(Foto: Kristina Grafen)
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Dinslaken. Wenn misshandelte Frauen ins Frauenhaus fliehen, dann laufen die Vorbereitungen dafür zwangsläufig heimlich ab. Kein Wunder also, dass es im Dinslakener Frauenhaus vor allem in der ersten Phase der Pandemie keine verstärkte Nachfrage nach Hilfe und Beratung gab. Denn Home Office, strenge Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen und Kurzarbeit hätten eben diese heimlichen Vorbereitungen erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht, so der Verein „Frauen helfen Frauen“, Träger des Dinslakener Frauenhauses. Ein Punkt jetzt bei einem Gespräch mit Vertreterinnen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Dinslaken über die Auswirkungen von Corona auf die Arbeit des Vereins.

Ein ernstes Thema, das bei einem fröhlichen Anlass aufkam. Denn AsF-Vorsitzende Kristina Grafen und Ehrenvorsitzende Maria Fütterer hatten sich mit dem Team des Frauenhauses verabredet, um Weihnachtsfrauen zu spielen. Auch in diesem Jahr hatten die Sozialdemokratinnen gemeinsam mit den Jusos einen Wunschbaum für die Frauen und Kinder organisiert, die zurzeit im Dinslakener Frauenhaus leben. Während auf den Wunschzetteln der Mütter vor allem Einkaufsgutscheine standen, hatten die Kleinen Spielzeug, Fußball und auch warme Winterkleidung aufgeschrieben. Und da die AsF-Frauen und die Jungsozialisten großzügig sind, kam noch der eine oder andere Kinogutschein und Süßes mit in die Tüte. Da im Frauenhaus auch Alltagsgegenstände wie Tassen, Frischhalteboxen und ähnliches gebraucht werden, wurden auch diese Wünsche erfüllt. Kurz: Auf „Frauen helfen Frauen“ wartete ein großer Berg mit bunten Päckchen.

Die besondere Situation gerade im ersten Lockdown habe es Frauen schwer gemacht, sich aus einer gewalttätigen Beziehung zu lösen. Noch schwerer als sonst. Denn es sei ein Schritt in die Ungewissheit, viele Frauen blieben trotz der Misshandlungen lange in einer Beziehung. Gewalt finde nicht in jedem Fall täglich statt, Frauen hofften auf eine Änderung, sprich Verbesserung der Situation.

Hinzu sei gekommen, dass die allgemeine Verunsicherung der Gesellschaft sich auch auf die betroffenen Frauen ausgewirkt habe. Die Sorge, sich dort mit Corona anzustecken, wo Menschen auf engem Raum zusammenlebten, sei groß gewesen – trotz der Möglichkeit, sich impfen und testen zu lassen. Häufig hätten Frauen angerufen, ihr Kommen angekündigt, um dann am nächsten Tag aus Angst vor einer Infektion wieder abzusagen. Das Dinslakener Frauenhaus bietet Platz für neun Frauen mit ihren Kindern, aktuell leben sieben Frauen mit ihrem Nachwuchs dort.

Wie überall hat Corona auch im Frauenhaus den Alltag verändert, sowohl für die Bewohnerinnen als auch für das hauptamtliche Team: AHA-Regeln, regelmäßige Tests aller Frauen und Kinder im Haus, die Infos zu Impfmöglichkeiten, die allgemeinen Hygienemaßnahmen, die wechselnden Coronaverordnungen – eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Dazu Kristina Grafen: „Das Frauenhaus hat in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag gefeiert. Im März hat der Stadtrat einer barrierefreien Erweiterung zugestimmt. Und dank der Ampelkoalition scheint der Weg frei zu sein für eine gesicherte Finanzierung der Frauenhäuser. So steht es im Koalitionsvertrag. AsF und Jusos gehen davon aus, dass diese Absichtserklärung schnellstmöglich umgesetzt wird.“

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