Tischlermeister Wilhelm Kohnen mit dem Diamantenen Meisterbrief, sein Sohn Christian mit dem Silbernen: Die Auszeichnungen erhielten die beiden Tönisvorster kürzlich von Uwe Sötje (l.), Obermeister der Tischler-Innung Kreis Viersen, und Klaus Koralewski von der Kreishandwerkerschaft Niederrhein (Foto: Kreishandwerkerschaft / Büntig)
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Tönisvorst. Wilhelm und Christian Kohnen: Meisterjubiläen im Tischlerhandwerk

Das kommt nicht alle Tage vor, dass Vater und Sohn fast zeitgleich besondere Meisterjubiläen feiern können: Wilhelm Kohnen aus Tönisvorst ist seit sechs Jahrzehnten Tischlermeister, sein Sohn Christian seit gut 25 Jahren.

Wilhelm Kohnens Talent für das Arbeiten mit Holz zeigte sich früh: Schon als Junge mit zehn, elf Jahren baute er aus einer Kiste eine Krippe. Und wenn auf dem Bauernhof seiner Eltern eine Tür klemmte, kümmerte er sich darum. Schnell war klar: „Der repariert alles.“ Und da bei fünf Kindern im Haus auch feststand, dass nicht alle Landwirt werden konnten, und zudem neben der Metzgerei der Patentante in St. Tönis eine Schreinerei war, musste Wilhelm Kohnen bei seiner Berufswahl nicht lange überlegen.

Die Liebe zu seinem Beruf hält bis heute an. Nach wie vor ist der inzwischen 88-jährige Ehrenobermeister der Tischler-Innung täglich für einige Stunden in die Schreinerei, die er mehr als vier Jahrzehnte lang geführt hat. Hier kümmert er sich um kleinere Reparaturen, setzt beispielsweise Stühle für Kunden wieder instand, oder fertigt etwas für sich selbst. „Er findet immer etwas. Und wir sind froh, dass wir ihn jeden Tag sehen“, sagt sein Sohn Matthias, der den Betrieb am Tackweg in St. Tönis im Jahr 2006 zusammen mit seinem Bruder Christian übernommen hat. Wilhelm Kohnen hat eine andere Antwort auf die Frage, was er in der Werkstatt tut: „Die Mannschaft ärgern“, lacht er.

1961 machte Wilhelm Kohnen seinen Tischlermeister, 1963 übernahm er die Schreinerei, nachdem der vorherige Inhaber Emil Schmölders tödlich verunglückt war. Er kannte den Betrieb, hatte dort einige Jahre als Geselle gearbeitet. Bereits ein Jahr später begann der erste Auszubildende bei Kohnen. „Später hat er die Meisterprüfung gemacht“, erinnert sich der Senior, der in seiner aktiven Zeit 30 junge Leute ausgebildet hat. Das führen seine Söhne weiter: Bis heute haben in der Schreinerei Kohnen 37 Tischler ihr Handwerk erlernt.

Sieben Jahre nach der Betriebsübernahme zog Wilhelm Kohnen in das Gewerbegebiet Tackweg in St. Tönis. Dort errichtete er 1981 auch eine neue Betriebshalle. Auch seine beiden Söhne Christian (53) und Matthias (50) wurden Tischler. „Wir sind quasi in der Schreinerei groß geworden. Da kam der Berufswunsch irgendwie automatisch“, sagt Christian Kohnen. Er absolvierte die Ausbildung in einem anderen Betrieb und die Gesellenzeit bei seinem Vater. Dann besuchte er die Meisterschule im bayerischen Ebern bei Bamberg und schloss sie 1996 erfolgreich ab – deshalb ist er auch nicht Tischlermeister, wie sein Vater und sein Bruder, sondern Schreinermeister: So heißt der Beruf in Süddeutschland. 1998 qualifizierte er sich zusätzlich zum Betriebswirt im Handwerk.

Heute beschäftigt die Schreinerei Kohnen acht Mitarbeiter. Das Aufgabenspektrum beschreibt Matthias Kohnen augenzwinkernd so: „Wir machen alles außer Pferde beschlagen.“ Überwiegend ist der Betrieb im hochwertigen Möbelbau und Innenausbau tätig, auch Küchen, Treppen und Bauschreinerei gehören zum Angebot. „Wir haben viele Privatkunde, statten aber beispielsweise auch Arztpraxen aus“, sagt Mattias Kohnen. Seit vielen Jahren ist die Schreinerei in England aktiv. Kohnen arbeitet für einen Hersteller von Fertighäusern und arbeitet viel für Privatkunden in London. Über die Handwerkskammer wurde damals der Kontakt hergestellt.

Wilhelm Kohnen freut sich, dass seine Söhne den Betrieb so gut weiterführen. Und es macht ihn stolz, wenn er in Tönisvorst oder Krefeld an Häusern und Wohnungen vorbeikommt, in denen er gearbeitet hat. „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man dort was geleistet hat“, sagt der 88-Jährige, der seit 70 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst angehört und ihr ältestes lebendes Mitglied ist. Auch „Silbermeister“ Christian Kohnen ist bereits seit über 35 Jahren Feuerwehrmann.

Viele Jahre hat sich Wilhelm Kohnen ehrenamtlich für sein Handwerk eingesetzt; von 1986 bis 1999 war er Obermeister der Tischler-Innung Kreis Viersen. Zum Dank ernannten ihn die Mitglieder zum Ehrenobermeister. Über den Diamantenen Meisterbrief, den ihm sein Nachnachfolger Uwe Sötje gemeinsam mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Klaus Koralewski von der Kreishandwerkerschaft Niederrhein kürzlich in der Innungsversammlung überreichte, sagt er: „Ich freue mich, dass ich das in Gesundheit erleben kann.“ Mit seiner Frau Käthe (81) ist er seit 55 Jahren verheiratet; das Paar hat drei Kinder und eine Enkelin.

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