(Foto: Jakob Tauchmann)
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Kleve. Diese Woche öffneten sich die Türen im Kolpinghaus Kleve für den von der SPD Kleve viel umworbenen KLEVER DIALOG Offener Ganztag – Bildungsgerechtigkeit: „Was ist es uns wert?“. Das Thema und Format scheinen den Geist der Zeit getroffen zu haben, füllte sich der Saal innerhalb von Minuten mit über 100 Gästen. Unter den Gästen: Der Klever Bürgermeister Wolfgang Gebing, diskussionsfreudige Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen aus verschiedenen Bildungseinrichtungen und viele weitere interessierte Klever Bürger*innen. Mit Anja Sadat vom Elternbeirat Kleve, Bernd Lindenau als Vorsitzender des Kreisverbandes für Bildung und Erziehung (VBE) und Marcel Wilmes von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft NRW (GEW) verfolgten zudem interessierte Verbandsvertreter die beiden Podiumsdiskussion der Bildungsexperten und Kommunalpolitik.

„Eine professionelle Betreuung braucht mehr als nur mehr OGS-Plätze. Betreuungspersonen spielen eine zentrale Rolle in der sozial-emotionalen Entwicklung von Kindern“: Mit diesen Kernaussagen setzten Prof. Dr. Wögen Tadsen und Doktorandin Julia Mai von der Hochschule Rhein-Waal in ihrem Eingangsvortrag einen klaren Impuls für die Diskussion des Abends.

Das fachkundig besetzte Podium der Bildungsexpert*innen gab in den ersten 90 Minuten einen deutlichen Einblick in den IST-Zustand der aktuellen OGS-Situation. Sei es aus Eltern-, Schul-, Träger-, Gewerkschafts- oder landespolitischer Sicht. Jens Willmeroth als Schulleiter der Grundschule an den Linden gelang es, den Gästen eine klare Vorstellung von dem Konzept des rhythmisierten Ganztages zu geben. Sarah Hendricks als Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft gab in aller Deutlichkeit zu verstehen, dass sie sich eine bessere Einbindung der Eltern in die Entwicklung und Planung der politischen Prozesse wünscht. Marion Kurth (AWO) und Elke Kotthoff (Caritas) machten deutlich, dass sie sich eine bessere finanzielle Grundlage und größere Stundenkontingente für potenzielle Betreuungskräfte für die Träger wünschen. Fachkräftemangel sei ein großes Thema, aber auch ein Thema, was man mit besserer finanzieller Ausstattung durch vermehrte Ausbildung angehen könne. Den Wunsch nach einem einheitlichen Gesetz wie es dies im KITA-Bereich bereits gibt, schloss sich der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller an: „Wir brauchen einheitliche Qualitätsstandards für die Betreuung an Schulen und wir brauchen eine gesicherte Finanzierung, die nicht von der Finanzkraft einzelner Kommunen abhängig ist.“

Vom zweiten Podium der Kommunalpolitik erwarteten sich vor allem die anwesenden Eltern im Publikum konkrete Lösungsvorschläge. Die kommunalpolitischen Vertreter*innen bekannten sich fraktionsübergreifend dazu, jetzt intensiv im Dialog mit Eltern, Trägern, Verwaltung u.a. kurz-, mittel- und langfristige Lösungen gemeinsam nach vorne zu bringen. Hierzu wurde für nach Ostern vom Vorsitzenden des Schulausschusses Michael Heyrichs eine Einladung zu einem gemeinsamen Gespräch mit allen Beteiligten des Schulausschusses, den Eltern, Trägern und Anderen angekündigt. Dies begrüßten die Stadtschulpflegschaft und die Initiatoren der Petition Verbesserung der OGS in Kleve Gabor Klung und Gerwin Putman sehr. Der schulpolitische Sprecher der SPD Niklas Lichtenberger resümierte: „Wir haben in den letzten Jahren mit den Investitionen in unsere Schulen sehr viel in „Steine“ investiert, es wird Zeit, viel mehr in die Kinder und Menschen zu investieren.“ Während die Fraktionsvorsitzende Frau Dr. Meyer-Wilmes deutlich machte, dass sie auch die Notwendigkeit zum Handeln sieht aber gleichzeitig auch auf den angespannten Haushalt der Stadt Kleve hinwies, positionierte sich Marco Hendricks von den Offenen Klevern deutlich: „Jeder Euro den wir heute in unsere Kinder investieren, zahlt sich später aus“. Dazu passte die Aussage der AWO-Geschäftsführerin Marion Kurth: „Unsere Kinder von heute, sind unsere Fachkräfte von morgen.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende Daniel Rütter bedauerte zudem die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Land und Kommunen: Grundschulstandorte in Kleve mussten wegen Vorgaben der Bezirksregierung oder des Landes wegen geringer Schülerzahl schließen, diese fehlen uns nun.“

Eltern aus dem Publikum monierten deutlich, dass der Eindruck bestünde, die Politik würde viel zu spät jetzt aktiv im Hinblick auf den Gesetzesanspruchs für OGS- Plätze ab 2026. „Der Blick auf das Thema Betreuung war viel zu lang nicht intensiv genug. Die Gesellschaft, Familien und Kinder haben sich verändert. Die Sicht auf Schule und Betreuung als sozialer Lebensraum und die Wertschätzung der pädagogischen Arbeit kam und kommt auch meiner Meinung nach noch viel zu kurz“, macht Christin Becker von der SPD Kleve deutlich, dass sie den Eindruck der Eltern nachvollziehen kann.

„Umso wichtiger ist es, dass dieser Klever Dialog keine Eintagsfliege ist und sich alle politischen Vertreter nun schnellstmöglich auf den Weg machen, konkrete kurz-, mittel- und langfristige Lösungen für Kleve zu suchen und umzusetzen. Bekannt dazu haben sich heute alle Dialogteilnehmer*innen. Das muss sich jetzt auch in Gesprächen und Ergebnissen in den nächsten Monaten wiederfinden“, appelliert der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Nitsch, der die Gäste des Klever Dialog nach gut drei Stunden verabschiedete.

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