Michael Nickel, Barbara Lützenbürger, Ingrid Tigges und Christoph Ritzel zu Gast im Zahnmobil (Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis)
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Ennepe-Ruhr-Kreis. “Eine Praxis, die vor die Schule fährt, ist eine tolle Sache!” – große Einigkeit herrschte jetzt unter den Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Inklusion des Ennepe-Ruhr-Kreises. Ihren jüngsten Sitzungstermin nutzten die Kommunalpolitiker auch, um sich ein Bild vom Zahnmobil, quasi einem rollenden Untersuchungszimmer, zu machen.

“Das Fahrzeug hat zwar bereits vor gut zwei Jahren das Vorgängermodell ersetzt, Corona sei Undank war es bisher aber längst nicht so häufig im Einsatz, wie wir uns das gewünscht hätten. Derzeit erhöhen wir die Zahl der Stationen wieder deutlich”, erläuterte Dr. Inka Goddon, Abteilungsleiterin Gesundheitsdienste für Kinder- und Jugendliche der Kreisverwaltung, den Gästen.

Termine sind aktuell mit Schülern der ersten und zweiten Klassen an zwölf Grund- sowie an einer Förderschule vereinbart. Wo das Zahnmobil zu Gast ist, führt der erste Weg der Kinder nicht direkt in den Behandlungsstuhl, ihre erste Aufgabe lautet nicht, mal kurz den Mund aufzumachen.

Vielmehr startet der Tag mit einem gesunden Frühstück und dem Werben dafür, im Interesse der Zähne insbesondere auf Zucker zu verzichten und stattdessen auf Brote und Obst zu setzen. “Weiter geht es mit Hinweisen, warum es Sinn macht, seine Zähne mit System zu putzen. Dies wird auch praktisch geübt”, so Dr. Goddon.

Wenn die Kinder das Zahnmobil betreten, haben sie folglich schon niederschwellig und spielerisch viel darüber gelernt, wie Zähne gesund bleiben und wie sie gereinigt werden sollten. Rückmeldungen zu ihren bisherigen Erfolgen bekommen die Kinder dank der Erkenntnisse, die der Besuch im rollenden Untersuchungszimmer liefert. Ihren Eltern werden gegebenenfalls sinnvolle Behandlungen per Brief mitgeteilt.

Die Kinder, bei denen die Eltern zugestimmt haben, erhalten zudem Fluoridlack auf ihren Backenzähnen. Dies erspart natürlich nicht das tägliche Zähneputzen. Doch der Lack hilft, das Gleichgewicht zwischen schädigenden Einflüssen wie Zuckerkonsum und den zahnschützenden Effekten wie Esspausen, Zähneputzen, Fluoridgabe und Anregen der Speichelbildung zu fördern. Dies wiederum kann Karies vorbeugen.

“Da der Lack nach Melone schmeckt, lautet die an dieser Stelle übliche Reaktion häufig ´lecker´”, berichtete Dr. Goddon über in der Regel positive Rückmeldungen der Kinder. Ein Erlebnis, das sich während ihrer gesamten Grundschulzeit regelmäßig wiederholen kann. Solange kann dieses Angebot des Zahnmobils bei dessen Besuchen nämlich genutzt werden.

Hintergrund der Aktivitäten des Kreises mit seinem Team aus vier Zahnärztinnen, sechs Prophylaxefachfrauen und einer Ernährungsexpertin ist neben entsprechenden gesetzlichen Vorgaben die Erkenntnis, dass Karies zu den vermeidbaren Erkrankungen zählt. “Wer frühzeitig und gezielt vorbeugt, schützt seine Zähne”, macht Dr. Goddon deutlich.

Zusammen mit den gesetzlichen Krankenkassen und den niedergelassenen Zahnärzten ist die Kreisverwaltung auch im Arbeitskreis Zahngesundheit aktiv. Die Erfolge dieser Kooperation lassen sich schwarz auf weiß belegen: Die Jugendlichen haben heute durchschnittlich nur noch einen kariös erkrankten Zahn im bleibenden Gebiss. Ein erfreulicher Trend, zu dem auch das Verhalten vieler Eltern einen wichtigen Beitrag leistet. Sie nutzen mit ihren Kindern die Vorsorgeangebote der zahnärztlichen Praxen.

“Jedes fünfte Kind”, so der Hinweis von Dr. Goddon an die Politiker, “weist aber nach wie vor ein erhöhtes Risiko auf, an Karies zu erkranken. Gerade sie benötigen unserer Unterstützung.” Auch – aber nicht nur aus diesem Grund – lobten die Ausschussmitglieder das entsprechende Engagement.

Stichwort Zahnärztliche Untersuchungen in Kitas und Schulen

Trotz Corona konnten im letzten Jahr 3.668 Schulkinder aus 38 Schulen und 1.098 Kindern aus 29 Kitas untersucht werden. Außerdem profitierten 1.208 Kinder aus 47 Kitas und 4.297 Schulkinder aus 27 Grundschulen von den Prophylaxe-Angeboten.

Das Team der Kinder- und Jugendzahngesundheit der Kreisverwaltung betreut mehr als 60 Grund- und Förderschulen. Alternativ zum Zahnmobil finden die Untersuchungen und der Sachunterricht dabei auch in den Schulräumen statt.

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