Gruppenbild mit Kai Gehring (Grüne) und Matthias Hauer (CDU) (1. Reihe, 5. u. 6. v. l.) (Foto: © PLANB)
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Essen. Bundesweit unterstützen die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und die Jugendmigrationsdienste (JMD) Ratsuchende auf ihrem Weg zur Integration, Teilhabe und Selbstständigkeit – auch in Essen. Jetzt will die Ampelkoalition ihnen die Finanzierung um 22 Prozent kürzen. Dagegen wehren sich die Träger – und luden gestern die Essener Bundestagsabgeordneten zum Gespräch ein.

Kai Gehring (Grüne) und Matthias Hauer (CDU) waren der Einladung gefolgt. Sie ließen sich in den Räumen der Caritas über die Arbeit der Beratungsdienste informieren und stellten sich den kritischen Fragen und Forderungen der Berater:innen.

Die Fachkräfte hatten auf mehreren Schautafeln beeindruckende Daten und Fakten zusammengestellt. So hat die Zahl der MBE-Beratungsfälle bereits in den ersten acht Monaten des Jahres bis August 2022 den Stand des gesamten Vorjahres erreicht. Alle Träger bringen für ihre Angebote auch einen Eigenanteil auf, der beispielsweise bei der Caritas bei rund 30 Prozent liegt. Dabei betreut eine Vollzeitkraft im Jahr rund 200 bis 250 Klient:innen. Das alles sind nur Zahlen, die aber allein bereits für sich sprechen. Dazu kommen viele Einzelschicksale und Hürden, die die Praktiker:innen eindrücklich schilderten: Alleinerziehende Frauen beispielsweise, die nach einer Trennung plötzlich um ihren Aufenthalt bangen müssen. Voll belegte Frauenhäuser, zwielichtige Wohnungsvermittler, die nur gegen saftige Schwarzmarktgebühren Wohnungen anbieten. Und ohne Unterkunft keine weiteren Schritte zur Inanspruchnahme der Hilfesysteme …

„Wir haben eine hohe Wertschätzung für Ihre Arbeit“ betonte Kai Gehring auch im Namen von Matthias Hauer. Als Mitglied der Regierungskoalition beeilte er sich zu versichern, dass man bisher ja nur über einen Haushaltsentwurf spreche. „Das heißt noch nicht, dass es dann auch so kommt.“ Er hoffe sehr, dass man einen Großteil der bedrohten Fördermittel wieder zurück erkämpfen könne. Er zog am Ende ein optimistisches Fazit: „Ich bin guter Dinge, dass wir da noch was richtig Gutes hinkriegen.“

Matthias Hauer (CDU) schloss sich an: „Ihre Arbeit besitzt eine hohe Wertschätzung und hat auch eine ausreichende finanzielle Ausstattung verdient.“ Auch der Unionspolitiker sagte zu, sich für eine Korrektur dieser Kürzungspläne einzusetzen. Aber: „Letztlich hat die Regierungskoalition diesen Haushalt eingebracht, die Regierungskoalition wird ihn verändern und die Regierungskoalition wird ihn dann auch beschließen – gegen die Stimmen der CDU/CSU.“

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