Finanzielle Probleme, Streit unter den Eltern – diese und andere Folgen der Glücksspielsucht eines Elternteils belasten die betroffenen Kinder sehr (Foto: kohle-weg.de)
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Kreis Viersen. Suchtberatung weist auf Probleme in betroffenen Familien hin

Kinder leiden besonders unter einer Glücksspielsucht ihrer Eltern – oft entwickeln sie später selbst Suchtprobleme. Darauf macht die Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe Viersen zum bundesweiten Aktionstag Glücksspielsucht am kommenden Mittwoch, 28. September, aufmerksam.

„Glücksspiel hat viele Verliererinnen und Verlierer – die Kinder gehören fast immer dazu“, sagt Peter Zohlen, einer der beiden Beauftragten für Glücksspielsucht bei der kreisweit tätigen Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe Viersen e.V. Wenn das Glücksspielen für einen Elternteil immer mehr zum Lebensinhalt werde, dränge sich bei Kindern schnell der Eindruck auf: „Was mit mir ist, interessiert doch eh keinen.“

Peter Zohlen schildert es so: „Eine Glücksspielstörung belastet nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Ganz besonders sind davon die Familie und nahe Angehörige betroffen. Auch wenn viele hoffen, dass Kinder nichts davon mitbekommen: Kinder leiden unter den Folgen der Glücksspielsucht Ihrer Eltern.“ Manche Kinder würden traurig oder wütend, andere bekämen körperliche oder psychische Beschwerden, oft würden ihre Leistungen in der Schule schlechter.

„Kinder aus solchen Familien leiden unter großem Stress, weil sich die Eltern häufig streiten oder Vereinbarungen nicht eingehalten werden“, weiß Zohlens Kollegin Anne Geerlings. Ganz davon abgesehen, dass Kinder aus glücksspielbelasteten Familien oft auch massive materielle Einschränkungen erleben: „An Kleidung, Reisen und Spielzeug muss gespart werden – manchmal sogar beim Essen“, sagt Anne Geerlings. Sie berichtet, dass bis zu 2,4 Millionen Kinder in Deutschland von den Folgen der Glücksspielsucht betroffen sind.

Die Suchtberatung hat sich an verschiedene Multiplikatoren im Kreis Viersen gewandt, um sie für die Situation der betroffenen Kinder zu sensibilisieren. Kinderärztinnen und -ärzte sowie Mitarbeitende in Jugendämtern und Jugendzentren haben dazu Informationsmaterial erhalten. Darüber hinaus hat Anne Geerlings angehende Erzieherinnen und Erzieher am Berufskolleg Viersen geschult. „Wir möchten das Thema auch nachhaltig bearbeiten“, erläutert sie.

Wie wichtig das ist, zeigen verschiedene Studien: Viele Kinder aus glücksspielbelasteten Familien kämpfen mit eigener Unsicherheit und einem geringen Selbstwertgefühl. „Häufig leiden sie noch als Erwachsene unter psychischen Problemen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen“, sagt Peter Zohlen, und Anne Geerlings ergänzt: „Wir wissen aus einer Untersuchung, dass 13 Prozent der betroffenen Kinder bereits versucht haben, sich das Leben zu nehmen.“ Ihr Risiko, später selbst glücksspielsüchtig zu werden, liege für sie etwa zehnmal höher als bei Gleichaltrigen ohne glücksspielsüchtigen Elternteil.

Für alle Fragen rund um das Thema Glücksspiel stehen Anne Geerlings und Peter Zohlen unter der Tel. 02162-95110 zur Verfügung. Sie sind auch über die Homepage www.krh-online.de sowie über die sozialen Medien erreichbar – auf der Facebook-Seite der Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe ebenso wie auf Instagram (suchtberatung_krh). Darüber hinaus kann man sich in der Hauptstelle der Suchtberatung in Viersen-Dülken sowie in den Außenstellen in Willich, Nettetal und Kempen kostenlos und anonym informieren und beraten lassen.

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