v.l. Julia Benning und Guido Meyer, Netzwerk Ziele und Zeichen; Alexandra Schwedtmann, Geschäftsführerin der Diakonie im Ev. Kirchenkreis Dinslaken, Susanne Jantsch, Assessorin im Ev. Kirchenkreis Dinslaken (Foto: Henkel)
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Dinslaken/Duisburg/Voerde/ Hünxe/Schermbeck. Mehr als 2,8 Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut. Doch wir bemerken sie nicht, denn sie haben ein Dach über dem Kopf und laufen nicht in Lumpen herum.  Wer aber genau hinschaut, kann sie sehen: Die Kinder, die im kalten Winter eine Sommerjacke tragen, die ihre erste Mahlzeit in der Schule oder bei der Tafel bekommen, die niemals mit ins Freibad oder Kino gehen. „Ich bin seit 18 Jahren Sozialarbeiterin und die Kinderarmut war immer allgegenwärtig. Es wurde so viel versprochen, aber bis heute hat sich nicht viel geändert“, berichtet Alexandra Schwedtmann, Geschäftsführerin der Diakonie im Ev. Kirchenkreis Dinslaken. Aus diesem Grund hat die Diakonie das Aktionsjahr „Kein Kind in Armut“ ins Leben gerufen. „Wir möchten die Menschen wachrütteln. Das Thema in den Mittelpunkt rücken, damit sich unsere Gesellschaft ändert“, so Schwedtmann. Zum offiziellen Auftakt startet jetzt eine großangelegte Plakataktion.  „Mit unserer Plakataktion möchten wir bewirken, dass diese Kinder und Jugendliche und ihre Sorgen und Nöte endlich gesehen werden“, erklärt die Geschäftsführerin der Diakonie. „Kinder dürfen in Deutschland kein Armutsfaktor sein. “

Insgesamt sind in Dinslaken und Umgebung 7 Großplakate, die die Grünen der Diakonie zur Verfügung gestellt haben, beklebt. Ab kommender Woche werden weitere Motive auf 17 Litfaßsäulen, die die Stadt Dinslaken bereitgestellt hat, zu sehen sein. Zudem werden die Plakate in allen Gemeinden und Kindergärten des Ev. Kirchenkreises zu finden sein. Im Anschluss an diesen Auftakt, der die Menschen für das Thema sensibilisieren soll, sind Vorträge, Diskussionsabende und Symposien geplant. Unter anderem müssen sich Bundestagsabgeordnete unter dem Motto „Der neuen Regierung auf die Finger schauen“ – Was ist aus den Wahlprogrammen zum Thema Kinderarmut (Kindergrundsicherung, Kindergeld, Kinderfreibetrag, …) geworden?“ in einer Podiumsdiskussion unbequemen Fragen stellen. Zudem werden Jugendliche einen Hoodie mit einem Statement gegen Kinderarmut designen. Es sind noch weitere Aktionen geplant, die im Laufe des Jahres bekanntgegeben werden. Auch die Ev. Kinderwelt im Kirchenkreis beteiligt sich mit Aktionen an dem Aktionsjahr. „Es braucht diese Ebenen, damit dieses wichtige Thema endlich gesellschaftlich wahrgenommen wird“, fasst Susanne Jantsch, Assessorin im Ev. Kirchenkreis Dinslaken, zusammen.

Überblick über die Aktionen der Diakonie und ihre Partner:

Plakataktion
Die Plakate wurden von Julia Benning und Guido Meyer, Netzwerk Ziele und Zeichen, gestaltet. Die Motive stammen von Kindern. Insgesamt gibt es 7 unterschiedliche Motive.

Gründung eines Modelabels
Kunst-Schüler des Mercator-Gymnasiums gestalten mit Hilfe des Teams der Düsseldorfer Firma Boldbrands einen Hoodie. Die Kids werden während der Entstehung von Sozialarbeitern der Diakonie im Ev. Kirchenkreis Dinslaken begleitet. Auf diesem Wege soll ein cooles Statement gegen Kinderarmut entstehen. Der Hoodie kann erworben werden. Das Geld wird für Kinder in prekären Situationen verwendet. Der Hoodie wird voraussichtlich nach den Sommerferien der Öffentlichkeit präsentiert. Weitere Projekte bzw. Klassen oder Modestücke können folgen.

Symposium
Zudem wird eine wissenschaftliche und themengebundene Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Thema “Kinderarmut” von Studierenden der Sozialen Arbeit der niederländischen Saxion Hogeschool stattfinden. Austausch und Wissenstransfer zwischen Praxis und Wissenschaft ist der Kern der Veranstaltung. Ziel ist es, die Sozialarbeiter von morgen für das Thema zu sensibilisieren und als Multiplikator zu nutzen. Ort und Termin werden noch bekanntgegeben.

Vorträge/Podiumsdiskussionen
1.9.22; 19 Uhr, „Eine neue Arbeiterklasse?!“. Lesung und Diskussion; Referent*innen: Julia Friedrichs ist Journalistin, Filmemacherin und Autorin und Präses i.R. Dr. h.c. Nikolaus Schneider (Mitveranstalter: Laboratorium Duisburg/: Evangelische Akademie im Rheinland), Veranstaltungsort: Ledigenheim Lohberg, Stollenstr. 1, 46537 Dinslaken

13.9.22, 18.30 Uhr: „Der neuen Regierung auf die Finger schauen“ – Was ist aus den Wahlprogrammen zum Thema Kinderarmut (Kindergrundsicherung, Kindergeld, Kinderfreibetrag, …) geworden? Podiumsgespräch mit Mitgliedern des Bundestages. (Mitveranstalter: Evangelische Akademie im Rheinland). Ort wird noch bekanntgegeben.

Weitere Vorträge noch in Planung.

Kindergartenaktionen
Auch die Teams der Kitas der Ev. Kinderwelt haben sich mit dem Thema Kinderarmut befasst. Stellvertretend für alle Einrichtungen hat die Kita Am Park einen Aktionsplan erstellt, der jetzt umgesetzt wird. Hier ein paar Beispiele: an Geburtstagen wird auf mitgebrachten Kuchen und Geschenktütchen verzichtet, sondern es wird z.B. in der Einrichtung ein Kuchen mit dem Kind gebacken. Es können Räumlichkeiten für die Geburtstagsfeier zur Verfügung gestellt werden. Kein Kind bringt eine Brotdose mit, sondern es gibt in der Kita ein Frühstücks-Buffet. Es werden kostenlose Kurse für Eltern und Kinder angeboten. Man kann Kinderbücher ausleihen.
Das Konzept wird derzeit auf die anderen Kitas übertragen.

Fachtag für die Mitarbeitenden der Diakonie im Ev. Kirchenkreis Dinslaken
Alle Mitarbeitenden der Diakonie nehmen an einem Fachtag zum Thema „Kinderarmut“ teil. Dort wird unter anderem Christoph Butterwege einen Vortrag halten. Mit diesem Fachtag sollen sowohl Informationen zum Thema Kinderarmut und soziale Ungleichheit vermittelt werden, als auch die Sensibilität für entsprechende Signale zu Problemlagen und für Interventionsmöglichkeiten in den jeweiligen Arbeitsfeldern der Mitarbeiter*innen geschärft werden.

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