Symbolbild
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Neukirchen-Vluyn/Moers. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V. (GMGV) hat mit Betroffenheit die Pläne des Regionalverbands Ruhr (RVR) zur Kenntnis genommen, große Flächen innerhalb der ehemaligen Grafschaft Moers als Kiesgewinnungsgebiete auszuweisen. Alleine in Neukirchen-Vluyn soll nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze zu Moers entfernt die Boschheide als Abgrabungsgebiet ausgewiesen werden.

„Eine Auskiesung in diesem Bereich würde jahrhundertealte Kulturlandschaften und damit identitätsstiftende Teile der Heimat zerstören“, heißt es in einem Beschluss des GMGV-Vorstandes. „Wir bedauern sehr, dass das Regionalparlament den Anregungen der Heimat- und Verkehrsvereine Neukirchen und Vluyn sowie zahlreicher Bürger aus der Region – gar nicht gefolgt ist, eine Entscheidung über die Offenlegung des Regionalplanes bis nach der nächsten Landtagswahl zu verschieben. Die Zerstörung der Moers und Neukirchen verbindenden Donkenlandschaft wäre nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus kulturhistorischer Sicht ein nicht wiedergutzumachender Verlust. Gerade an dieser Fläche lässt sich bis auf den heutigen Tag mustergültig erfahren, wie sich die Menschen am Niederrhein in den vergangenen 800 Jahren die geologischen Besonderheiten der Region zu Nutze gemacht haben. Es gibt nur noch wenige Orte am Niederrhein, an denen das einst landschaftsbildprägende Ensemble von tiefer liegenden Kendeln, höher gelegenen Donken und den in den Übergangsbereich hineingebauten landwirtschaftlichen Gehöften so erhalten ist wie in dem nur zur Auskiesung vorgesehenen Gebiet zwischen Halde Norddeutschland und Lintforter Straße.“

Ausgehend vom Kloster Kamp, so der Verein, werde auf dem ehemaligen Wald- und Sumpfflächen seit dem 12. Jahrhundert Landwirtschaft betrieben. Der südliche Bereich des vorgesehenen Abbaugebiets weise zudem die Besonderheit auf, dass dort eine von Gräben und Bauernhöfen umgebene Donkeninsel erhalten geblieben sei. Der an der Gartenstraße liegende Winkelshof etwa werde urkundlich bereits im 15. Jahrhundert erwähnt. Auch der benachbarte, ebenfalls denkmalgeschützte Averdunkshof werde schon auf der Tranchot-Karte im frühen 19. Jahrhundert verzeichnet. Obwohl beide Denkmäler nicht direkt betroffen seien, bedeute der Kiesabbau doch einen tiefgreifenden Einschnitt in ein geschichtlich gewachsenes Landschafts- und Siedlungsbild.

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