Petra Knappe, Fachgeschäfts-Leiterin der Handwerksbäckerei Büsch in der Mendener Heidestraße, gratuliert Nivaldo Imperial zur bestandenen Prüfung. Nun ist er kein Senior-Azubi mehr, sondern Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk/Bäckerei (Foto: Handwerksbäckerei Büsch)
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Menden/Kamp-Lintfort. Büschs-Senior-Azubi absolviert Weg mit Stolpersteinen

Es klingt so normal, wenn man hört, dass ein Mann seine Umschulung erfolgreich abgeschlossen hat. Aber im Fall von Nivaldo Imperial war es ein Weg mit vielen Stolpersteinen. Doch nun hat der 36-jährige Angolaner seine Urkunde erhalten: Er ist nun „Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk/Bäckerei“.

Einzigartige Ausbildung

Dass er dies geschafft hat, verdankt er einem einzigartigen Ausbildungsprogramm, das die Kamp-Lintforter Handwerksbäckerei Büsch ins Leben gerufen hat: die „Senior-Azubis“. „Mit dieser Umschulungs-Maßnahme bieten wir Seiteneinsteigern und Lebensälteren die Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung“, erläutert Jasmina Karajkovic. Sie ist in der Handwerksbäckerei Büsch für die Personalentwicklung verantwortlich.

In Zusammenarbeit mit der Weseler Agentur für Arbeit, der Handwerkskammer Düsseldorf, der Bäcker-Innung Niederrhein Kleve-Wesel und dem Krefelder Berufskolleg wird diese zweijährige Ausbildung durchgeführt. Seit drei Jahren gibt es dieses Umschulungs-Angebot, 62 Senior-Azubis haben bisher die Prüfung erfolgreich abgelegt.

Flüchtling aus Angola

In diesem Jahr waren es 15 Frauen und Männer, die an der Maßnahme teilnahmen. Nivaldo Imperial ist einer von ihnen. Er hatte drei Jahre an der Universität studiert und war Personalleiter einer Immobilienfirma, als er aufgrund der politischen Gegebenheiten in Angola flüchten und in Deutschland komplett neu beginnen musste.

„Ich wollte unbedingt einen Beruf finden, bei dem ich Deutsch sprechen kann“, erzählt er. Er absolvierte einen Intensiv-Sprachkurs und bewarb sich bei der Handwerksbäckerei. Vor dem Probearbeiten im Mendener Fachgeschäft hatte er gehörigen Respekt, denn seine Deutschkenntnisse waren noch sehr gering.

Doch die Mendener Fachgeschäfts-Leiterin Petra Knappe sah das Potenzial in ihm. Sie bot ihm die Möglichkeit an, Senior-Azubi zu werden. Eine Ausbildung, die sie selbst vor einem Jahr abgeschlossen hatte. „Nun lernte ich alles über Brot und Brötchen. Das war ganz schön schwer“, berichtet Nivaldo Imperial. Ein guter Freund half ihm, Deutsch zu lernen. „Aber alle im Geschäft haben mir geholfen. Auch Frau Petrosino von der Personalentwicklung hat mich sehr unterstützt. Und Herr Büsch, der Firmengründer, war wie ein großer Papa für uns alle.“

Viele Herausforderungen zu meistern

Der Blockunterricht in Krefeld war – neben den Sprachkenntnissen – eine weitere Herausforderung. Denn er musste mit Bus und Zug von Menden nach Krefeld fahren, was ihn aufgrund vieler Zugausfälle oft zum Improvisieren zwang. Dass er zu Beginn seines Aufenthaltes abgeschoben werden sollte, da sein Status kritisch war, verhinderten ein Anwalt und die Handwerksbäckerei mit dem Hinweis auf die begonnene Umschulung.

Als er bei Facebook zum nettesten Verkäufer aller Büsch-Fachgeschäfte in Menden gekürt wurde, war er natürlich stolz. Jetzt plant Nivaldo Imperial eine Karriere bei Büsch. „Hier erhält man so viele Chancen, weiterzukommen. Die will ich gern nutzen. Vielleicht schaffe ich es ja sogar, einmal Leiter eines Fachgeschäftes zu werden“, so sein Ziel.

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