In der syrischen Stadt Azaz versuchen Helfer weiterhin, verschüttete Menschen aus den Trümmern zu bergen (Foto: © action medeor / IDA)

Tönisvorst/Köln/Genf/Aachen/Rhein-Ruhr. Einen Tag nach dem Erdbeben

action medeor: Hilfe erreicht Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien

Einen Tag nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien laufen die Hilfsmaßnahmen auf Hochtouren. Das Gesundheitshilfswerk action medeor unterstützt seine türkischen und syrischen Partnerorganisationen, die seit gestern in den frühen Morgenstunden Menschen in den zerstörten Städten mit Nahrung, Zelten, Decken und Notunterkünften versorgen. Auch die medizinische Versorgung der vielen Verletzten ist angelaufen, bedeutet jedoch für die Helfer eine große Herausforderung. „Unsere Partner berichten uns, dass viele Krankenhäuser durch das Erdbeben beschädigt oder zerstört wurden, so dass die verbleibenden Kliniken momentan völlig überlastet sind“, schildert Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor, „es fehlt an Betten, Ausrüstung und Medikamenten.“

Besonders in Syrien ist die Lage immer noch undurchsichtig. „Unsere Partner sind in der Region Idlib im Nordwesten Syriens tätig, dort gibt es kein staatlich organisiertes Meldesystem. Wir wissen aber, dass mehrere Krankenhäuser zerstört sind und die Patienten und Verletzten jetzt notdürftig versorgt werden müssen“, sagt Peruvemba. „Hier müssen wir so schnell wie möglich helfen.“ Ein Erkundungsteam von action medeor daher ist bereits auf dem Weg in die Krisenregion, um die konkreten Bedarfe und Möglichkeiten vor Ort in Erfahrung zu bringen.

Bereits gestern, wenige Stunden nach dem Erdbeben, hatte action medeor entschieden, 100.000 Euro Soforthilfe bereitzustellen. Die Hilfe soll auf verschiedenen Wegen zu den Menschen gelangen, wie Peruvemba erklärt: „Zum einen, indem wir unsere Partnerorganisationen vor Ort unterstützen. Zum zweiten, indem wir medizinische Hilfsgüter vor Ort beschaffen. Da wir in der Erdbebenregion seit Jahren tätig sind, sind wir dort sehr gut vernetzt und kennen viele pharmazeutische Großhändler, die wir inzwischen kontaktiert haben.“ Der dritte Weg wird laut Peruvemba die Lieferung von Hilfsgütern aus Deutschland sein, allerdings in diesem Fall zeitlich nachgelagert. „Dadurch belasten wir die extrem angespannten Logistikketten im Krisengebiet jetzt nicht zusätzlich, sondern nutzen sie zu einem Zeitpunkt, zu dem sich neue Katastrophenlogistikketten etabliert haben.“

Wer die Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. Wer online unter www.medeor.de spendet, kann dort auch seine Adresse für eine Spendenquittung hinterlassen. Klassisch geht es über IBAN DE78320500000000009993 bei der Sparkasse Krefeld, Spendenstichwort: „Erdbeben Syrien und Türkei“.

UNICEF hilft den Kindern im Erdbebengebiet

Statement von UNICEF-Sprecher James Elder anlässlich der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf:

“Das stärkste Erdbeben in der Region in fast 100 Jahren kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für viele besonders verletzliche Kinder.

Tausende Häuser wurden zerstört, wodurch Familien obdachlos wurden und nun den Elementen ausgesetzt wurden – dies zu einer Jahreszeit, in der die Temperaturen regelmäßig unter den Gefrierpunkt fallen und Schnee und Eisregen an der Tagesordnung sind.

Vertriebene Familien im Nordwesten Syriens und syrische Flüchtlingsfamilien, die in der Türkei in informellen Siedlungen leben, gehören zu den am stärksten gefährdeten Menschen, da die Temperaturen in der Nacht weiterhin unter den Gefrierpunkt sinken.

Im Nordwesten Syriens herrschte bereits vor den Erdbeben eine akute Notsituation. Familien haben mit einem anhaltenden Choleraausbruch und starken Regen- und Schneefällen zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden Konflikts ist dieses Erdbeben schier unerträglich.

Wir haben zwar noch keine verifizierten Zahlen, aber wir wissen, dass zahlreiche Schulen, Krankenhäuser und andere medizinische und pädagogische Einrichtungen durch die Beben beschädigt oder zerstört wurden – mit gravierenden Auswirkungen für Kinder.

UNICEF-Hilfe nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien

In Syrien liegt der unmittelbare Schwerpunkt der UNICEF-Arbeit darauf sicherzustellen, dass betroffene Kinder und Familien Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen haben – dies ist entscheidend, um durch Wasser übertragbare Krankheiten zu verhindern.

Im Bereich Kinderschutz liegt unser Fokus darauf, Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden oder unbegleitet sind zu identifizieren und sie mit ihren Familien zusammenzuführen.

Auch die psychologische Erstversorgung von Kindern ist jetzt besonders wichtig. Die Schulen in der Türkei und in Teilen Syriens wurden für die nächste Woche geschlossen, viele dienen vorübergehend als Unterkünfte für betroffene und Kinder und Familien. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Kinder so schnell wie möglich wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren können, sobald diese sicher genug sind, um den Kindern inmitten des Chaos ein wenig Normalität und Halt zu geben.

Im Hinblick auf die medizinische Versorgung gibt es in Damaskus nur wenige medizinische Hilfsgüter und Trauma-Kits. UNICEF versucht, unmittelbare Lücken bei allen Hilfsgütern (einschließlich medizinischer Hilfsgüter) über unsere nächstgelegenen Lagerhäuser im Libanon und in Jordanien zu schließen. Wir haben bereits Hilfsgüter für Operationssäle sowie hochproteinreiche Kekse beschafft.

(Foto: © UNICEF/UN0777983/al Sayed/AFP)

Binnenvertriebene Menschen in Syrien benötigen dringend Nahrungsmittel und Zugang zu medizinischer Hilfe, insbesondere Kinder unter zwei Jahren und Schwangere, damit sich ihr Ernährungszustand nicht verschlechtert. UNICEF koordiniert seine Maßnahmen im Ernährungsbereich mit weiteren UN-Organisationen und -Partnern, mobilisiert lebenswichtige Nahrungsmittellieferungen aus der gesamten Region und stellt mit Hilfe von mobilen Teams wichtige Gesundheits- und Ernährungsdienste zur Verfügung.

In der Türkei konzentriert sich die internationale Hilfe derzeit auf Such- und Rettungsmaßnahmen. UNICEF stimmt sich mit der Regierung und der Leitung der Behörden für Katastrophen- und Notfallmanagement über den sich abzeichnenden Bedarf im Zusammenhang mit den allgemeinen humanitären Maßnahmen ab. Unsere Unterstützung wird Hygienesets, Decken und Winterkleidung umfassen.“

Bistum Aachen und Caritas rufen zu Spenden für Erdbebenopfer auf

Sonderkollekte am Wochenende für die Menschen im Katastrophengebiet

Das Bistum Aachen und der Caritasverband für das Bistum Aachen rufen gemeinsam zu Spenden für die Opfer des schweren Erdbebens in der syrisch-türkischen Grenzregion auf. Am Wochenende soll in den Sonntagsgottesdiensten bei einer Sonderkollekte für die Menschen im Katastrophengebiet gesammelt werden.

„Helfen Sie den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien und sorgen Sie mit für die Versorgung der Überlebenden“, schreiben der stellvertretende Generalvikar Rolf-Peter Cremer und Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens in einem gemeinsamen Brief an die Kirchengemeinden im Bistum Aachen. Am Dienstagmorgen meldeten die Behörden, dass nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar bislang mehr als 5000 Menschen tot aus den Trümmern eingestürzter Häuser im syrisch-türkischen Grenzgebiet geborgen wurden. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer wird Schätzungen zufolge weit höher liegen. In ihrem Brief beschreiben Cremer und Jentgens die dramatische Situation: „Zehntausende haben in der Kälte des Winters ihr Zuhause verloren. Unter den Betroffenen sind es vor allem Geflüchtete im türkischen Grenzgebiet zu Syrien, die dort Schutz und Sicherheit suchten.“

Bistum und Caritas rufen zu Sonderkollekten in den Gottesdiensten und zu Spenden auf. Die Gelder werden über Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, an Partnerorganisationen in Syrien und in der Türkei weitergegeben. „Der Bedarf an Hilfsgütern wie Nahrungsmittel, Wasser, Decken und Zelte für die provisorische Unterbringung wird gewaltig sein, das ist jetzt schon abzusehen“, sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international.

Spendenkonto:
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC: BFSWDE33KRL
Stichwort: CY01332 Erdbebenhilfe

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