Dinslaken/Voerde. Ruhrgebietsfluss wird künftig um einige hundert Meter nördlich durch ein neues Auengebiet fließen
Die Emschergenossenschaft nähert sich ihrem Ziel: Im September 2022 soll die Deichöffnung am neuen Emscher-Lauf in Dinslaken/Voerde erfolgen. Aktuell befinden sich die Arbeiten am Auengebiet in der Zielgeraden. Ein neuer Mittellauf ist bereits gebaut worden, nun werden noch ein linker und ein rechter Arm des neuen Emscherlaufs modelliert.
Die Mündung der Emscher in den Rhein wird von Dinslaken um knapp 500 Meter nördlich nach Voerde verlegt. Grund dafür ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Diese besagt unter anderem, dass es eine „Barrierefreiheit“ für alle Fische geben muss. Aktuell fällt die Emscher über ein Absturzbauwerk einige Meter tief in den Rhein. In der neuen Mündung wird es stattdessen eine eigens dafür angelegte Sohlgleite zum eleganten Ausgleich des Höhenunterschiedes zwischen Rhein und Emscher geben. Mit Hilfe dieser „Treppenstufen“ können die Fische aus dem Rhein dann auch flussaufwärts die Emscher hochschwimmen.
Rund um die neue Emscher-Mündung soll ein Ort der Naherholung entstehen, an dem sich Menschen an der Natur erfreuen oder einfach nur entspannen können. Doch bis es soweit ist, stehen noch einige weitere Arbeiten an. So werden zum Beispiel noch die sogenannten Stromteiler gebaut, die den Flusslauf in seine drei kleineren Läufe im Auengebiet teilen sollen. Die erste Sohlgleite am Anfang dieses Gebiets ist bereits fertig, die Arbeiten an der zweiten kurz vor der Mündung in den Rhein stehen noch an.
Fast täglich werden dafür 4000 Kubikmeter an Boden bewegt. Logistisch ist das eine große Herausforderung, für die es aber eine nachhaltige Lösung der Emschergenossenschaft gibt. Die Hälfte des Bodens wird komplett abtransportiert, für die andere Hälfte wurde ein kleines Zwischenlager auf dem Mündungsgelände installiert. Mit dieser Methode kann die Baufirma jederzeit auf diesen Boden zugreifen, wenn er für die Arbeiten vor Ort benötigt wird.
Ebenfalls spannend ist der Transport der Wasserbausteine für die Befestigung der Wasserläufe und Sicherung des Mündungsdeltas. Dafür wurde eine Schiffsanlegestelle errichtet. Aufgrund der niedrigen Wasserstandhöhe des Rheins können die Frachter aktuell nur eine geringere Menge als üblich transportieren. Bis zur Deichöffnung im September werden nun noch Kampfmittelsondierungen durchgeführt. Das Gelände wird in diesem Schritt nach alten Blindgängern aus dem 2. Weltkrieg abgesucht.
Zum Hintergrund:
Nördlich der Dinslakener Siedlung „Am Stapp“ fließt die Emscher seit Jahren gradlinig und eingedeicht über ein Absturzbauwerk in den Rhein. Diese Lösung schafft wasserwirtschaftliche Sicherheit, bildet jedoch auch eine bis zu sechs Meter hohe ökologische Barriere zwischen Rhein und Emscher.
Um die Vorgaben und Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen, muss die Emscher unter vielfältigen, restriktiven Randbedingungen um knapp 500 Meter in Richtung Voerder Stadtgebiet verlegt sowie abschnittsweise und stufenweise ökologisch verbessert werden. An der Emscher-Mündung soll der neu zu schaffende, großflächige Auenbereich mit seiner Strukturvielfalt für gewässertypische Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Bestandteil der Neuen Emscher bilden. Mit der Planung soll eine attraktive und ökologisch wirksame Verflechtung der Flüsse Emscher und Rhein sowie darüber hinaus auch der beiden Natur- und Erholungsräume Rheinaue Walsum im Süden und Wohnungswald im Norden erreicht werden.
Für die neue Emscher-Mündung wurde im August 2008 bei der Bezirksregierung Düsseldorf ein Antrag auf Planfeststellung eingereicht und dieser im August 2009 erörtert. Am 18. September 2013 erfolgte schließlich die Übergabe des Planfeststellungsbeschlusses durch die Bezirksregierung an die Emschergenossenschaft.
Nach Erhalt des Planfeststellungsbescheides begann die Emschergenossenschaft umgehend mit den ersten Vorbereitungen, sodass der Umbau der Mündung in 2014 starten konnte.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,5 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de