Bei der Pralinenherstellung kam ein tolles Gemeinschaftsgefühl auf (Foto: privat)
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Grefrath/Kempen/Wachtendonk. An der Liebfrauenschule in Mülhausen kann man Segelfliegen und Schauspielerei lernen, aber auch Chinesisch und Voice-Coaching. Dieses außergewöhnliche AG-Angebot hat Bäckermeister Manfred Oomen aus Wachtendonk, dessen Patenkinder ihr Abitur in Mülhausen absolviert haben und immer von einer sehr glücklichen Schulzeit sprechen, vor einigen Jahren derart beeindruckt, dass er der Schule eine Kooperation im Fach „Ernährungslehre“ angeboten hat. Seit 2015 besuchen Schülerinnen und Schüler regelmäßig Pralinenseminare im Café Peerbooms in Kempen.

„Mich hat sehr überrascht, dass eine Kakaobohne vor dem Rösten überhaupt nicht nach Kakao schmeckt, sondern eher säuerlich“, resümiert die 16-jährige Caroline Kox. Sie ist eine von 12 Leistungskurs-Schüler:innen, die Mitte November mit ihrer Lehrerin Melanie Hermges von Konditormeisterin Ute Wirsig-Müller in die Kunst der Pralinenfertigung eingeweiht wurden. Der interdisziplinäre Ansatz des Fachs Ernährungslehre begeistert in diesem Schuljahr insgesamt 171 Liebfrauenschüler:innen. Neben Teilbereichen wie Chemie und Biologie beinhaltet es auch Aspekte der Medizin, der Psychologie und den Bereich Sozialwissenschaften. „Dieses breite Spektrum macht das Fach einerseits anspruchsvoll, aber auch abwechslungsreich. Es bietet gute Voraussetzungen für eine spätere Berufsausbildung im Bereich Oecotrophologie und Medizin, gibt aber auch viele private Anstöße für ein gesünderes Leben“, betont Melanie Hermges.

Schülerin Caroline Kox bestätigt das, möchte sie doch später im medizinischen Bereich arbeiten, „weil mich alles rund um den Körper und auch Ernährung sehr interessiert“. Mitschülerin Anita Wagner, ebenfalls 16, möchte Köchin in einem Restaurant oder Konditorin werden und beschreibt, was sie an dem Pralinenseminar am meisten beeindruckt hat: „Es war sehr informativ, und ich habe gelernt, dass Kuvertüre sehr schnell hart werden kann.“ Neben vielen weiteren praktischen Erkenntnissen, wie auch der Arbeit mit einer „Pralinenschlaufe“, lernten die Schüler:innen eine Menge über Anbau, Ernte und Kakaoverarbeitung, die ausschließlich von Hand erfolgt. Sie fühlten und probierten das süße Fruchtfleisch „Pulpa“, das die Samen in der Kakaofrucht umhüllt und erfuhren, dass erst ein Fermentierungsprozess die Samen zu Bohnen werden lässt. „Die Schüler waren überrascht, dass die Bohnen erst nach dem Rösten ihr Kakao-Aroma entwickeln“, betont Konditormeisterin Wirsig-Müller.

Über 300 Pralinen und Trüffel in den Geschmacksrichtungen Minze, Cappuccino, Nougat-Krokant, Vollmilch-Karamell und Orange sind in dem Workshop im Kempener Café Peerbooms entstanden, teilweise mit feinsten weihnachtlichen Verzierungen und auch mit dem Logo der Schule. Beim traditionellen Adventsbasar Ende November waren die süßen Kugeln bereits nach drei Stunden ausverkauft. Der Erlös fließt in Schulprojekte. Nächstes Jahr wird die Kooperation fortgeführt, und schon jetzt freuen sich die Schüler:innen, die dieses Jahr nicht dabei sein konnten, auf diesen besonderen Praxisunterricht zwischen Kakaobohnen und Pralinen.

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