Dr. med. Andreas Leven (Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe), Anja Spilker (Leitung Sternenkinderambulanz), Dirk Küsgen (Krankenhaus-Seelsorger), Klaus Bensel (Pastor der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Schwelm) und Claudia Buskotte (Pastoralreferentin der katholischen Kirche) sind in stillen Momenten für die Familien der Sternenkinder da (Foto: Sandra Lorenz/Helios)
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Schwelm. Mit Blick auf die bunten, kleinen Särge scheint die Zeit für einen Moment still zu stehen. Sie sind mit weichem Stoff ausgeschlagen und ein wärmendes Deckchen in Sternform sorgt für ein weiches Nest – ein tröstlicher Gedanke. Es ist Platz für ein kleines Stofftier oder persönliche Gegenstände. Von außen sind sie farbenfroh bemalt und mit kindlichen Motiven verziert. Wünsche der Zuversicht und Hoffnung sind handschriftlich verfasst und begleiten die kleinen Sternenkinder zur letzten Ruhe.

Die bemalten Frühgeburtensärge mit einem Regenbogen, Schäfchen, Blumen, einem Leuchtturm oder bunten Luftballons messen circa 50 Zentimeter und gleichen einem Erwachsenensarg in Miniaturformat. Dazu wird ein kleiner Engel-Anhänger gelegt, ein zweiter bleibt nach der Beisetzung bei der Familie. „Eine Verbindung zwischen Eltern und ihrem verstorbenen Kind“, erklärt Anja Spilker, Leiterin der Bethanien Sternenkinderambulanz in Wuppertal. Sie arbeitet eng mit dem Helios Klinikum Schwelm zusammen, das die Kosten für die Sternenkindersärge übernimmt.

Es ist ein besonderes Thema und am liebsten sollte sich niemand damit beschäftigen müssen. Doch wenn ein Kind in frühen oder späten Schwangerschaftswochen schon im Mutterleib, bei oder kurz nach der Geburt verstirbt, sollen die Sternenkinder weich und liebevoll gebettet werden, umhüllt von Bildern der Zuversicht.

Die Idee der bunten Verzierung ist in Wuppertal geboren. Eine Hebamme hatte ihre Gedanken dazu an Anja Spilker herangetragen. In kurzer Zeit wurden die Särge für die nächste Sternenkinderbeisetzung am 31. Mai auf dem Friedhof in Schwelm bemalt.

Chefarzt Dr. Andreas Leven weiß um die Trauer und die schwere Zeit für betroffene Familien und findet die neue Art der Sarggestaltung ergreifend. „So einzigartig wie jedes Kind sind auch die gemalten Motive“, sagt er über die Arbeiten, die an einer Hebammenschule entstanden sind. „Es ist eine sehr liebevolle Art, die betroffenen Eltern in ihrer Trauer zu unterstützen.“

Alle verstorbenen Kinder werden würdevoll bestattet. Die Bestattung kann individuell und als Einzelbestattung erfolgen oder als gemeinsame Bestattung. Die persönlichen Wünsche sollen in jeder Form der Beisetzung Platz finden. Krankenhaus-Seelsorger Dirk Küsgen (evangelisch) findet die gemeinsame Trauerfeier durchaus tröstlich und beruhigend, denn sie zeige allen betroffenen Familien, „ich bin nicht alleine auf diesem Weg und kann das schaffen.“ Gemeinsam mit Claudia Buskotte¸ Pastoralreferentin der katholischen Kirche, und Klaus Bensel, Pastor der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Schwelm, gestaltet er die Trauerfeiern für die Sternenkinder, die zweimal im Jahr in Schwelm stattfinden.

Egal zu welchem Zeitpunkt Eltern ihr Kind verlieren, der Verlust ist immer unermesslich. Es wird auch der kleinsten Kinder gedacht und auch sie werden, unabhängig von der Schwangerschaftswoche, bestattet. Die Spuren, die die Sternenkinder hinterlassen, sind unbezahlbar. So steht auf einem der handschriftlichen Briefe: „Als kleines Wunder kamst du zur Welt. So schön, so zart und unbeschwert. Statt laufen zu lernen, lernst du fliegen. Du bist nicht mehr da, dennoch spüren wir deine Gegenwart. Die Zeit vergeht, doch bist du überall dort, wo wir sind. Begrenzt ist das Leben, doch unendlich ist die Erinnerung.“

Ganz wichtig ist es, betroffenen Eltern Unterstützung zu bieten. „Wir sind auch in stillen Momenten für Eltern da“, betont Dr. med. Andreas Leven. „Und vermitteln Kontakt zur Bethanien Sternenkinderambulanz, zu Beratungsstellen und weiteren Gesprächsangeboten.“ Hilfreich kann auch ein Austausch mit anderen Betroffenen sein. „Wir suchen mit den Paaren nach Möglichkeiten, ihren Weg zu erleichtern“, ergänzt Dirk Küsgen. „Anders als vor vielen Jahren sind solche Angebote nicht mehr nur Einzelfälle. Auch deshalb, weil immer mehr Eltern und Mütter sich trauen, Hilfe zu suchen. Und das ist wichtig.” Diese Offenheit mit dem sensiblen Thema bewährt sich auch, wenn bereits Kinder in der Familie sind, denn sie erleben ihren ganz eigenen Zugang zu dem Tod des Geschwisterchens.

Die liebevolle Gestaltung der Kindersärge soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Die Vertreter des Helios Klinikums Schwelm, der Bethanien Sternenkinderambulanz und der Kirchen können sich vorstellen, dass sich beispielsweise Konfirmanden-Gruppen, Schulklassen, Malschulen o.ä. Gruppen für diese wertvolle Aufgabe finden. Die Kosten für das Material werden vom Helios Klinikum Schwelm übernommen. Wer Fragen dazu hat oder das Thema gerne unterstützen möchte, kann sich bei Frau Anja Spilker unter der Telefonnummer 0202-2902048, per Mail anja.spilker@bethanien-stiftung.de oder bei Herrn Dirk Küsgen unter der Telefonnummer 02336–48 1470, per Mail dirk.kuesgen@helios-gesundheit.de melden.

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