Zum Abschluss ihres Qualifizierungskurses erhielten die neuen ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen des Caritasverbandes ihre Zertifikate (Foto: Caritas)
Anzeigen

Mönchengladbach. Schwerstkranken und sterbenden Menschen stehen die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter des Caritasverbandes bei. Das Team hat jetzt Zuwachs bekommen.

In den vergangenen Jahren hat Sabine Stein mehrere Menschen während der letzten Lebensphase begleitet, darunter ihre Eltern und ihren Schwiegervater. „Ich habe dabei erfahren dürfen, wie gut es ist, wenn ein Mensch nicht alleine stirbt, sondern umgeben von anderen Menschen. Für uns war das ein Geschenk“, sagt die 59-Jährige.

Deshalb entschloss sie sich, den insgesamt hundert Stunden umfassenden Qualifizierungskurs des Caritasverbandes Region Mönchengladbach für angehende ehrenamtliche Hospizbegleiter zu absolvieren. „Man stellt sich zunächst vor, man bekommt ein paar Werkzeuge an die Hand, wie man mit bestimmten Situationen umgeht“, schmunzelt sie rückblickend. Tatsächlich sei der Kurs aber „auch eine Reise zu uns selbst“ gewesen. Die Teilnehmerinnen hätten gelernt, wie sie sich sehen und wahrnehmen, wie sie zu ihrem eigenen Tod stehen und sich ihr Sterben vorstellen. „Das war eine sehr intensive, komplexe und vielschichtige Zeit. Es war keine Sekunde langweilig, und ich möchte diese Erfahrung nicht missen“, betont Sabine Stein.

So hat sie auch erlebt, wie ihr mit einem Wattestäbchen der Mund befeuchtet wurde – in der Palliativpflege eine Maßnahme, um ein Durstgefühl sterbender Menschen zu verhindern und zu ihrem Wohlbefinden beizutragen. Die Teilnehmerinnen konnten entscheiden, welche Flüssigkeit ihnen gegeben wurde. „Ganz schäbig fand ich ausgerechnet Wasser“, erzählt Sabine Stein. Weitere Themen der Qualifizierung waren medizinisch-pflegerische Kenntnisse etwa zu den Möglichkeiten der Schmerzlinderung, die Kommunikation mit Sterbenden, empathisches Zuhören sowie rechtliche Aspekte beispielsweise zu Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung.

Während der Abschlussfeier überreichte Georg Bronheim, Leiter des Caritas-Pflegedienstes, gemeinsam mit den Koordinatorinnen Nicole Berchter, Irmtrud Buffen und Sabine Sieben die Zertifikate an die insgesamt vier Teilnehmerinnen im Alter zwischen Anfang 30 und Anfang 70. „Es geht in diesem Ehrenamt um Sie, die Sie bereit sind, mit Ihrer Persönlichkeit andere Menschen in einem Lebensabschnitt zu begleiten, der endlich ist. Und es geht um Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen und sich Ihnen öffnen und anvertrauen“, sagte Bronheim. Er dankte den neuen Hospizbegleiterinnen herzlich für die Bereitschaft, sich auf diese wichtige Aufgabe einzulassen.

Insgesamt engagieren sich beim Caritasverband inzwischen rund 50 Frauen und Männer als ehrenamtliche Hospizbegleiter. Seit 2010 bietet die Caritas in Mönchengladbach die umfangreiche Qualifizierung an. Die freiwillig Engagierten werden in den fünf Altenheimen des Verbandes ebenso eingesetzt wie bei Menschen, die vom ambulanten Caritas-Palliativpflegedienst versorgt werden. Die Begleitung kann unterschiedlich intensiv und unterschiedlich lang sein – von wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren.

„Immer mehr Menschen sind alleine im Alter, deshalb wünsche ich der Caritas, dass sich viele Menschen finden, die die Qualifizierung machen und in dieses Ehrenamt gehen“, erklärt Sabine Stein. Sie selbst betreut derzeit zwei Tanten, die beide um die hundert Jahre alt sind, und will jetzt einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Später möchte sie Bewohnerinnen und Bewohner in einem Altenheim begleiten. Was rät sie anderen, die überlegen, den Caritas-Kurs zu absolvieren? „Ganz einfach: Ausprobieren – nicht warten, sondern machen! Es ist eine große Bereicherung für einen selbst, wenn man sich darauf einlässt“, sagt sie.

 

Info: Neuer Kurs startet im Oktober

Ein weiterer Qualifizierungskurs für angehende ehrenamtliche Hospizbegleiter startet beim Caritasverband Region Mönchengladbach im Oktober. Im Verlauf von insgesamt 100 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung über mehrere Monate werden die Teilnehmenden für die seelische Verfassung Sterbender sensibilisiert, lernen ethische und rechtliche Aspekte kennen und beschäftigen sich mit Nähe und Distanz ebenso wie mit Selbstreflexion. Wer sich dafür interessiert, setzt sich mit dem Freiwilligen Zentrum des Caritasverbandes unter Tel. 02166-40207 oder per E-Mail an fwz@caritas-mg.de in Verbindung. Informationen gibt es auch im Internet: www.caritas-mg.de

Beitrag drucken
Anzeige