Eine Zimmertür wurde versiegelt (Foto: Rainer Niemann)
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Goch. Gestern (8.5.22) haben nordrhein-westfälische und niederländische Behörden in einer gemeinsamen Aktion insgesamt 8 Leiharbeiter-Sammelunterkünfte in Goch kontrolliert. An der Maßnahme waren auch Bau- und Ordnungsamt der Stadt Goch beteiligt. Aufgabe der städtischen Behörden war die Begutachtung der Unterkünfte aus baurechtlicher Sicht. Sie ergab, dass in jedem der kontrollierten Objekte für zum Teil mehrere Räume Nutzungsuntersagungen ausgesprochen werden mussten, weil Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden. Die Räume wurden versiegelt. Davon betroffen sind 25 Bewohnerinnen und Bewohner. Ihnen wurde ein städtisches Obdach angeboten, dies hat jedoch keiner von ihnen in Anspruch genommen. Die Bewohner wurden unmittelbar nach der behördlichen Maßnahme offenbar von Beauftragten ihres Arbeitgebers abgeholt.

Auslöser der Kontrollaktion war eine Strafanzeige der Stadt Goch gegen die Vermieter der durchsuchten Objekte wegen gewerbsmäßigen Mietwuchers. „Es besteht der Verdacht, dass die zwei Beschuldigten als Verantwortliche eines niederländischen Leiharbeitsunternehmens ihren überwiegend aus Rumänien stammenden Mitarbeitern gegen weit überhöhte Zahlungen stark abgewohnten und in einem vernachlässigten Zustand befindlichen Wohnraum zur Verfügung stellen. Die Beschuldigten sollen hierbei u.a. die prekäre finanzielle Lage der Geschädigten und deren fehlenden Sprachkenntnisse ausgenutzt haben, so dass die Geschädigten keine andere Möglichkeit gehabt haben sollen, als die ihnen vermittelten Wohnräume gegen das überhöhte Entgelt zu nutzen“, so die Polizei. 300 bis 400 Euro Miete für einen einfachen Schlafplatz in der Sammelunterkunft werden den Arbeitern direkt vom Gehalt abgezogen. Damit wandert ein Großteil des Nettolohns der überwiegend in niederländischen fleischverarbeitenden Betrieben tätigen Menschen direkt auf die Konten der Leiharbeiterfirma.

Die Stadt Goch bemüht sich seit Jahren, menschenunwürdige Unterbringungen von Leiharbeitern und die daraus entstehenden sozialen Konfliktherde und Beeinträchtigungen der Nachbarschaften zu unterbinden. Die großangelegte Kontrollaktion am Sonntag stützt diese Bemühungen und ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg.

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