Oberhausen. Integration durch Sport
Zu wenig Schwimmkurse, zu wenig Kinder, die das Schwimmen lernen – schon vor der Coronakrise war dies ein vieldiskutiertes Thema. Die Pandemie sorgte dann zusätzlich für einen weiteren Einbruch bei der Schwimmausbildung und betraf auch besondere Projekte wie „Schwimmen und Sprache“. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtsportbundes Oberhausen (SSB) e.V., des Behindertensports (BS) Oberhausen e.V., des Kommunalen Integrationszentrums (KI) sowie des Integrationsrats der Stadt Oberhausen und wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ ins Leben gerufen.
„Lange Arme“, „Kopf hoch“, „Ruhig“, „Das schaffst du“, so hallen die Rufe der Schwimmlehrer*innen an diesem Samstag zum Ferienende und Projektabschluss durch das Hallenbad Oberhausen, an dem die Kinder zeigen konnten, was sie in den vergangenen Tagen im Wasser gelernt haben. Hinter ihnen liegt ein Unterricht, der Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung fordert, denn gerade Kinder aus Zuwanderfamilien haben teils traumatische Erfahrungen auf ihrer Flucht in eine neue Heimat gesammelt. Deshalb geht es neben der Schwimmfähigkeit auch um den Abbau von Ängsten und Hemmnissen im Wasser. Zum Abschluss konnten die Kinder das offizielle Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ erwerben.
„Unser Projekt ‚Schwimmen und Sprache‘ richtet sich an Kinder, die sowohl das Schwimmen als auch die deutsche Sprache noch nicht sicher beherrschen“, erklärt Wolfgang Funke, er ist Abteilungsleiter Schwimmen beim BSO. „Schwimmen und Sprache“ ist in erster Linie eine Integrationsmaßnahme, der BSO ermöglicht zudem auch eine inklusive Ausrichtung. Die Kinder erhielten in den Osterferien über insgesamt acht Tage eine intensive Schwimm-und Sprachförderung durch den Einsatz von etwa einem halben Dutzend qualifizierter Schwimmlehrer*innen, Sporthelfer*innen und einer ausgebildeten Sprachlehrerin, Lisa Benninghoff. Die Betreuung der Kinder fand beim aktuellen Kurs in der Erich-Kästner-Schule statt, wo sie auch die Sporthalle nutzen konnten.
Die Besetzung der Kurse spiegelt teilweise auch das Weltgeschehen. Es gab die Phase, als viele Kinder aus Syrien an den Kursen teilgenommen haben, nun stammt etwa ein Drittel aus der Ukraine. „Wir hätten gern etwas mehr Zeit gehabt, diese Kinder sind ja gerade erst hier und da ist das mit der Sprache schwierig. Hier und da hilft zumindest etwas radebrechendes Englisch“, schildert Wolfgang Funke diese besondere Herausforderung beim aktuellen Kurs. Vermittelt werden die teilnehmenden Kinder über die Schulen.
Knapp 20 von insgesamt 30 Kindern stehen vor dem Sprung ins tiefe Wasser und dann vor der schweren Aufgabe, eine Bahn zu schwimmen, um das Seepferdchen zu erlangen. Für viele ist die Herausforderung noch zu groß, doch es ist beeindruckend zu sehen, wie sie ihre Scheu vor dem tiefen Wasser überwinden, wie sie sich der Herausforderung stellen. Immerhin zehn Kinder schaffen an diesem Tag das Seepferdchen, für andere hält der BSO auch noch Abzeichen für zehn Meter bereit. „Schwimmen und Sprache“ ist dabei auch ein Projekt mit Perspektive. „Viele Kinder machen weiter und erlangen dann bei uns auch das Bronzeabzeichen“, freut sich Wolfgang Funke und zeigt lächelnd auf einige Kinder, die einst hier angefangen haben und nun im regulären Training schon beachtliche Bahnen ziehen.