(Foto: privat)
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Kleve/Goch/Kreis Kleve. Seit Juni 2021 haben die Vorstände der Sparkassen Rhein-Maas und Goch in intensiven und vertrauensvollen Fusionsgesprächen die Möglichkeit eines Zusammenschlusses der beiden Häuser geprüft, bewertet und vorbereitet. Später waren dann auch die Trägergemeinden und die Verwaltungsratsvorsitzenden in die Gestaltung der politischen Eckpfeiler mit einbezogen. In den letzten Februar-Tagen haben dann die Träger der beiden Sparkassen die für die Fusion erforderlichen Beschlüsse gefasst.

Die Verbandsvorsteherin des Sparkassenzweckverbandes Rhein-Maas, Landrätin Silke Gorißen – neben den Bürgermeistern von Emmerich, Goch, Kevelaer, Kleve, Straelen und Weeze an den Gesprächen beteiligt – fasst das Ergebnis zusammen: Die Gespräche wurden in einer konstruktiven Stimmung geführt, natürlich wurde teilweise hart um einzelne Aspekte der politischen Eckpfeiler gerungen, andere Entscheidungen konnten angesichts der rechtlichen, steuerrechtlichen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gar nicht anders getroffen werden. Am Ende war uns Trägern wichtig, dass wir eine starke Sparkasse vor Ort schaffen, die verlässlicher Partner für die Kundschaft, die Menschen, die Träger und die Mitarbeitenden ist. Dazu haben wir mit dem Fusionsvertrag eine tragfähige Basis geschaffen.

Die Verwaltungsrats-Vorsitzenden Guido Gleißner (Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze) und Prof. Dr. Ralf Klapdor (Sparkasse Rhein-Maas) bestätigen diese Einschätzung: Ralf Klapdor sieht die Sparkassen als unverzichtbare kommunale Einrichtung für die Region – als Partner der Wirtschaft, der Menschen und Kommunen. Aber die Sparkassen sind auch Wirtschaftsunternehmen, daher hat die Politik von Anfang an deutlich gemacht: es geht hier vor allem um betriebswirtschaftlich sinnvolle Lösungen in einem auch aufsichtsrechtlich immer komplexer werdenden Rahmen. Nachdem die Vorstände signalisiert haben, dass und wie eine solche Vereinigung für Sparkassen, Träger, Kunden und Region sinnvoll sein kann, war die Politik gefordert, sich mit den entsprechenden Konzepten zu befassen. Auf der Grundlage des jetzt unterzeichneten Vertrages ist das Genehmigungsverfahren bei den Aufsichtsbehörden eingeleitet worden. Ende Mai soll die neue Sparkasse ihre Arbeit aufnehmen.

So hält auch Guido Gleißner aus Sicht der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze die Fusion für richtig, denn die lang andauernde Niedrigzinsphase, der demografische Wandel, die Digitalisierung, die Bankenregulatorik sowie die steigenden Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung belasten zunehmend die Ertrags- und Kostensituation insbesondere der regionalen Kreditinstitute.  Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man entscheiden muss, ob es noch sinnvoll ist, sich als vergleichsweise kleine Sparkasse allein den immer neuen Anforderungen zu stellen.

Silke Gorißen stellt die wesentlichen Eckpfeiler der „neuen“ Sparkasse vor: Die Sparkasse wird auch im Geschäftsgebiet Goch-Kevelaer-Weeze unter dem Namen Sparkasse Rhein-Maas im Markt auftreten, sie wird ihren Sitz in Kleve behalten, die Verbandsversammlung wird um Vertreter aus den Räten von Goch, Kevelaer und Weeze erweitert. Der Verwaltungsrat, der die Funktion eines Aufsichtsrats hat, wird vorübergehend um drei sachkundige Bürger und ein Mitglied als Vertretung der Dienstkräfte erweitert, um so auch die bisherige Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze abzubilden. Ab 2025 wird die Anzahl der Mitglieder des Verwaltungsrates wieder reduziert – dabei werden beide Seiten auf Sitze verzichten.

Der Vorstand wird aus drei Mitglieder bestehen:

  • Michael Wolters verantwortet als Vorstandsvorsitzender die Bereiche Steuerung und Marktfolge,
  • Thomas Müller verantwortet als Vorstandsmitglied das Anlagegeschäft und die Private Kundschaft.
  • Wilfried Röth als Vorstandsmitglied übernimmt das Kreditgeschäft und die Gewerbliche Kundschaft.

Als besondere Aspekte der neuen Sparkasse nennt Michael Wolters: „Mit der neuen Sparkasse, die mit ihrem Namen Sparkasse Rhein-Maas weiterhin ihre regionale Verbundenheit ausdrückt, entsteht mit einer Bilanzsumme von 3,3 Milliarden Euro das größte Kreditinstitut mit Sitz im Kreis Kleve. Rund 475 Mitarbeiter/innen betreuen an 14 Standorten ca. 238.000 Kundenkonten mit einem Kredit- und Anlagevolumen von mehr als 5 Milliarden Euro. Die Hauptstelle wird in Kleve sein.

Für interne Arbeitsplätze hat ohnehin „mobiles Arbeiten“ eine große Bedeutung erlangt – ein Thema, das auch bei der Raumplanung an den verschiedenen Standorten berücksichtigt werden muss.

Thomas Müller, zukünftig für das Privatkundengeschäft im gesamten Geschäftsgebiet verantwortlich, bekräftigt, dass die Sparkasse trotz aller Digitalisierung in allen Kommunen mit Standorten vertreten bleiben will und betont dabei die Wichtigkeit der Nähe und des persönlichen Kontaktes zum Kunden. Immer komplexer werdende Anlage- und Kreditprodukte kann man nicht immer einfach per per App oder Online Banking vermitteln. Wir müssen für unsere Kunden die verschiedenen Zugangswege – digital und persönlich – offenhalten, Kundinnen und Kunden entscheiden, wie sie mit uns kommunizieren und ihre Geschäfte abwickeln wollen. Dazu gehören z. B. der persönliche Kontakt in der Geschäftsstelle oder beim Kunden zuhause, die Videoschalte oder das Online Banking. Er verspricht sich aus der Fusion einen Schub für das Kundengeschäft. Wir entlasten unsere Kundenberaterinnen und -berater von administrativen Tätigkeiten, geben ihnen mehr Hilfsmittel an die Hand, können Spezialisten für Wertpapieranlage, Immobiliengeschäft oder Versicherungen in einem stärkeren Maße hinzuziehen, als es in einem kleinen Haus möglich war.

Für die Kunden vor allem auch in Goch, Kevelaer und Weeze gilt, dass alle bestehenden Verträge zu den vereinbarten Konditionen weitergeführt werden. Zu Änderungen wird es allenfalls bei Konto-nummern kommen, falls gleiche Nummern in beiden Häusern vergeben sind, allerdings nicht jetzt unmittelbar, sondern erst nach der technischen Fusion im November 2022. Ansonsten werden nach diesem Stichtag auch alle anderen Kontoinhaber im Geschäftsgebiet Goch, Kevelaer, Weeze nach und nach eine neue SparkassenCard erhalten, da sich die IBAN in Bezug auf die darin enthaltene Bankleitzahl ändert. Natürlich werden wir versuchen, erforderliche Änderungen automatisch im Hintergrund ablaufen zu lassen, so dass für die Kundinnen und Kunden möglichst kein Aufwand entsteht.

Die bestehenden persönlichen Beziehungen zwischen Kundschaft und Beratenden soll möglichst bestehen bleiben – was für das Gesamthaus gilt. Mit dieser gemeinsamen Sparkasse können wir die Marktstellung der Häuser nutzen und den Kunden über unsere Beratungskompetenz einen nachhaltigen Mehrwert bieten.

Wilfried Röth verantwortet das Kredit- und das Immobiliengeschäft der Sparkasse und bestätigt diese Einschätzung auch für seine Geschäftsfelder: Bewährte Strukturen und gewachsene Kundenbeziehungen in der bisherigen Sparkasse Rhein-Maas beibehalten und sie durch eine Verzahnung der demnächst größeren Kundenbereiche sowie die Einbindung von Spezialisten – zum Beispiel im Bereich von Elektronischen Zahlungssystemen im Handel, bei der Vermittlung von Fördergeldern oder auch im Auslandsgeschäft – weiter verbessern. Auf diese Weise kann den Unternehmern und Bauherren – gerade in den Geschäftsgebieten Goch, Kevelaer und Weeze – ein Fusionsmehrwert geboten werden.

Auch für Firmenkunden sind digitale Angebote heutzutage, neben der persönlichen Beratung, unverzichtbar – da ist es von Vorteil, wenn man die dafür erforderlichen Investitionen in die Zukunft nur einmal und dann direkt für eine größere Zahl von Kunden stemmt. Ebenso wie im Privatkundenbereich wollen wir auch in der gewerblichen Kundenbetreuung mehr Zeit für die Kundenberatung schaffen – dazu gehören auch personelle Verstärkungen.

Ein weiterer Vorteil der neuen Größe der Sparkasse: die Kreditvergabemöglichkeiten werden ausgeweitet, und das sowohl bei den Einzelengagements als auch im Gesamtbestand.

Ferner bietet ein zusätzlicher Aspekt künftig Chancen und Möglichkeiten für das vergrößerte Geschäftsgebiet: Die Sparkasse Rhein-Maas bringt zwei Gesellschaften, die sich im Immobilienbereich um Projektentwicklung, Grundstückserschließungen und Bebauung kümmern, mit in die Fusion ein. Sie können einen zusätzlichen Beitrag zur Schaffung von Wohnraum leisten.

Michael Wolters betont auch die Vorteilhaftigkeit der Fusion für die Träger und die Menschen in der Region: Stabile Gewerbesteuerzahlungen für alle Kommunen, die Erhaltung von Arbeitsplätzen vor Ort, die Erhaltung von fünf Stiftungen in ihren Geschäftsgebieten und die Beibehaltung des gemeinnützigen Engagements in der Heimat gehören weiterhin zum Markenkern der Sparkasse.

Erfolgsfaktor eines Unternehmens sind immer auch die Beschäftigten – so berichtet Michael Wolters aus den Gesprächen mit den Personalräten: Für die Bewältigung der Fusion brauchen wir jede Hand und jeden Kopf und auch danach werden wir interessante Arbeitsplätze und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Natürlich werden wir in einem fusionierten Haus in den internen Bereichen langfristig mit weniger Mitarbeitenden auskommen als in zwei getrennten Sparkassen. Wir haben uns bewusst ein Ziel erst für das Jahr 2026 gesetzt, denn bis dahin werden viele Mitarbeitende aus beiden Sparkassen „rentennah“ sein, so dass das Ziel der Reduzierung über natürliche Fluktuation erreicht werden kann – fusionsbedingte Kündigungen haben wir daher in einer Betriebsvereinbarung mit den Personalräten ausgeschlossen. Und ganz wichtig: die Altersstruktur bietet die Möglichkeit, auch zukünftig nicht nur auszubilden, sondern wir haben auch die jährliche Übernahme von „fertigen Azubis“ bei unseren Personalplanungen fest vorgesehen. Die Sparkasse bietet somit auch weiterhin attraktive Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Perspektiven, die bei immer komplexeren Kundenangeboten und aufsichtsrechtlichen sowie technischen Anforderungen durchaus interessante Arbeitsplätze in der Region erhalten.

Die Träger, Gremien, Vorstände und Mitarbeitenden blicken jedenfalls zuversichtlich auf die jetzt gestartete Projektphase und das Zusammenwachsen zu einer gemeinsamen Sparkasse.

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