(Foto: Antonia Schmitz)
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Mönchengladbach. Der Tod eines Kindes ist verständlicherweise eines der größten Tabuthemen unserer Zeit. Denn ein solcher Schicksalsschlag ist kaum vorstellbar, er ist unfassbar, alles in einem Menschen sträubt sich dagegen und doch ist er real. Für viele Familien bleibt die Welt stehen, nichts ist mehr wie es vorher war.

Mit ihrer Trauer, die oft Jahre anhält, stoßen die Familien häufig auf Unverständnis. Deshalb findet in den Städtischen Kliniken Mönchengladbach jedes Jahr normalerweise am vorletzten Sonntag im November eine Gedenkfeier für still geborene und verstorbene Kinder statt. Die Kapelle bietet Raum, gemeinsam zu trauern, gemeinsam die Leere auszuhalten und zu sehen: Trauernde sind nicht allein. Das Team, das die Gedenkfeier für still geborene und verstorbene Kinder jedes Jahr mit viel Liebe und Engagement vorbereitet, ist deshalb enttäuscht, dass es bedauerlicherweise auch in diesem Jahr die Gedenkfeier im Elisabeth-Krankenhaus nicht ausrichten kann.

„Auch für mich als Kinderärztin ist es schwer, mit dem Tod eines Kindes zu leben. Eigentlich ist es meine Aufgabe, Kinder gesund zu machen. Jedoch gibt es Situationen, wo wir medizinisch nicht mehr helfen können und dies hinterlässt ein Gefühl der Ohnmacht“, so Dr. med. Ursula Strier, Oberärztin in der Klinik für Kinder und Jugendliche der Städtischen Kliniken Mönchengladbach.

„In der Gedenkfeier denke ich dann besonders an diese Kinder und ihre Familien. Häufig werde ich vorher von den Eltern gefragt, ob auch ich zur Gedenkfeier käme, da es für sie alleine durch die Anwesenheit einer vertrauten Person leichter sei, den schweren Weg zur Gedenkfeier zu gehen“, sagt die Oberärztin weiter. Denn ihrer Erfahrung nach hilft ein liebevoller Blick, die Hand auf der Schulter oder eine Umarmung den Eltern, sich der schmerzhaften Erinnerung an ihr geliebtes Kind zu stellen und damit winzige Schritte zurück ins Leben zu finden. „Dies berichten mir viele Eltern“, ergänzt sie.

Ohne die Gedenkfeier fehlen die kleinen Gesten, die unausgesprochenen Worte und der Austausch untereinander. Schweren Herzens hat sich das Team, bestehend aus Kinderkrankenschwestern der Intensivstation, Hebammen und Krankenhausseelsorgerin wieder für einen Brief an die Familien entschieden. Zusammen hoffen sie, im nächsten Jahr wieder eine gemeinsame Gedenkfeier im Elisabeth-Krankenhaus in Präsenz möglich machen zu können.

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