Christiane Flüchter hat Pater Seemon Fredy ein halbes Jahr lang als Mentorin begleitet. Der Heilige Norbert, an den der Brunnen auf dem Xantener Marktplatz erinnert, ist für den Prämonstratenser von großer Bedeutung (Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer)
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Xanten. Seemon Fredy hat auch in Marienbaum ein neues Zuhause gefunden

Heimat und Zuhause – es sind diese beiden Begriffe, die Pater Seemon Fredy, 40 Jahre alt und aus dem indischen Kerala stammend, immer wieder benutzt. Der hochgewachsene Mann spricht ruhig und bedächtig, manchmal lächelt er seine Gesprächspartner an, oft hört er zunächst einfach nur konzentriert zu. Im September 2021 ist er aus seiner Heimat in Indien nach Deutschland gekommen, um hier als sogenannter Priester der Weltkirche die Pfarrei St. Viktor in Xanten zu unterstützen.

Zu diesem Ort hat Pater Seemon eine besondere Bindung – er ist Mitglied der Prämonstratenser, jenes Ordens also, der 1120 von Norbert von Xanten gegründet wurde. Während des Generalkapitels seines Ordens im Jahr 2018 in den Niederlanden hatte Pater Seemon mit vielen seiner Mitbrüder schon Xanten besucht, nicht wissend, dass der Ort ein neues „Zuhause“ für ihn werden würde. Wobei dieses „Zuhause“ genau genommen in Marienbaum ist, wo Pater Seemon mit einem weiteren Mitbruder im Pfarrhaus wohnt. „Er ist auch Inder, aber kommt aus einer anderen Gegend und spricht eine andere Muttersprache. Deshalb reden wir zuhause deutsch“, sagt der Priester.

Eine Sprache, die er sehr gut beherrscht – schon in Indien hatte er begonnen, sie zu lernen. „Aber“, erklärt er, „es ist etwas anderes, ob man eine Sprache in der Schule lernt oder sie jeden Tag benutzen muss“. Gerade am Anfang sei es sehr schwer gewesen, sich in Deutschland zu verständigen. Geholfen hat ihm der Willkommenskurs des Bistums Münster, der für ihn und viele andere Priester der Weltkirche, die in der selben Zeit wie er im Bistum ankamen, erstmals angeboten wurde. Die ersten drei Monate seines Aufenthalts lebte er daher im Priesterseminar Borromaeum. „Deutschland war noch sehr fremd für mich. Man fängt an, alles neu zu lernen. Die Gemeinschaft des Priesterseminars hat mir das Gefühl von Heimat gegeben“, erinnert sich Seemon.

In dem Willkommenskurs ging es jedoch nicht nur um die Sprache, die in früheren Jahren nahezu ausschließlich im Fokus stand, wie die Pastoralreferentin Christiane Flüchter sagt. Sie hat Pater Seemon ein halbes Jahr lang als Mentorin begleitet. Kultur, Mentalität und deutsche Geschichte gehörten ebenso zu den Inhalten der Kurse. „Das war eine spannende Zeit mit interessanten Gesprächen und vielen neuen Einblicken“, erinnert sie sich zurück. Pater Seemon sei offen und neugierig gewesen und habe sich auf neue Menschen und ungewohnte Situationen eingelassen.

Trotz der Vorbereitung durch den Willkommenskurs und die Begleitung durch Christiane Flüchter sei es anfangs dennoch schwierig gewesen, gibt Pater Seemon zu. Vor allen Dingen, weil er die Kirche hier anders erlebt als in Indien. Leere Kirchenbänke, die Krise, in der die Kirche steckt, das kannte er so nicht: „Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren“, sagt er nachdenklich. Das gelte manchmal auch für den Kontakt zu den Menschen außerhalb der Gottesdienste. „Ich kann hier nicht einfach an der Tür schellen und jemanden spontan besuchen. In Deutschland muss man immer einen Termin machen“, sagt er und lächelt. Dennoch freut er sich immer wieder, mit den Menschen rund um Xanten in Kontakt zu kommen: „Ich lerne immer wieder etwas neues. Und ich bin zufrieden.“

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