(Foto: S. Anstötz)
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Mülheim an der Ruhr. Ramy Ahmed ist das Nesthäkchen auf dieser Fahrt. Unermüdlich erläutert der 5-Jährige den Mitreisenden seine Sicht auf die Welt und genießt die wohlwollende Aufmerksamkeit der großen Gruppe. Viele der 60 Teilnehmer haben das gleiche neue Hoodie an, das auch er für die Fahrt bekommen hat.

Einige Gesichter kennt er natürlich schon – von den GW-Badmintonfröschen. Ramy fährt nicht alleine mit: Die Eltern und zwei ältere Geschwister sind mit dabei. Grün-Weiß ist ein Familienverein. Zwölf Familiennamen sind auf der Teilnehmerliste jeweils in zwei Generationen vertreten.

Chenyang Jiang gehört auch dazu. Der 22-Jährige spielt normalerweise für Grün-Weiß in der zweiten Bundesliga. Auf der Vereinsfahrt ist er für professionelles Equipement und ordnungsgemäße Durchführung der abendlichen Bierpongwettbewerbe zuständig. Vom grün-weißen Vereinsleben abseits des Badmintoncourts beeindruckt, überzeugte er seine Eltern, den viertägigen Ausflug auf die Nordseeinsel mit zu machen. Die Beiden kämpften voller Ehrgeiz für unterschiedliche Teams bei einer anspruchsvollen „Strandolympiade“ um den Sieg.

Cheftrainer Vasily Kuznetsov hatte mit viel Fingerspitzengefühl insgesamt acht möglichst ausgeglichene Mannschaften aufgestellt, die unterschiedliche Aufgaben aus den Bereichen Kreativität, Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit und Organisationsfähigkeit zu bewältigen hatten. Teambuilding pur.

Aber so ganz ohne Badminton ging es dann doch nicht.

Besuch beim TuS Norderney

An Badmintonligaspielen nimmt der TuS Norderney nicht teil, gibt es dort gerade einmal zehn Aktive. „Vor Jahren sind wir schon mal auf die Nachbarinsel geflogen und haben über zwei Tage ein Turnier gespielt“, erinnert sich Jürgen Herres, Leiter der Badmintonabteilung. Inselgeschichten.

GW-Vereinsvorstand Sven Anstötz hatte bereits frühzeitig mit den Federballkollegen auf der Insel Kontakt aufgenommen und ein Spaßturnier geplant. Im Gegenzug – quasi als Gastgeschenk – bekamen die Norderneyer zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte ein angeleitetes Training – und dazu noch von einem A-Trainer!

Aus gegebenem Anlass kam die Frage auf, was bei Grün-Weiß passiert, wenn jemand zu spät zum Training kommt. „L i e g e s t ü t z !“ kam prompt die Antwort im Chor.

Vereinsfahrten sind Tradition

Mehrtägige Ausflüge gab es bei Grün-Weiß von Anbeginn. Die Campingfahrten nach Remagen oder die Fahrradtouren zum Landheim Baldeney wurden Tradition. Wie wichtig der Verein dieses Thema auch mit Blick auf die Akzeptanz kultureller Unterschiede durch gemeinsames Erleben nimmt, zeigt schon die Zusammensetzung der Teilnehmer: Fünf Vorstandsmitglieder, sechs Stammspieler/innen der Bundesligamannschaft, zwölf Kinder, 21 Teenager dazu die Eltern und Ehrenamtler, ohne die sich ein Verein nicht bewegen ließe.

„Vereinsfahrten abseits vom Liga- und Turnierbetrieb sind Balsam für die Seele“, weiß Vorstand Sven Anstötz. „Vielleicht können wir die Tradition wieder aufleben lassen“.

Ein Anfang ist gemacht.

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