Bürgermeister Peter Hinze (Foto: Markus van Offern)
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Emmerich am Rhein. Grußwort Peter Hinze: Weihnachten/Jahreswechsel 2022/2023

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

dass „Zeitenwende“ zum Wort des Jahres 2022 gekürt wurde, war nicht schwer zu erraten. Es beschreibt auf den Punkt, in welcher Wirklichkeit wir uns alle aktuell befinden. Lange gehegte und gepflegte Gewohnheiten müssen auf den Prüfstand, werden buchstäblich ge-wendet – zum Teil um 180 Grad. In jeder Tagesschau-Ausgabe scheint eine neue Krise auf uns zu warten. Was lange galt, ist hinfällig geworden. Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen und damit auch unsere Komfortzone verlassen.

Diese Veränderungen bedeuten für uns als Gesellschaft enorme Herausforderungen. Wenn Preise für Lebensmittel und Energie immer weiter steigen, trifft das insbesondere die Schwachen und Hilfsbedürftigen in unserem Land. Wenn man schon Mitte des Monats nicht mehr weiß, wie man bis zum Monatsende über die Runden kommen soll, ist das eine enorme Belastung. Diese Menschen finanziell in ihrem Alltag zu unterstützen, muss eine zentrale Aufgabe unseres Sozialstaates sein. Aber die staatlich organisierte Unterstützung ist dabei nur die eine Komponente. Es braucht auch die emotionale und menschliche Unterstützung durch die Gemeinschaft vor Ort. Ohne Engagement, ohne Nächstenliebe funktioniert es nicht. Das ist mir in diesem Jahr wieder sehr bewusst geworden.

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine haben auf der Flucht vor Putins barbarischem Krieg Zuflucht in Deutschland gesucht – auch bei uns in Emmerich. Was mich beeindruckt hat: sofort haben sich private Initiativen gegründet, die sich um die Unterbringungen der Menschen gekümmert haben. Ganz uneigennützig. Zum Teil rückten Familien enger zusammen, damit einzelne Zimmer im Haus frei wurden und Geflüchteten zur Verfügung gestellt werden konnten. Emmericherinnen und Emmericher haben sich zusammengetan, um den Menschen nicht nur Wohnraum zu geben, sondern sie mit Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen oder sie in ihrem Alltag zu unterstützen. Die Emmericher Schulen haben ganz unbürokratisch Kinder aus der Ukraine aufgenommen. Die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus haben Tag – und zum Teil auch Nacht – gearbeitet, um Unterbringungsmöglichkeiten für zugewiesene Geflüchtete zu organisieren und Geflüchteten wie Wohnungsgebern die staatlichen Unterstützungsleistungen zukommen zu lassen.

Für diese gelebte Solidarität bin ich als Bürgermeister dieser Stadt zutiefst dankbar. Wir werden sie weiterhin brauchen. Deshalb bin ich froh, dass Solidarität für so viele Menschen in Emmerich am Rhein zu ihrer Grundüberzeugung zählt. Wir müssen in diesen Zeiten, in denen sich vieles wendet, weiter aufeinander aufpassen, damit niemand auf der Strecke bleibt. Wir dürfen uns in dieser Situation nicht auseinanderdividieren lassen. Die aktuelle Situation führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig und wertvoll Ehrenamt und aktive Hilfe am Nächsten sind! Wie viel ärmer wäre unsere Heimat ohne dieses Engagement?!

Bei all den Problemlagen und Herausforderungen, von denen unser aktuelles Tun geprägt ist, ist es mir wichtig zu betonen, dass in unserer Stadt im vergangenen Jahr – und auch im kommenden – viel investiert wurde und wird. So haben wir beispielsweise den Bildungsstandort Emmerich qualitativ massiv aufgewertet. Zwei zentrale Projekte sind dafür sinnbildlich: Zum einen ist am Brink ein Schulgebäude entstanden, das modernste Lehr- und Lernbedingungen bietet und in dem sich Schüler wie Lehrer wohlfühlen können. Die Eröffnung des Gebäudes vor einigen Wochen war sicher einer der Höhepunkte meiner bisherigen Amtszeit. Zum Zweiten ist in Emmerich seit diesem Jahr jeder Schüler und jede Schülerin mit einem eigenen Tablet ausgestattet. Ich kenne keine andere Stadt in NRW, die eine vergleichsweise Ausstattung vorweisen kann. Aus meiner Sicht ist das ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Dass wir das hier in Emmerich konsequent realisiert haben, macht mich sehr stolz!

Mit Freude – und zugegeben auch ein wenig Erleichterung – blicke ich auf das Bauprojekt Neumarkt. Im künftigen Edeka-Markt brennt bereits Licht. Regale und weitere Ladenausstattungen werden aufgebaut. Der Parkplatz vor dem Gebäude nähert sich der Fertigstellung. Schon in wenigen Wochen können wir dort einkaufen. Ich bin auch guter Dinge, dass wir im kommenden Jahr die gesamte Platzfläche fertigstellen können und dann den Wochenmarkt und seine Händler wieder an gewohnter Stelle begrüßen können. Ein schöner Moment war für mich im vergangenen Jahr auch die Eröffnung des neuen medizinischen Zentrums an der Moritz-von-Nassau-Straße. Mit diesem Konstrukt ist es gelungen, Arztpraxen und moderne Gesundheitsleistungen hier in Emmerich zu binden. Das ist wichtig für die Lebensqualität in unserer Stadt. Ich weiß, dass die Busanbindung zum Medizinischen Zentrum durchaus noch verbesserungswürdig ist. Wir sind dazu derzeit mit mehreren Akteuren im Gespräch.

Mein Dank geht an alle, die sich in unserer Stadt im vergangenen Jahr haupt- oder ehrenamtlich für ein besseres Miteinander eingesetzt haben. In diesen Dank möchte ich auch explizit meine Kolleginnen und Kollegen im Rathaus, bei den Kommunal- und Kulturbetrieben und bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft aufnehmen. Sie haben – trotz Krisen und anhaltendem Personalmangel – sehr viel geleistet. Ich bin froh, eine solche Mannschaft an meiner Seite zu wissen.

Sicher ist, die aktuellen Krisen werden nicht einfach weggehen. Mit der Strategie „Kopf in den Sand“ werden wir nicht weiterkommen. Wir müssen uns auf die neuen Verhältnisse einstellen. Dabei ist aber wichtig, dass wir das Miteinander und die Freude am Leben nicht vergessen. Es ist doch schön, dass ein gemeinsames Weihnachtsfest nach zwei Jahren Pandemie wieder in traditionellem Rahmen möglich ist. Gleiches wünsche ich mir sehr für die diesjährige Karnevalsession und die kommenden Schützenfeste. Das stärkt die Gemeinschaft vor Ort und nur daraus kann gesellschaftlicher Zusammenhalt erwachsen.

Wichtig ist mir, dass wir, bei aller Freude, die Schwachen und Hilfsbedürftigen in unserem Umfeld nicht aus dem Blick verlieren. Ich weiß, dass nicht jeder immer persönlich mit anpacken kann. Aber manchmal versetzt ja auch eine Spende andere Menschen in die Lage, Gutes zu tun und konkret vor Ort zu helfen. Auch das ist wichtig. Unterstützenswerte Aktionen, Initiativen und Projekte gibt es in Emmerich zu genüge.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien trotz und gerade in dieser angespannten Lage ein friedvolles Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und ein gutes neues Jahr. Nehmen Sie eine Portion Optimismus und Durchhaltevermögen mit ins neue Jahr.

Herzlichst

Ihr Peter Hinze

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