Der marode Stadtbahnbereich auf der Strom- und Flutbrücke muss unvorhergesehen komplett ausgetauscht werden (Foto: Stadt Köln)
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Köln. Die Verwaltung legt dem Rat in der Sitzung am Donnerstag, 5. Mai 2022, eine Mehrkostenmitteilung für die Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke vor. Der Rat stimmte am 28. September 2017 Realisierungskosten für die Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke in Höhe von rund 188 Millionen Euro zu. Diese Summe setzt sich zusammen aus den bewilligten 163,6 Millionen Euro plus eines 15-prozentigen Risikozuschlags.

Der etwa einen Kilometer lange Brückenzug besteht aus vier Teilbauwerken. Die beiden außenliegenden Teilbauwerke (linksrheinisch die Deichbrücke und rechtsrheinisch die rechtsrheinische Rampe) werden abgebrochen und komplett neu erstellt. Beide Bauwerke wurden 1929 in Betrieb genommen und im Krieg nicht zerstört. Die dazwischenliegenden Teilbauwerke Strom- und Flutbrücke werden grundhaft instandgesetzt und verstärkt. Die Strombrücke und Teile der Flutbrücke wurden im Krieg zerstört, anschließend wieder aufgebaut und 1951 erneut in Betrieb genommen.

Die festgestellten Schäden des denkmalgeschützten Brückenzugs sind – wie bereits mehrfach in den Medien berichtet wurde – wesentlich umfassender als zum Baubeschluss angenommen. Bisher hatte die Verwaltung zu den festgestellten Schäden noch keine konkreten Mehrkosten bekannt gegeben, sondern immer auf die nun vorliegende Mehrkostenmitteilung verwiesen. Zusammengefasst resultieren die Kostensteigerungen hauptsächlich aus der Bauwerkssubstanz der Strombrücke und der rechtsrheinischen Rampe. Wesentliche Konstruktionsbereiche waren erst nach Umsetzung des Hängegerüstes unterhalb der Strombrücke einsehbar beziehungsweise konnten erst nach Abtragung des Korrosionsschutzes, beispielsweise der Zustand von Schweißnähten und Nieten, begutachtet werden. An der rechtsrheinischen Rampe wurden die erheblichen Schäden erst nach Entkernung und Entfernung der nichttragenden Wände des Tragwerks sichtbar. In diesem Zuge erforderliche Baustoffproben, Baustoffanalysen und die Einholung gutachterlicher Empfehlungen haben die Bauzeit erheblich verlängert.

Die nun ermittelten Mehrkosten betragen nach aktuellem Stand 137,9 Millionen Euro brutto. In diesen Kosten wurden bereits beauftragte Nachträge zu erforderlichen zusätzlichen und geänderten Leistungen in der beauftragten Höhe sowie bereits vorliegende noch nicht verhandelte Nachtragsangebote in Höhe des Nachtragsangebotes berücksichtigt.

Außerdem wurden erhöhte Baunebenkosten und absehbare Massenmehrungen berücksichtigt. Damit werden aktuell Gesamtkosten der Instandsetzungsmaßnahmen in Höhe von 301,5 Millionen Euro brutto ermittelt. Diese setzen sich zusammen aus den genehmigten 163,6 Millionen Euro und den Mehrkosten von 137,9 Millionen Euro.

In fünf Mitteilungen wurde seit Baubeginn über die Sachstände, Herausforderungen und die aufgrund des festgestellten Bauwerkszustandes erforderlichen Umplanungen zur Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke sowie die Bauzeitverlängerung berichtet:

Umfangreiche Bestandsanalysen im Vorfeld erforderlich
Das Beispiel zeigt, dass bereits im Zuge der Planung noch umfangreichere Bestandsanalysen als bisher durchgeführt werden müssen, um realistischere Baukosten und Bauzeiten angeben zu können. Dieses Prinzip wird die Stadtverwaltung in Zukunft verfolgen.

Sehr aufwendig ist die Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke aufgrund der Aufrechterhaltung der Verkehrsverbindung und der Umsetzung der dafür erforderlichen temporären Unterstützungsmaßnahmen. Die Mülheimer Brücke ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk, das unter Aufrechterhaltung des Verkehrs (motorisierter und nichtmotorisierter Individualverkehr sowie Stadtbahn) im Bestand zum Teil erneuert, zum Teil verstärkt und gesamt instandgesetzt wird. Eine Maßnahme in dieser Dimension an einem denkmalgeschützten Bauwerk wurde seitens der Verwaltung bisher nicht durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden bei der Planung und Ausführung der mittelfristig ebenfalls zur Sanierung anstehenden weiteren städtischen Rheinbrücken (Severinsbrücke, Deutzer Brücke, Zoobrücke) berücksichtigt.

Als nächster Meilenstein steht im Juli 2022 der Trennschnitt an der rechtsrheinischen Rampe an. Anschließend erfolgen Abbruch und Neubau des südlichen Teilbauwerks. Erst nach Umsetzung des Neubaus und Verlegung des Verkehrs auf die Südseite kann die Bauphase 2 mit der 19-wöchigen Verkehrssperrung für die Stadtbahn umgesetzt werden.

Aktuell wird von einem Beginn der Bauphase 2 im März 2024 ausgegangen. Entsprechend verschiebt sich die Fertigstellung der Bauphase 4 mit der Aufhebung der Verkehrseinschränkungen um ein halbes Jahr auf Mitte 2026.

Die vollständige Mitteilung der Verwaltung ist unter https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=106848 einsehbar.

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