Essen. Nachdem Falk Hagen vom Theater Courage, Goethestr. 67, in der letzten Silvesternacht ein Foto von sich und der Musikbox gemacht hat, kam ihm dabei die Idee zu diesem Gedicht.
He Fremde am anderen Ende vom Tresen,
Du schaust so wehmütig traurig drein
Wer bist Du, geheimnisvolles Wesen?
Von welchem Jahrgange ist Dein Wein
vor dem Du so traurig sitzt
Ich sehe voll Fragen Dir zu
Wie Du vom Glasrande nippst
Die Nähe zu Dir, die will ich partout
doch trauen tue ich mich nicht
Die Jukebox spielt ´n Lied, ´n altes
Du, Einsame, hebst Dein Gesicht
Ich trink mein Getränk, ein eiskaltes
nehm´ mich zusammen und fasse Mut
Ich muss jetzt was Nettes sagen
was klug ist und witzig und gut
doch große Zweifel mich plagen
Bin ich denn für sie gut genug
Für die fremde und schöne Frau?
grad leer´ ich den Krug mit einem Zug
Da hört man von draußen Radau
Abrupt verlässt sie diese Bar
die Schöne vom anderen Stern
lässt alles stehn, wo es grad war
hypnotisch gebannt folg´ ich ihr gern
Draußen hat das neue Jahr begonnen
Es sammeln sich Leute knallend am Platz
Sie feiern ausgiebig und dennoch besonnen
Drücken sich mit freudig mit dickem Schmatz
Wo bist Du, traurige Thekenvertraute?
Verschluckt im tanzenden Partygesinde
Raketen zerschellen, helle und laute
die Aparte ich nicht mehr wiederfinde
Allein kehr ich richtung Bar zurück
mir fehlt halt der Killerinstinkt
Verlassen vom ersehnten Glück
das nur den Erfolgreichen winkt
Ich betrete die Bar und schaue verdutzt
Mir zwinkert zu das vertraute Augenpaar
während der Barmann schon die Gläser putzt
bin ich verlegen und denke nicht klar
Die Jukebox spielt die Melodie, die alte
Setz´ mich neben Madame ans Thekenende
Die Fremde bestellt Getränke, zwei kalte
wir nehmen sie zwischen unsere Hände
Eine Träne rinnt uns runter die Wange
Wir schwelgen und fühl´n uns hauseigen
Aus der Jukebox klingt inzwischen Gesange
Wir nippen an Gläsern und schweigen
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