Nach der Kranzniederlegung trugen Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Schule in Herten ihre Gedanken zum Volkstrauertag vor (Foto: Stadt Herten)
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Kreis Düren/Wesseling/Düsseldorf/Duisburg/ Herten/Gronau (Westf.). Am heutigen Volkstrauertag wurde vielerorts ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt und den Opfern von Krieg, Gewalt und Vertreibung gedacht. Die mahnenden Worte “Nie wieder Krieg!” sind angesichts des russischen Angriffskrieges sehr dringlich.


Historischer Hintergrund
1922 wurde der Volkstrauertag durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Während des Nationalsozialismus wurde die eigentliche Bedeutung entfremdet. So erklärten die Nationalsozialisten 1934 den Tag zum Staatsfeiertag, der unter dem Namen „Heldengedenktag“ bekannt wurde. Überall, auch in Herten, entstanden Kriegerehrenmale. So erhielt auch das Kriegerehrenmal am „Alten Friedhof“, an dem die Stadt bis heute den Volkstrauertag begeht, ein Eingangstor mit Aufmarschplatz. Die jeweiligen Ortsgruppen der NSDAP richteten diese Veranstaltungen aus und nutzen sie für ihre Propagandazwecke. Seit 1950 wird der Volkstrauertag wieder jedes Jahr im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. Dabei ist der ursprüngliche Gedanke an Versöhnung und das Gedenken der Opfer wieder in den Mittelpunkt gerückt.


Ein Überblick über die Gedenkfeiern im Redaktionsgebiet von
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Volkstrauertag: Landrat Wolfgang Spelthahn gedenkt der Opfer von Krieg und Gewalt

Kreis Düren. Als Zeichen gegen das Vergessen und in Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewalt und Vertreibung hat Landrat Wolfgang Spelthahn anlässlich des Volkstrauertages Kränze an den Gedenkstätten in Hürtgen und Vossenack niedergelegt. Begleitet wurde er von Peter Kaptain, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, und Hürtgenwalds Bürgermeister Stephan Cranen.

Anlässlich des Volkstrauertages legten Landrat Wolfgang Spelthahn (Mitte), Peter Kaptain (r.) und Hürtgenwalds Bürgermeister Stephan Cranen Kränze an den Kriegsgräberstätten Hürtgen und Vossenack nieder (Foto: Kreis Düren)

Drei Kränze schmücken nun die Kriegsgräberstätten in Hürtgen und Vossenack. Worte des Gedenkens, Gebete der Hoffnung und mahnende Reden für den Frieden begleiteten die andächtige Veranstaltung an der Kriegsgräberstätte. “Heute ist ein schwieriger Tag”, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn, der auch Kreisverbandsvorsitzender des Volksbunds ist. “Nie wieder Krieg! Das war bisher immer die Hoffnung, die an diesem Gedenktag vermittelt wurde. Diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Wir haben Krieg in Europa. Haben wir denn nichts gelernt?” Jetzt heiße es, Schlüsse daraus zu ziehen, sich solidarisch zu zeigen, mutig zu sein und nicht zurückzuweichen. “Wir müssen der Gewalt Einhalt gebieten. Wir stehen an der Seite der Unterdrückten, an der Seite derer, die für die Freiheit kämpfen”, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn und sprach damit auch explizit die Proteste der Frauen und Männer im Iran an. “Diese Bilder machen Hoffnung.”

Auch Hanna Breuer, Schülerin des Franziskus-Gymnasiums Vossenack, sprach bewegende Worte zu den Anwesenden. “Die Jugend hat jetzt einen Weg vor sich, der sich anders gestaltet als gedacht. Wir sprechen in der Schule über die Bedeutung von Frieden, der nicht selbstverständlich ist. Wir dürfen die Ereignisse nie vergessen, um in Zukunft dem Krieg Einhalt zu gebieten”, sagte sie. Die Bedeutung des Gedenkens wird, so wird deutlich, häufig unterschätzt. “Das Gedenken schwindet”, sagte gleich zu Beginn der Gedenkveranstaltung auch Pfarrer Axel Lautenschläger. Er hobt die Bedeutung hervor, an die Toten, an die Opfer von Gewalt und Kriegen und an deren Angehörige zu erinnern und in die Gebete einzuschließen. Fürbitten wurden gesprochen. Die Vossenacker Volksmusikanten begleiteten die Veranstaltung musikalisch und spielten zur Totenehrung “Ich hatt’ einen Kameraden”.

 

Fünf Gedenkfeiern in der Landeshauptstadt

Düsseldorf. Bürgermeisterin Clara Gerlach legte für die Landeshauptstadt Düsseldorf auf dem Nordfriedhof einen Kranz nieder

Mit einer Gedenkfeier zum Volkstrauertag gedachten am Sonntag, 13. November, Vertreter der Landesregierung, des Landtags, der Landeshauptstadt Düsseldorf, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Bundeswehr und der Stadtgesellschaft am Mahnmal des Düsseldorfer Nordfriedhofs aller Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaft. Im Namen der Landeshauptstadt Düsseldorf legte Bürgermeisterin Clara Gerlach einen Kranz nieder.

Die Bezirksvertretung 7 hatte auf dem Waldfriedhof Gerresheim zur Gedenkfeier eingeladen. Beigeordnete Britta Zur sprach dort ein Grußwort und nahm an der Kranzniederlegung am Ehrenmal teil (Foto: © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer)

Der Stadtbezirk 7 (Gerresheim, Grafenberg, Hubbelrath, Knittkuhl und Ludenberg) hatte am Volkstrauertag auf dem Waldfriedhof Gerresheim ebenfalls zu einer Gedenkfeier eingeladen. Beigeordnete Britta Zur sprach dort ein Grußwort und nahm an der Kranzniederlegung am Ehrenmal teil.

Gedenkfeiern zum Volkstrauertag gab es zudem im Stadtbezirk 8 (Lierenfeld, Eller, Vennhausen, Unterbach) – am Unterbacher Denkmal und auf dem Friedhof Eller. Dabei wurde den Opfern von Krieg und Vertreibung, aber auch den Konflikten unserer Tage – unter besonderer Berücksichtigung auch des Ukraine-Kriegs – gedacht.

Zu einem traditionellen Trauer-Umzug durch Garath vom Einkaufszentrum an der Ricarda-Huch-Straße zum Ehrenmal auf dem Schützenplatz hatte der Garather Schützenverein 1967 e.v. eingeladen. Bürgermeister Josef Hinkel sprach dabei Worte des Gedenkens und nahm an der Kranzniederlegung teil.

 

Kranzniederlegungen – gegen das Vergessen!

(Foto: Jürgen Pfennings)

Duisburg. „Sowohl der Kranz zum 17. Juni als auch der Kranz zum Volkstrauertag sollen immer wieder daran erinnern, dass Menschen unter Einsatz ihres Lebens für etwas kämpften oder auch dabei zu Tode kamen“, sagt CDU-Ratsfrau Iris Seligmann-Pfennings und legt zusammen mit dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister von Rheinhausen, Ferdi Seidelt, einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Gewalt nieder. Am Volkstrauertag gedenkt Deutschland der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Als stiller Feiertag genießt der Tag besonderen gesetzlichen Schutz und bietet Gelegenheit zu Einkehr und Besinnung.

 

Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Herten

Herten. Erinnern an Opfer von Krieg, Gewalt und Terrorismus

„Seit über 70 Jahren gedenken wir am Volkstrauertag der Menschen, die Opfer von Krieg, Gewalt und der NS-Verfolgung wurden. Dabei ist es unsere zentrale Aufgabe das von Krieg und Gewalt verursachte, unvorstellbare Leid auch für zukünftige Generationen vorstellbar zu machen, damit Vergangenes nicht in Vergessenheit gerät und alte Fehler nicht wiederholt werden“, so Bürgermeister Matthias Müller anlässlich der diesjährigen Gedenkveranstaltung am Margarethe-Stein-Platz.

Am Sonntag gedachte er in Herten-Mitte gemeinsam mit rund 100 Bürgerinnen und Bürgern der Opfer von politischer Verfolgung, Krieg und Gewalt. Schülerinnen sowie Schüler aus Herten und viele andere Personen unterstützten die Veranstaltung mit individuellen Beiträgen. Peter Ziegel, Vorsitzender des Sozialverbands VdK in Herten, legte gemeinsam mit dem Bürgermeister Kränze vor den Denkmälern nieder.

In verschiedenen Sprachen und mit selbstgebastelten Schildern forderten die Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Schule, den Krieg in der Ukraine zu stoppen. Auch die Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule sprachen sich bei der Gedenkveranstaltung gegen Krieg und Gewalt aus. Ein Deutschkurs der Rosa-Parks-Schule trug das Gedicht „Die Hand die unterschrieb“ von Dylan Thomas in der deutschen Übersetzung von Erich Fried vor. Fünf Schülerinnen des Städtischen Gymnasiums erinnerten an die Holocaust-Überlebende Vanda Obiedkova, die während des andauernden Kriegs in der Ukraine in Mariupol zu Tode kam.

Karl-Heinz Egger vom Freundeskreis Szczytno-Herten trug einen Buchauschnitt des Autors Herbert Somplatzki vor. Der Schriftsteller, der aus den Masuren stammt, beschreibt in seinen Büchern immer wieder die Unsinnigkeit des Kriegs. Auch Gerd Lange, Vertreter der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten, erinnerte in seinem Wortbeitrag an das Leid, welches den Menschen, vor allem der zivilen Bevölkerung, durch Kriege zugefügt wird.

Musikalisch wurde der Volkstrauertag von Ingo Jülicher und dem aus der Ukraine stammenden Sänger Ihor Tymoshenko unterstützt. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung sprach Stadtarchiv-Leiterin Kirsten Noetzel bei einem kleinen Rundgang über den „Identitätsverlust durch Zerstörung von Kunst- und Kulturgütern“ anbieten.

(siehe Titelbild)

 

Öffentliche Gedenkfeier zum Volkstrauertag

Gronau (Westf.). Am Sonntag, 13.11.2022, haben über 300 Bürger:innen der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in der Aula der Euregio-Gesamtschule Epe gedacht.

Bürgermeister Rainer Doetkotte machte in seiner Ansprache deutlich, dass das Gedenken und Erinnern anlässlich des Volkstrauertages nach wie vor dringend erforderlich sei – gerade in der heutigen Zeit. In seiner Ansprache nahm er Bezug auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine: „Unser Glaube an ein friedliches Miteinander in Europa ist zutiefst erschüttert. Die vielen Kinder, Frauen und Männer, die nicht weit weg von uns durch den Krieg verletzt werden und ums Leben kommen sowie die vielen Menschen, die bei uns und unseren Nachbarländern verzweifelt Schutz suchen, machen uns ganz bewusst, was Krieg bedeutet. Und umso mehr führen uns diese schrecklichen Ereignisse vor Augen, wie wichtig es ist, für Frieden, Freiheit, Toleranz und Demokratie einzutreten.“ Doetkotte dankte außerdem allen, die sich in Gronau und Epe für die Erinnerungskultur stark machen und Friedensarbeit unterstützen.

Die Bürgermeisterin von Losser, Cia Kroon, betonte in ihrer Ansprache wie wichtig es ist, den Toten zu gedenken und über Frieden und Freiheit zu wachen. Dem schloss sich Pfarrer Thorsten Brüggemann an und empfindet den Volkstrauertag nicht nur als einen Gedenktag für die Toten, sondern auch als einen Gedenktag für das Leben.

Musikalisch bereicherten das Bläserensemble „Just Brass“, das a capella Ensemble „Fünf“ sowie Katharina Heim und Christoph Leusmann, Schülerin und Lehrer der Euregio-Gesamtschule Epe, den Volkstrauertag.

Nach der Gedenkveranstaltung zogen alle Teilnehmer:innen unter der Begleitung vom Musikverein Epe e.V. zum Ehrenmahl an der Steinfurter Straße. Dort legten die Bundeswehr, Bürgermeister Rainer Doetkotte, Bürgermeisterin Cia Kroon, stellvertretender Bürgermeister von Enschede Niels van den Berg sowie die Schützenvereine Kränze nieder. Auch die Euregio-Gesamtschule Epe gedachte der Opfer von Krieg und Gewalt mit weißen Rosen.

(Foto: Stadt Gronau (Westf.))

 

Rede zum Volkstrauertag am 13. November 2022

Wesseling. Es sprechen die stellv. Bürgermeister*innen Monika Engels-Welter, Helge Herrwegen und Peter Nep

am Mahnmal im Rheinpark und an den Ehrenmalen auf dem Friedhof Berzdorf, an St. Andreas in Keldenich und an St. Thomas in Urfeld

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

heute gedenken wir der unzähligen Männer, Frauen und Kinder, die während der beiden Weltkriege Opfer von Schlachten und Bombenhagel, von Völkermord und Rassenwahn, von Terror und Vertreibung wurden. Wir denken an jene Menschen, die Widerstand geleistet und dafür mit ihrem Leben bezahlt haben. Wir denken an die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die ihr Leben bei Auslandseinsätzen verloren.

Wir denken an die Menschen, die in unserer Zeit Opfer von Kriegen und Bürgerkriegen, von Terroranschlägen und Vertreibung werden. Auch jetzt, gerade in diesem Moment, wird anderswo geschossen, geplündert, vergewaltigt. Nicht nur in der Ukraine.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen. Wir trauern mit allen, die durch Kriege ihre Angehörigen, ihre Heimat und auch ihre Zukunftsperspektive verloren haben.

Wir haben uns heute hier am Mahnmal im Rheinpark versammelt, um das Andenken an die Menschen, die weltweit Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind, zu bewahren und um zu fragen, welche Botschaft sie für uns haben. Ich danke Ihnen, dass Sie sich heute die Zeit dazu nehmen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Tod und Trauma im Zusammenhang mit den Weltkriegen sind Themen, die in Deutschland immer wieder gern verdrängt werden. Für ein Land, dessen Name an zu vielen Orten in der Welt noch immer in Verbindung mit einer Erinnerung an unendliches Leid steht, ist dieses Unbehagen verständlich.

Die dunklen Seiten unserer Geschichte dürfen wir nicht abstreifen oder gar vergessen. Wir müssen die Erinnerungskultur lebendig halten. So wie heute. Heute schaffen wir Raum und Zeit zum Innehalten und zum Bewusstmachen. Die Erinnerung an vergangene Zeiten steht im Dienste der jetzigen und ist eine der Säulen, auf die wir eine friedliche Zukunft in Deutschland, Europa und der Welt bauen können.

Bis vor wenigen Monaten habe ich mir nicht vorstellen können, dass in unserer Nähe ein brutaler Krieg ausbrechen könnte, wie es gerade in der Ukraine geschieht. Jeden Tag sehen wir in den Nachrichten, mit welcher Brutalität Menschen, Landschaft und Güter vernichtet werden. Diejenigen, die sich im Kriegsgebiet aufgehalten haben – entweder weil sie dort lebten oder weil sie als Journalistinnen und Journalisten dort waren –, können das Grauen, dass sie mit eigenen Augen gesehen haben, oftmals kaum in Worte fassen. Bilder können das nur ansatzweise transportieren. Das Erlebte und Gesehene wird niemals ohne Folgen für die seelische und körperliche Gesundheit sein. Vermutlich ein Leben lang.

Grauen dieser Art sind heute für viele von uns unvorstellbar. Für die Generationen vor uns waren sie erst grausamer Teil ihres Lebens und dann ihrer Erinnerung.

Durch den Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und durch den Kriegseintritt der USA nach Pearl Harbour wurde vor mehr als 80 Jahren aus einem Krieg ein Weltkrieg. Osteuropa wurde in einem Vernichtungsfeldzug mit systematischem Terror und Massenmord unter der Zivilbevölkerung überzogen. In Polen begann das schon 1939. Über 60 Millionen Menschen sind durch den Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen. Eine unvorstellbare Zahl. Viele weitere verloren ihre Gesundheit, ihre Liebsten, ihre Heimat und oft ihren Lebensmut.

Wie können wir mit diesen Lasten umgehen, die schon so lange zurückliegen? Für mich gibt es darauf nur eine Antwort: Wir müssen uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Krieg und Diktatur sich nicht wiederholen. Gerade im Angesicht der aktuellen Entwicklungen.

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag des Appells. Er muss ein Tag der Hoffnung sein. Unsere Hoffnung auf Frieden dürfen wir nie verlieren. Wir vertrauen darauf, dass wir den Herausforderungen gemeinsam und friedlich begegnen werden und einen Weg zur Verständigung finden können.

Wir arbeiten für den Frieden. Die Herausforderung in der heutigen Zeit ist es, um das Verbindende in Europa zu kämpfen und das Trennende nicht in den Vordergrund treten zu lassen. Unsere europäischen Nachbarn haben uns in den 40er und 50er Jahren die Hand zur Versöhnung gereicht. Das ist ein wertvolles Geschenk der Geschichte, das es zu bewahren und auch weiterzugeben gilt, wenn es einmal an uns ist.

Wir müssen uns in Deutschland mit aller Kraft für Demokratie und Toleranz einsetzen.

Kennen Sie das Gedicht „Wir sind wir“ von dem Kabarettisten Wilfried Schmickler? Vielen ist er sicher aus den Mitternachtsspitzen bekannt.

Lassen Sie mich einen Abschnitt daraus vorlesen. Das ist allerdings gar nicht so leicht. Versprechen Sie mir, dass Sie sich auf YouTube den Rest davon ansehen.

 

ich bin wir und du bist wir

und er ist wir und sie ist wir

wir vier sind wir

so ist das hier

doch die von da und der von da

sind nicht von hier und nicht wie wir

denn ich und du und er und sie

wir vier sind eben nicht wie die

und weder die noch der von da

kann sein wie wir das ist doch klar

selbst wenn er irgendwann vergisst

dass er von ganz woanders ist

und glaubt er wäre jetzt von hier

und wär jetzt auch genau wie wir

dann geht das nicht

denn wir bin ich und wir bist du

und er gehört da nicht dazu

 

Da Wilfried Schmickler mit einer ganz klaren Haltung ausgestattet ist, dreht sich das Ganze natürlich noch etwas weiter und zeigt die ganze Widersinnigkeit von diesem „Wir und Die“.

Denn wenn jemand sein möchte wie wir, ist es denjenigen, die auf Unterschiede pochen, ja auch nicht recht. Denn wir sind ja „wir“ und die sind ja „die“. Und wenn „die“ sein können wie „wir“, wer sind wir denn dann noch?

Mit der Unsicherheit, die viele mit dieser Frage nach dem „Wir“ und der eigenen Indentität verbinden, schüren Populisten und rechte Gruppierungen Ängste und vertiefen Gräben.

Vergewissern wir uns gegenseitig, gemeinsam aufzustehen gegen die, die unsere Demokratie missachten und Menschenrechte geringschätzen. Den Frieden, den wir haben, sichert die Demokratie, die wir haben. Und sicher auch andersherum. Nutzen wir den Volkstrauertag, uns bewusst zu machen, welch ein Glück wir haben, und es uns zur Aufgabe zu machen, dies zu bewahren.

Wir alle können einen Beitrag dafür leisten, dass Wesseling ein Ort ist und bleibt, der sich gegen Hetze und Intoleranz verwahrt und in dem das Zusammenleben gut funktioniert. Ich möchte allen danken, die sich dafür stark machen.

Der besondere Dank der Stadt, des Stadtrates und mir persönlich gilt denjenigen, die in unserer Stadt in den vergangenen Monaten den aktuell etwas über 300 Geflüchteten aus der Ukraine ein Zuhause geschaffen haben; entweder direkt bei sich Zuhause oder durch ihre Unterstützung in der Mainstraße.

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag der Ermutigung zum Engagement. Heute kommen vielerorts Menschen zusammen, die Frieden und Menschenrechte als Richtschnur ihres Handelns ansehen und die sich in ihrer Nachbarschaft, ihren Städten und Gemeinden, in unserem Land, ja weltweit dafür einsetzen. Heute bekunden sie, heute bekunden wir, dass wir die Botschaft der Toten hören und ernst nehmen.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Teilnahme an dieser Gedenkfeier, mit der Sie persönlich ein Zeichen für den Frieden und gegen Hass setzen.

Mein Dank geht an den Männer-Gesang-Verein für die musikalische Umrahmung dieser Gedenkfeier.

Wie in jedem Jahr dabei – und ich werte das nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als positives Bekenntnis zur Aussage des Volkstrauertages – sind die Freiwillige Feuerwehr, die St. Sebastianus Schützenbruderschaft, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die DLRG, der VdK, Mitglieder des Rates und die Geistlichkeit. Für ihre aktive Teilnahme an diesem Gedenken ein herzliches Dankeschön.

V.r. die Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr Wesseling, der DLRG, der St. Sebastianus Schützenbruderschaft sowie die Sänger des Männer-Gesang-Vereins 1844 Wesseling. Darüber hinaus waren Vertreterinnen und Vertreter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des VdK sowie Mitglieder des Rates und die Geistlichkeit bei der Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Rheinpark dabei (Foto: Stadt Wesseling/Andrea Kanonenberg)
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