Schwelm ist nicht nur schön, sondern hat auch viel Geschichte zu erzählen: Da waren sich jetzt auf dem Stadtrundgang Kinder des Ferienspaßprogramms, Jörg Sent, Franziska von Sondern und Heike Rudolph völlig einig (Foto: privat)
Anzeigen

Schwelm. Auch kleine Dinge erzählen große Geschichte

In jedem Sommer gehört auch ein Stadtrundgang mit Schwelms Pressesprecherin Heike Rudolph zum festen Programm des erfolgreichen Ferienspaßes. Mit Jörg Sent vom Jugendzentrum und der Honorarkraft Franziska von Sondern war als Treffpunkt mit der Kindergruppe der Wochenmarkt verabredet worden: der ideale Einstieg in die Stadtgeschichte, zu der schon ganz früh auch wesentlich Märkte gehörten. Und zum Markt gehör(t)en Händler, und die kamen über Handelswege…So kam eins zum anderen und flugs wurde Historie lebendig, während die muntere Gruppe über das Pflaster der Altstadt wanderte.

Die schweren Stadtbrände waren ein Thema und ebenso die Stadtrechte, und ein Mädchen wusste schon zu erklären, was es mit der Denkmalschutzplakette des Landes NRW an einigen der älteren Gebäude auf sich hat („So ein Haus darf man nicht abreißen!“). Die Kinder staunten darüber, dass das heutige Apothekergässchen und die Kirchstraße bis zum großen Brand von 1827 die Hauptverkehrsader der Stadt waren und nicht die erst danach entstandene begradigte Straße/Neustraße, die später zur Hauptstraße wurde.

Vergangenheit wird besonders spannend, wenn man darüber nachdenkt, dass vieles von einst unter modernen Vorzeichen weiterlebt. Wer heute im Discounter auf die Käsepackung schaut, sieht da auch das Gewicht vermerkt. Wiegen konnte man auch vor Hunderten Jahren, aber wirklich verlässlich wurde das im damaligen Handel erst mit der Einführung einer Stadtwaage.

Große Geschichte drückt sich oft in den kleinen Dingen aus, z.B. in den Prellsteinen im Kusengässchen oder den hübschen Motiven in den Giebeln der Häuser in der Kirchstraße.

Ärmere Kinder, das wurde den sieben, acht- und zehnjährigen Mädchen und Jungen aus dem Ferienspaß klar, besaßen früher wenig Kindheit. Sie mussten früh zum Lebensunterhalt beitragen. Was die stadtgeschichtlich interessierte Gruppe auch erfuhr: Wer es sich leisten konnte, baute kein Haus aus Fachwerk, sondern aus Stein und galt damit als „steinreich“.

Ein besonderer Flecken ist der ehemalige Standort der Schwelmer Kornmühle in der Kölner Straße, wo die Pflastergestaltung auf den einstigen Mühlenbach verweist. Und damit war man auch schon beim Thema „Wasser“, das es den wissbegierigen Kindern besonders angetan hatte. Denn Schwelmer Brunnen – auch der Wasserträgerbrunnen – wurden auf dem aufschlussreichen Rundgang gemeinschaftlich zu „Wunschbrunnen“ erklärt. Ein schönes Zeichen dafür, dass Kinder Sinn für Magie und Poesie ihres Lebensumfeldes besitzen und das auch zum Ausdruck bringen.

Am Ende des einstündigen Austausches waren die Mädchen und Jungen verblüfft darüber, wie klein Schwelm einst in den Grenzen seiner Stadtmauer gewesen war. Fest steht auch für sie, dass jeder seine Stadt so liebt, wie er sie kennt und für sich erobert. Und so, wie ungezählte Menschen vor ihnen fast jeden Quadratmeter Boden und beinahe jedes Haus der Stadt immer wieder neu genutzt und belebt haben, so werden auch sie in den kommenden Jahren „ihr“ Schwelm mitgestalten.

Beitrag drucken
Anzeige