Walter Stark, Heinz Billen, Abdullah Altun und Ferdi Seidelt stoßen symbolisch auf die Lebensleistung der Bergleute aus nah und fern an (Foto: Samed Altun)
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Duisburg. Mit der Förderung der letzten Steinkohle ging am 21. Dezember 2018 eine Epoche der deutschen Industriegeschichte zu Ende. Bundespräsident Walter Steinmeier erhielt auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Stück. Genau drei Jahre später traf sich der Arbeitskreis „Bergbau-Gedenken Zeche Wilhelmine Mevissen/Zeche Fritz“ mit Abdullah Altun, Heinz Billen, Ferdi Seidelt und Walter Stärk zur Bestandsaufnahme, waren es doch vornehmlich die vier Freunde, die vor drei Jahren mit der Schaffung gleich zweier (baugleicher) Zechen-Denkmäler, eines in Rumeln-Kaldenhausen, eines in Bergheim, für Furore sorgten.

Abduallah Altun fasst für „seinen“ Standort in Bergheim zusammen: „Täglich beobachte ich aus meinem Büro, wie Menschen vor dem nachgebauten Stollen stehenbleiben, die Tafeln lesen und das Bauwerk studieren – es waren sogar schon Besucher aus Berlin da.“ Gerne erinnnert sich Altun an den Besuch von NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, die zur Einweihung leuchtende Augen bekam, da auch ihr Vater als Bergmann dazu beitrug, dass sich Deutschland zu einer starken Industrienation emporschwingen konnte. Zudem hätten ihn Freunde gefragt, warum er für das für Rheinhausen so wichtige Denkmal etwa 30.000 Euro investiert hätte. Altun: „Ohne Kohle und Stahl kein Wohlstand – es ist für mich eine Ehre und Verpflichtung, etwas zurückgeben zu dürfen.“

Heinz Billen berichtet über das Denkmal in Rumeln-Kaldenhausen Ähnliches. „Die Leute verwickeln mich vor Ort gerne und immer wieder in Gespräche, sie interessieren sich selbst für Kleinigkeiten am Andenken. Es wird häufig fotografiert und ist irgendwie schon eine Landmarke.“ Wenn er vor Ort am Bauwerk oder an der benachbarten Remise arbeite, seien die Passanten schnell beim Thema. „Das hat mir schon etliche Stunden gekostet.“

In der Tat hat sich, nachdem Bezirksvertreter Ferdi Seidelt 2017 die Idee hatte, den heimischen Bergbau (1937 bis1973) speziell in Rumeln-Kaldenhausen sichtbar zu machen, eine Menge getan. Gleich zehn Sponsoren sorgten für zwei baugleiche Denkmäler, welche, so Ex-Steiger Walter Stärk, es in dieser Form bundesweit wohl kein weiteres Mal geben würde. „Wir zeigen auf neun Quadratmetern, was den Bergbau im Pott ausgemacht hat. In der Tat können speziell Schulklassen hier immer wieder Neues entdecken.“

Sprach es und überreichte Altun eine original Grubenlampe für seine Verdienste um die Bewahrung des Bergbau-Erbes. Altun hat übrigens auch eine Tafel anbringen lassen, die an das schreckliche Grubenunglück in seiner Heimat erinnert. In Soma starben im Mai 2014 über 300 Bergleute. Die Umstände, die zu diesem Unglück führten, und die staatliche Nachbearbeitung treiben dem überzeugten Humanisten noch heute Tränen in die Augen.

Freude verbreitet dagegen die Tatsache, dass von den vielen Utensilien, die die Bauwerke schmücken und den Bergbau untertage verdeutlichen, nichts entwendet wurde. Bis auf die Schnupftabak-Dose – die fand an beiden Standorten neue Besitzer.

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