Durch das Abtragen der äußeren Mauerschale wurde dieser eingewachsene Wurzelstrang freigelegt (Foto: © Stadt MG)
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Mönchengladbach. In die Herrenhausbrücke am Schloss Rheydt sind zwei große Platanenwurzeln eingewachsen. Jetzt werden sie behutsam „ausgefädelt“.

Wenn man auf der Herrenhausbrücke am historischen Rheydter Wasserschloss Zwei sieht, die sich eng aneinanderschmiegen, ist das angesichts der romantischen Kulisse zunächst einmal keine Überraschung. Doch die Verbindung, die jetzt die Fachleute des städtischen Gebäudemanagements (gmmg) bei der Sanierung der Brücke freigelegt haben, ist alles andere als alltäglich. In das Gemäuer sind mindestens zwei große Wurzeln einer benachbarten Platane tief eingewachsen. Um weder die Brücke noch den Baum zu schädigen, wird diese innige Verbindung jetzt mit viel Feingefühl getrennt.

Dass etwas nicht stimmt mit der rechten Bogenmauer der Brücke, der sogenannten „Schildwand“, hat vielleicht der ein oder andere Passant bereits bemerkt. Immer mehr beulte sich die äußere Mauerschale zuletzt. Die Expertinnen und Experten des gmmg sahen schließlich die Stabilität der Schildwand in Gefahr und begannen mit der Sanierung. Dabei wurden inzwischen ein großer Teil der äußeren Mauerschale abgetragen und die beiden großen Baumwurzeln freigelegt. Das vorläufige Ergebnis war ernüchternd: Der Zustand der inneren, historischen Wand ist deutlich schlechter als befürchtet und die Wurzeln sind viel größer als gedacht.

Zudem sind die Wurzeln für den Baum sehr wichtig und sollten möglichst nicht gekappt werden. Das hat die Abstimmung mit den Baumexperten der mags und einem externen Gutachter ergeben. Also heißt es nun, das Wurzelwerk vorsichtig weiter freizulegen und, wo möglich, mit viel Fingerspitzengefühl aus der Wand auszufädeln. „Sobald die lange Wurzel komplett freiliegt, wollen wir sie behutsam ein Stück zur Seite drücken und die Mauer wiederherstellen“, erklärt Projektleiterin Birgit Reichert vom gmmg. Da die Wurzel dann offen liegt, wird sie vermutlich weiß angestrichen, „damit sie keinen Sonnenbrand kriegt“. Welchen Schutz die Wurzel dann genau braucht, wird eng mit den Baumexperten abgestimmt.

Wichtig ist auch dafür zu sorgen, dass In Zukunft möglichst keine Wurzeln mehr in die Schildwand hineinwachsen. Und die innere Wand muss wahrscheinlich mit einem Betonkern stabilisiert werden, der auch eine solide Verbindung zwischen den beiden Mauerschalen schafft. Für Stabilität sollen zudem sogenannte Zuganker sorgen. Dafür hat das gmmg bereits quer zum Brückenverlauf Metallstangen eingebracht, auf die die Anker von beiden Seiten aufgebracht und festgezogen werden. Wie in einer Schraubzwinge werden die Schildwände dann an die Brücke gedrückt. Die Anker werden als kleine Metallkreuze an den Seitenwänden künftig sichtbar sein. Ansonsten wird von den Arbeiten, die eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt sind, nachher nicht viel zu erkennen sein. So sollen beim Wiederaufbau der äußeren Schildwand möglichst viele der alten Ziegelsteine wiederverwendet werden. Die nachgekauften Steine werden zudem so ausgewählt, dass sie sich unauffällig ins Erscheinungsbild der Konstruktion einfügen.

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