(Foto: Stadt Willich)
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Willich. Nein, kein UFO über Willich. Und ja – der Start ist schon mal geglückt: Diese beiden Nachrichten vorweg. Nach einem ebenso kurzen wie enthusiastischen Countdown der kompletten Oberstufe wurde am heutigen Mittwochmorgen ein heliumgefüllter Ballon vom Oberstufenschulhof der Robert-Schuman-Europaschule in den Himmel über Willich geschickt. Wohin, weiß der liebe Himmel. Oder doch eher der Wind und die Strömungen in höheren und höchsten Schichten. Physiklehrer Dieter Huttenlocher und Julian Krüger, Schüler der Stufe 11 und fraglos Mastermind der Aktion, rechnen mit einem Landeareal in der Soester Börde. Das hat man ausgerechnet.

Der Reihe nach: Im Rahmen des Drehtürmodels (grob gesagt geht es um Begabtenförderung, geleitet von Gabi vom Bruch) an der Robert-Schuman-Europaschule plante Julian Krüger mit Unterstützung seines Physiklehrers Huttenlocher schon seit gut einem halben Jahr einen Start eines Ballons, der sich mit Helium gefüllt Richtung Stratosphäre aufmacht. Damals passte das Wetter nicht, jetzt lagen Wettervorhersage und behördliche Genehmigung im Einklang: Bis zu 30 Kilometer Höhe soll der Ballon schaffen – dann wird der Druck ihn „erlegen“, was aber dann zu keinem Absturz, sondern zu einer geplanten Landung via Fallschirm führen soll. Denn am Ballon hängen in jeweils meterlangem Abstand per roter Schnur befestigt eine Gondel und einen kleiner Fallschirm. Letzterer soll den Fall abbremsen, die Styropor-Gondel hat es wahrlich in sich: Sie ist bestückt mit zwei Kameras, einem Messinstrument für Wetterdaten – und zeichnet bildlich und datentechnisch ganzen Flug auf. Soweit der Plan.

„Wirklich ein besonderer Tag“ befand dann auch Alexander Rother, didaktischer Leiter der RSE, in der an solchen Tagen natürlich obligatorischen Ansprache: „So ein Projekt hat es an der Schule noch nicht gegeben – die Schule auf dem Weg in den Weltraum.“ Dass man quasi „nach den Sternen greife“, fügte er dann noch in seiner Eigenschaft als Pädagoge an, sollte allen Ziel und Vorbild sein – Ziel des Projektchefs Julian war allerdings zunächst mal ganz konkret, den Start auf die Reihe zu bekommen. „Vielleicht sage ich danach noch ein paar Worte, wenn alles geklappt hat und die Nervosität weniger geworden ist“ fügte er noch sympathisch an. Und dann ging es an die letzten Vorbereitungen: Viel Kabelbinder, Schnur und Panzerband sorgte dafür, dass der sich langsam füllende und wachsende Ballon, dankenswerter Weise von Julians Kumpels gehalten, mit Fallschirm und Gondel fest vertäut wurde – und dann ging es an den Start: Kurzer Countdown – und Liftoff. Perfekt.

Der strahlend blaue Himmel nahm den Ballon auf, der bemerkenswert zügig an Höhe gewann und dem doch kräftigen Wind trotzte. Mit einem eher archaisch anmutenden Winkelmesser errechnete der Physiklehrer noch schnell beim Blick in den Himmel die aktuelle Höhe des Gefährts, dann gab es erste Blicke auf die gps-gesendeten Daten: Alles funktioniert wie geplant.

Ist der Ballon wieder auf der Erde – wie gesagt, man rechnet mit einer Landung im Westfälischen – wird er dann eingesammelt. Wenn ihn jemand findet, ist er dann auch gleich informiert: Ein laminierter Aufkleber auf der Styropor-Gondel erläutert nach einem rot gehaltenen „Achtung!“ vorsorglich in eher beruhigendem Schwarz, dass es sich bei der Kiste um ein „ungefährliches physikalisches Wetterexperiment“ handelt, und bei wem man sich doch bitte bei der Robert-Schuman-Europaschule melden möchte…

Bleibt nur noch die Hoffnung, dass alles läuft, wie sich das der Junge Forscher, sein Physiklehrer und die vielen Helfer vorstellen. Dann gibt es hoffentlich jede Menge aufschlussreicher Daten und viele schöne Bilder. Dem Team wär’s zu wünschen – Ballon wie Team guten Flug!

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