Prof. Dr. Thomas Klenzner (links) drei Tage nach der Operation mit Patient (Mitte) und Dr. Tom Prinzen (rechts), Assistenzarzt an der UKD-HNO-Klinik (Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf/UKD)
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Düsseldorf. Menschen, die kaum noch oder nur noch sehr wenig hören, können dank sogenannter Cochlea Implantate ihre Hörleistung wiedererlangen. Damit dies möglich ist, werden feinste Elektroden in die Hörschnecke (lat. Cochlea) des beschädigten Innenohrs eingeführt. Dafür muss unter anderem ein millimetergroßes Loch durch den Schädel zur Cochlea gebohrt werden. Das Team der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) hat nun in Zusammenarbeit mit der Firma MED-EL diesen Operationsschritt zum ersten Mal in Deutschland minimalinvasiv in einer roboter-assistierten Operation realisiert.

Das Verfahren ermöglicht dem Team der HNO einen minimal-invasiven Zugang zur Cochlea, wodurch ein idealer Weg zur Einführung des Elektrodenträgers dorthin entsteht. „Bei vielen schwerhörigen Patientinnen und Patienten liegt eine beträchtliche Störung der Haarzellen in der Hörschnecke des Innenohrs vor, weswegen weniger oder kaum Übertragungen von Audiosignalen an das Gehirn möglich sind. Cochlea Implantat-Systeme ersetzen die Funktion der Haarzellen, indem sie Audiosignale in elektrische Impulse für den Hörnerv und das Gehirn umwandeln“, erklärt Prof. Dr. Thomas Klenzner, Leiter des UKD-Hörzentrums und stellvertretender Direktor der UKD-HNO-Klinik. Er war maßgeblich an der Operation beteiligt und hat den Roboter geführt. „Um das Implantat richtig einzusetzen, müssen wir einen Weg zum Innenohr präparieren. Je präziser diese Bohrung umgesetzt wird und je besser der Winkel zum Einführen der Elektrode ist, desto mehr nähern wir uns einer idealen Implantation an. Die hochpräzise roboter-assistierte Operation mit dem Roboter HEARO hilft uns dabei.“

Fast vollautomatisch und mit einem modernen Navigationssystem ausgestattet, bohrt der Roboter einen winzigen, nicht einmal zwei Millimeter breiten Kanal durch die Schädeldecke. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet dies ein behutsames und schonendes Vorgehen. Prof. Klenzner erläutert: „Die Technologie ermöglicht uns außerdem eine individuelle, sehr detaillierte Vorplanung und Einschätzung des operativen Zugangs zum Innenohr. Der Roboter führt selbstständig hochpräzise die von uns festgelegte Bohrung von der Knochenoberfläche zur Hörschnecke durch – und zwar individuell im für die Patientin oder den Patienten bestmöglichen Winkel.“

Während des Eingriffs hat Thomas Klenzner die Bohrung frei gegeben und auf verschiedenen Ebenen überwacht. Genutzt wird dabei zum Beispiel eine spezielle Röntgentechnik und ein permanentes Monitoring des Gesichtsnervens. Nachdem der Zugang zur Hörschnecke mit dem Roboter geschaffen wurde, hat Professor Klenzner die Hörschnecke geöffnet und die Elektrode manuell langsam und schonend eingeführt.

Vor der Operation bestand bei dem Patienten eine Taubheit auf der implantierten Ohr-Seite. Nach der Operation konnte der Patient die Klinik bereits nach vier Tagen zufrieden verlassen. Die Reha-Maßnahmen, die gleich vor Ort im UKD-Hörzentrum stattfinden, können demnächst beginnen.

 

Hintergrund Hörzentrum:

Das 2007 gegründete Hörzentrum untersteht der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, die zu den modernsten HNO-Kliniken Europas gehört. Das Hörzentrum betreut Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit jeden Alters. Im Fokus steht hierbei die Versorgung mit Cochlea Implantaten. Besondere Schwerpunkte legt die Klinik auf modernste Technik sowie auf minimal-invasive und schonende Eingriffe. Neben dem hauseigenen interdisziplinären Reha-Programm arbeitet das Zentrum eng mit verschiedensten Abteilungen des Klinikums zusammen (u.a. Kinderklinik, Geburtenstation, SPZ; Schädelbasiszentrum) und führt mit die obligatorischen Hörscreenings bei Neugeborenen durch. Zudem bietet es Informationsveranstaltungen für Fachleute und interessierte Laien an.

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