Katharina Nowak (Foto: privat)
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Krefeld. Ich weiß, dass es nicht populär ist. Ich sage zu vielen Themen nichts, die ich anders sehe. Nur wenig ist für mich (!) unverhandelbar und dazu gehört Lebensschutz. Deshalb doch ein paar Gedanken zur aktuellen Diskussion wegen der erfolgten Abschaffung des 219a.

  1. Wir wissen nicht wann der Mensch beginnt Mensch zu sein, deshalb müssen wir den frühestmöglichen Zeitpunkt annehmen.
  2. Das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper ist ein unschätzbar hohes Gut. Dem wird durch den Körper/das Leben eines anderen Menschen aber für mich eine Grenze gesetzt. Ich kann über meinen Körper bestimmen, aber nicht über das Leben eines anderen schon existenten Menschen.
  3. Keinem Arzt, keiner Ärztin war es bislang verboten im Gespräch aufzuklären, nur auf die Homepage schreiben: hier sind Abtreibungen möglich, das durfte nicht sein. Das wird in den aktuellen Diskussionen manchmal durcheinander geworfen.
  4. Ich beurteile nur die Schuhe in denen ich gegangen bin, daher steht mir auch kein Urteil zu über jemanden, der mit der Entscheidung für oder gegen das Kind gerungen hat. Da gibt es natürlich Situationen in denen ich die Entscheidung zum Abbruch nachvollziehen kann, auch wenn es für mich nie eine Option wäre. Aber das ist subjektiv und aus einer privilegierten Perspektive. Leider kenne ich aber auch Fälle in denen die Abtreibung (zumindest vor der Durchführung) als „Notfall-Verhütung“ angesehen wurde. Dafür fehlt mir dann allerdings jedes Verständnis.
  5. Ja es gibt ungewollten Sex und dann auch ungewollte Schwangerschaften. Bei jedem freiwilligen Sex an dem eine Frau und ein Mann beteiligt sind (und das gilt für beide Seiten!) muss die Möglichkeit, dass daraus ein Mensch entstehen kann mitgedacht werden. In unserer aufgeklärten Welt ist es mir ehrlich ein völliges Rätsel wie immer so getan werden kann, als würden Kinder plötzlich vom Himmel fallen. Ich kann mich ja vorher (!) dagegen entscheiden.
  6. Abgesehen davon, dass ich meine, dass das Kind sich selbst gehört, ist die Verengung auf die Mutter/die Frau mir unklar. Es gibt ja zwei Eltern. Nur weil das Kind 9 (10) Monate in meinem Bauch wächst „gehört“ es mir doch nicht. Danach lebt es ja hoffentlich weitere ca 90 Jahre außerhalb meines Bauches.

Also, dass es Ärztinnen und Ärzte gibt, die professionell und gewissenhaft Abtreibungen durchführen im Notfall (der psychisch/traumatisch oder physisch begründet sein kann natürlich) ist nötig. Dass Beratungsstellen und auch die Frauenärztinnen und -Ärzte untereinander wissen wer das ist und vermitteln können ist ebenfalls richtig. Ob es dann zusätzlich noch als Hinweis auf der Homepage steht ist vermutlich kein „Werbeeffekt“ im Sinne von „dann macht das ja jede Frau, wenn es so leicht ist“. Aber es ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalisierung. Und damit werde ich mich nicht abfinden, dass es normal sein und ein Recht darauf geben soll ein anderes Leben zu beenden.

Ich hoffe ich habe meine Position in dieser Frage sachlich und nicht emotional aufgeladen rübergebracht. Aber mir ist das Thema zu wichtig, als dass ich einfach nichts dazu sagen könnte. Für mich ist das Leben von der ersten bis zur letzten Sekunde gleich wertvoll. Und das ist – glaube ich – weder antiquiert noch unemanzipiert, sondern einfach meine tiefste Überzeugung meinen Mitmenschen gegenüber. Den Ungeborenen und den Geborenen.

 

Ein KlarKlick von Katharina Nowak, SPD, Bezirksvorsteherin in Krefeld Ost

Anmerkung der Redaktion: Unter KlarKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Gastkommentare, die zur gesellschaftlichen Diskussion führen. Sie geben nur die Meinung des Gastkommentatoren wieder und sind nicht unbedingt die Meinung der Redaktion.

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