togami/Yukiya Uda JPN – Jang Woojin/Lim Jonghoon KOR 1:3 (8,-4,-9,-7)

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