Hansjörg Ackermann (Foto: Anja R. Steinhoff)
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Neukirchen-Vluyn. Seit mehr als 50 Jahren hält Hansjörg Ackermann in seinen zahlreichen Aquarellen die niederrheinische Donkenlandschaft fest. Diese sieht er mit dem geplanten Kies- und Sandabbau in großer Gefahr. Im Gespräch mit Anja R. Steinhoff von #daspinkekreuz (dpK) erzählt der 85-jährige Neukirchen-Vluyner, warum ihm der Erhalt seiner Heimat wichtig ist.

dpK: Herr Ackermann, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie durch das geplante Abbaugebiet spazieren gehen?

Hansjörg Ackermann: Ich sehe Bilder einer Landschaftszerstörung vor meinem geistigen Auge. Wir reden hier von einem unglaublich schönen Stück Natur, das in Gefahr ist. Konkret geht es um den Kleinen Hugengraben, der an der Grenze der Neukirchener Bebauung – an der Lindenstraße – beginnt sich in einem großen Bogen in nördliche Richtung bis zur Halde Norddeutschland zieht. 

 

dpK: Was macht diese Landschaft so besonders?

Hansjörg Ackermann: Beim kleinen Hugengraben handelt sich um einen uralten, von Fließgewässern geformten Landstrich. Mit seinen alten Bäumen, den vielen Kopfweiden, finden wir hier eine der letzten noch gut erhaltenen und unverbauten Donkenlandschaften am Niederrhein vor, also ein Kleinod ersten Ranges. Nicht von ungefähr handelt es sich hier um ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. 

 

dpK: Hier sollte der Name Programm sein, nämlich die Landschaft zu schützen. Oder?

Hansjörg Ackermann: Genau. Es muss nicht nur uns, sondern auch den nachfolgenden Generationen unbedingt erhalten bleiben. Das autofreie Gebiet hat einen großen Erholungswert für uns Menschen in Neukirchen-Vluyn, die wir von zwei Autobahnen umgeben sind.

 

dpK: Wie sieht für Sie diese Erholung konkret aus?

Hansjörg Ackermann: Seit mehr als fünfzig Jahren bin ich dort fast täglich und halte diese wunderbare Natur in meinen Aquarellen fest. Für mich ist das Erholung pur. Beim Malen lege ich großen Wert darauf, die jeweilige Wetterstimmung einzufangen. So fanden meine Bilder früher in mehr als zwanzig Einzelausstellungen guten Zuspruch.

 

dpK: Ihre Aquarelle geben diese Stimmung wirklich eindrucksvoll und lebendig wider. Einige zeigen noch die alte Zeche Niederberg, die 2001 geschlossen wurde.

Hansjörg Ackermann: Das stimmt. Meine Aquarellsammlung, entstanden in mehr als fünf Jahrzehnten, dokumentiert den Wandel der Zeit. Unsere Landschaft hier hat alle Veränderungen – auch den Bergbau – gut überstanden. Jetzt aber ist der Sand- und Kiesabbau für sie eine große Gefahr.

 

dpK: Welche Botschaft möchten Sie der Politik und der Kiesindustrie mitgeben?

Hansjörg Ackermann: Ich bin schon alt und werde den Sand- und Kiesabbau, wenn er denn überhaupt realisiert wird, wahrscheinlich nicht mehr erleben. Aber die Vorstellung, dass hier in einigen Jahren Bagger und Förderbänder stehen, mit denen eine wunderschöne Natur, die einzigartigen niederrheinische Donkenlandschaft, zerstört wird, sind für uns – meine Frau Ulli und mich – unerträglich. Daher möchten wir die Pläne nicht widerspruchslos hinnehmen. 

 

dpK: Was können wir als #daspinkekreuz tun?

Hansjörg Ackermann: Ich finde es bemerkenswert, mit welchem Engagement Sie und Ihre Mitstreiter gegen den Abbau unserer Bodenschätze seit Monaten unermüdlich aktiv sind. Machen Sie bitte weiter so! Nutzen Sie gerne meine Bilder, um zu zeigen, was hier mit dem Raubbau an der Natur zerstört würde. Wenn wir dadurch mehr Aufmerksamkeit für unsere entschieden ablehnende Meinung zum Kiesabbau und damit zum Ausverkauf unserer Heimat erreichen könnten, wäre das für mich die größte Genugtuung. 

 

dpK: Dies machen wir sehr gerne, Herr Ackermann. Vielen Dank für das Gespräch.

Aquarelle von Hansjörg Ackermann (Collage: Anja R. Steinhoff)
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