(Foto: SPD OV Holthausen-Menden-Raadt)
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Mülheim an der Ruhr. Eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) mit bis zu 650 Plätzen soll im ehemaligen Bürogebäude von T-Systems mitten im Mülheimer Stadtteil Raadt eingerichtet werden. Die Ängste und Sorgen bei den Menschen in Raadt sind groß. Der SPD Ortsverein Holthausen-Menden-Raadt hat sich am Samstag im Rahmen eines Vororttermins mit Anwohnern getroffen und sich mit den Sorgen der Menschen auseinandergesetzt. Für den Ortsverein ist klar: Die Entscheidung ist falsch und die Stadt lässt die Bürger mit ihren Ängsten alleine.

Nadia Khalaf ist nicht nur Co-Vorsitzende der Mülheimer SPD, sondern auch des Ortsvereins in Raadt. Zusammen mit weiteren Mitgliedern kam sie am Samstagnachmittag zum Gebäude, um Anwohner zu treffen und die örtlichen Gegebenheiten in Augenschein zu nehmen. Daraus entwickelten sich viele spontane Gespräche und ein lebhafter Austausch mit den Menschen.

Khalaf ist zudem Landesvorsitzende der SPD Arbeitsgemeinschaft Migration & Vielfalt und kennt zahlreiche Unterkünfte für Geflüchtete. Sie hat viel Verständnis für die Sorgen in der Nachbarschaft. Sie sagt: “Es ist hier in allen Gesprächen deutlich geworden, dass die Menschen in Raadt die Unterbringung von Geflüchteten nicht grundsätzlich ablehnen, und dass sie angesichts der steigenden Zahlen auch bereit sind, ihren Teil beizutragen. Aber sie kritisieren zu Recht die Größe der geplanten Einrichtung, die Wahl des Gebäudes und die schlechte Informationspolitik von Land und Stadt.”

Wer sich die Zeit nimmt, den großen Bürokomplex in Raadt zu umlaufen, versteht schnell: Mit so wenig Abstand zu den benachbarten Wohnhäusern, mitten im Viertel und ohne eine unterstützende Infrastruktur ist der Standort eine sehr fragwürdige Wahl. “Die Geflüchteten sind hier mitten in einem Wohngebiet”, sagt ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte. “Es gibt für die Menschen hier keine Einkaufsmöglichkeiten, keine ausreichende Nahverkehrsverbindung und keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir können verstehen, dass auch unser Stadtteil etwas zur Flüchtlingsunterbringung beitragen soll, aber mehr als 600 Menschen hier unterzubringen, das ist Wahnsinn.”

Dem stimmten nach dem Ortstermin auch Khalaf und alle weiteren Mitglieder des SPD-Ortsvereins zu: “Stadt und Land sind CDU-geführt und hätten sich darüber abstimmen sollen, wie eine bessere Lösung aussehen kann”, sagt Nadia Khalaf. “So gab es lediglich einen großen Schock für die Anwohner, und bis zur angekündigten Informationsveranstaltung am 1. März lässt man sie alleine. Die Stadt darf sich hier nicht darauf zurückziehen, dass es sich um eine Landeseinrichtung handele.”

Der SPD Ortsverein fordert die Stadt auf, umgehend ein Konzept zu erarbeiten, mit dem die Einrichtung unterstützt und abgefedert werden kann, und dass die Sorgen der Anwohner in Raadt ernst nimmt. „Es geht“, das betont Nadia Khalaf, „ganz und gar nicht darum, Ängste vor Geflüchteten zu schüren, denn in 1 km Luftlinie Entfernung am Hauptfriedhof wird eine kommunale Einrichtung für Geflüchtete in gleicher Größe gebaut, dessen Konzept jedoch deutlich besser ist und weit mehr Akzeptanz findet. Die Menschen verdienen es, in Deutschland gut anzukommen, gut behandelt und untergebracht zu werden. Doch das ausgewählte Gebäude in Raadt ist denkbar ungeeignet, und bei den Menschen hier vor Ort entsteht der Eindruck, dass man ihre Sorgen nicht ernstnimmt. Schlechter hätte man das alles kaum durchdrücken können.”

Der SPD Ortsverein bereitet einen Fragen- und Forderungskatalog vor, den sie der Kommune anlässlich der kommenden Bürgerversammlung vorlegen wird. Hierzu gehört u. a. die Frage der Abwasserkapazität bis hin zu der Forderung die Aufnahmen deutlich zu reduzieren und maximal 350 anstatt 650 Geflüchtete dort unterzubringen. „Darüber hinaus muss es ein ganzheitliches Konzept der Freizeitbeschäftigung geben, denn die Infrastruktur vor Ort bietet hierfür keinen Ansatz. In Zeiten von Fachkräftemangel wird es schwierig, ausreichende Sozialarbeit zu installieren. Hier muss unbedingt auch bürgerschaftliches Engagement mitgedacht und eingebunden werden“, so Khalaf abschließend.

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