Der 13-Jährige Nic, Eseldame Lotte und Sabrina Alexander unterwegs in der Hattinger Natur (Foto: UvK, Ennepe-Ruhr-Kreis)
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Ennepe-Ruhr-Kreis/Hattingen-Ruhr. “Matilda freut sich schon auf euch”, lacht Sabrina Alexander, während die braune Zwergesel-Dame laut rufend zum Weidetor getrabt kommt. Alexander hat vor einigen Jahren das Projekt “Ruhresel” am Heierberg in Hattingen gegründet und bietet seitdem tiergestützte Therapie, Wanderungen und Esel-Yoga an. Heute dürfen einige Schüler der Förderschulen Hiddenhausen (Sprockhövel) und der Kämpenschule (Witten) im Rahmen eines Ferienprogramms den Vierbeinern näherkommen.

Doch bevor die neun Schüler mit den Fellnasen auf Tuchfühlung gehen dürfen, startet der Tag mit einem ausgiebigen Frühstück am Waldrand. Und ersten Infos zum Umgang mit den Tieren.

“Lotte und Elli sind etwas schüchtern und distanziert. Matilda und Isabella hingegen suchen den Kontakt zu Menschen und kuscheln gerne”, beschreibt Alexander die unterschiedlichen Charaktere der vier Esel. “Daher bitte Elli und Lotte die Zeit geben, bis sie vielleicht freiwillig kommen und sich bürsten lassen wollen. Wer möchte denn überhaupt gerne einen Esel striegeln?”. Die Finger der Schüler schnellen fast alle nach oben.

Während einige Kinder schnell das weiche Fell der Tiere mit den Händen erkunden, haben andere noch etwas Berührungsangst und betrachten das Geschehen zunächst vom sicheren Zaun aus. Mit dabei ist auch Schulsozialarbeiterin Claudia Apel. Sie kennt die Kinder bereits aus dem Schulalltag gut und weiß, wen sie im Umgang mit den Eseln etwas bremsen und wem sie eher Mut zusprechen muss. “Komm Julia! Ich nehme dich an die Hand und wir gehen zusammen vorsichtig ein bisschen näher”, ermutigt Apel die 11-Jährige.

Einen Moment zögert Julia, schaut mit großen Augen Richtung Esel. Doch die weiße Eseldame Isabella bleibt ruhig stehen, wackelt nur ein bisschen mit den langen Ohren, um die Fliegen zu vertreiben. Schrittchen für Schrittchen überwindet Julia ihre Angst und bürstet sogar zusammen mit Apel vorsichtig über Isabellas Rücken.

“Der Ausflug ist für die Kinder ein besonderes Erlebnis. Sie sind draußen an diesem idyllischen Ort, können mit den Tieren in Kontakt kommen und von ihnen lernen”, freut sich Apel, dass sie den Kindern die Ruhresel in diesem Ferienprogramm ermöglichen konnte.

Dann geht’s endlich los Lotte und Elli. Und direkt wartet die nächste Herausforderung auf die Schüler. “Ihr müsst euch an die Geschwindigkeit der Esel anpassen. Nicht an den Führstricken ziehen, aber sie auch nicht durchhängen lassen, sodass die Esel drauftreten können”, erklärt Alexander. Dem 13-Jährigen Nic fällt das nicht schwer. Er kann sich gut auf das Tier einstellen und hat viele Fragen: Was fressen Esel, wie alt werden sie und darf man Esel reiten? Alexander weiß auf alles eine Antwort.

Abenteuerlich ist für einige der Schüler aber nicht nur der Kontakt mit den Tieren, sondern auch die Wanderung durch die Hattinger Natur. Mal führt die Eselroute an weitläufigen Weiden und Feldern vorbei, dann über schmale Trampelwege durch den Wald. Da kratzt auch mal ein Brombeerzweig am Bein und die Wurzeln am Boden müssen ebenfalls im Auge behalten werden, um nicht zu stolpern. Am Ende kommen aber alle wieder wohlbehalten an der Eselkoppel an. Gemeinsam richten die Schüler den Vierbeinern noch ein Mittagessen aus Kräutern und Möhren an.

 

Stichwort Ferienprogramm Förderschulen

Zwei Wochen lang haben insgesamt rund 60 Kinder an dem diesjährigen Förderprogramm der Förderschulen des Ennepe-Ruhr-Kreises teilgenommen. Eine Gruppe durfte täglich die Esel besuchen, während die anderen Gruppen an der Kämpenschule in Witten blieben und u.a. T-Shirts gestalten, Dinge aus Holz werkeln oder sich auf dem Airtramp in der Turnhalle austoben konnten. Bei den sommerlichen Temperaturen durften auch Wasserschlachten auf dem Schulhof nicht fehlen sowie das Märchenmobil, welches bereits im letzten Jahr für viele unterhaltsame und lehrreiche Momente bei den Kindern sorgte.

Inklusionsassistenten beider Schulen haben die Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen gefördert. Um das Ferienprogramm an den kreiseigenen Schulen anbieten zu können, hat der Ennepe-Ruhr-Kreis eine anteilige Förderung über das Landesprogramm “Extra-Zeit zum Lernen” beantragt und bewilligt bekommen.

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