OB Thomas Westphal zusammen mit einigen Mitgliedern des Runden Tisches Karstadt (Foto: Stadt Dortmund)
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Dortmund. Dass Karstadt in Dortmund weitermachen darf, war für die ganze Stadt am Donnerstag (25. Mai 2023) eine gute Nachricht. Die Verhandlungen, die im Hintergrund seit Monaten liefen, konnten zu einem erfolgreichen Ende geführt werden. Man hat sich geeinigt und damit ist die Schließung des erfolgreichen Hauses vom Tisch. Die Arbeit ist damit aber noch nicht beendet.

„Sie haben es gestern im Laufe des Tages vernommen: Es wird das Karstadt-Haus in Dortmund weiterhin geben. Das freut uns natürlich sehr“, sagte Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal in der Pressekonferenz zur Karstadt-Rettung, zu der die Stadt Dortmund zusammen mit weiteren Teilnehmer*innen des „Runden Tisches Karstadt“ am Freitag eingeladen hatte.

„Am 15. November 2022 hat der Runde Tisch zum ersten Mal getagt – und es war damals schon von allen Beteiligten klar, dass wir dieses Haus in Dortmund brauchen.“ Oberbürgermeister Westphal betonte bereits im März dieses Jahres, dass er fest von dem Standort des Dortmunder Hauses überzeugt ist und die damals frisch verkündeten Schließungspläne noch nicht das Ende bedeuten können. Diese Einschätzung erneuerte er nun noch einmal: „Ich habe über die ganze Zeit immer wieder gesagt, solange die beiden Verhandlungspartner reden, ist noch nichts beschlossen. Und auch die Dortmunderinnen und Dortmunder haben in den Zeiten, als es um die Schließung ging, gesagt: dieses Haus gehört zu Dortmund. Jetzt ist es wichtig, dass der eine große Baustein auf dem Hansaplatz, direkt vor dem Wohnzimmer der Dortmunderinnen und Dortmunder bestehen bliebt.“

Der Runde Tisch wird jedoch weiterhin gebraucht und deshalb auch weiter zusammenkommen, betont der Oberbürgermeistert: „Wie die Zukunft aussieht, werden wir sehen – der Runde Tisch wird deshalb nicht aufgelöst. Die Geschäftsführung ist jetzt gefordert, ein Warenhaus-Konzept zu entwickeln – eines, dass der Konzeption eines Warenhauses entspricht und nicht nur dafür da ist, Kosten zu sparen. Das ist nun noch wichtiger geworden. Denn niemand möchte hier in zwei Jahren erneut sitzen und die nächste Runde drehen.“ Alle Beteiligten wüssten, dass der Standort in bester Lage und mit der hohen Frequenz profitabel sei. Jetzt müsse das Haus auch dementsprechend geführt werden.

Betriebsrat zeigt sich erleichtert

Für die Mitarbeiter*innen war der gesamte Prozess eine zähe Zitterpartie, bei der das Prinzip Hoffnung mit jedem Tag eine schwerere Übung wurde. Im Rahmen der Pressekonferenz zur Karstadt-Rettung berichtete Betriebsrat Joffrey Kallweit über das Ergebnis der Verhandlungen, an denen die Mitarbeiter*innen des Hauses selbst nicht beteiligt waren. „Es war eine gute Nachricht für uns am Donnerstag. Wir haben eine Hausdurchsage gemacht, die Kunden haben applaudiert und haben sich gefreut – es ist gut für Dortmund und gut für uns. Jetzt ist die Frage, wie es im Detail weitergeht“, so Kallweit. Betriebsrat Thomas Bader stimmt seinem Kollegen zu und will die weitere Strategie gut durchdenken: „Die neue Situation ist noch ganz frisch. Wir müssen nun erst darauf reagieren.“

Joffrey Kallweit erhofft sich in Zukunft auch Neuerungen für das Dortmunder Warenhaus und wünscht sich, dass das Sortiment am Standort stärker an der Nachfrage und den Wünschen der Kund*innen in Dortmund ausgerichtet wird, beispielsweise im Bereich faire und nachhaltige Kleidung.

Kündigungen können zurückgenommen werden

Die Beschäftigten von Karstadt hatten erst Ende April ihre Kündigung bekommen. Viele von ihnen hatten sich zuvor schon selbst von Karstadt abgewendet, sich neue Jobs gesucht oder in den (vorzeitigen) Ruhestand verabschiedet. Derzeit arbeiten noch rund 160 Beschäftigte bei Galeria in Dortmund.

Im März hatte die Spitze des Warenhauskonzerns gemeinsam mit der Insolvenzverwaltung eine zweiteilige Schließungsliste als Konzept vorgelegt: der erste Teil der Liste mit Standorten, die noch in 2023 schließen sollten, der zweite Teil mit Standorten (u.a. Dortmund), die erst Anfang 2024 aufgegeben werden sollten.

Jetzt wurde die Dortmunder Filiale ein zweites Mal gerettet. Schon 2020 sollte das traditionsreiche Warenhaus seine Türen schließen – damals stand das Haus gemeinsam mit der Kaufhof-Filiale und „Karstadt sports“ auf einer Schließungsliste. Während Karstadt gerettet wurde, musste der Kaufhof damals schließen. „Karstadt sports“ wurde zu „SportScheck“ und die Geschäfte laufen bis heute weiter.

Statements zur Karstadt-Rettung

– Tobias Heitmann, Cityring Dortmund e.V.:

„Das ist wirklich eine sehr gute Nachricht und ein wichtiger Baustein zur weiteren Umstrukturierung der Innenstadt!“

Simone Bergmann, IHK-Geschäftsführerin Handel, Dienstleistungen und Existenzgründungen (Foto: IHK zu Dortmund/Isabella Thiel)

– Simone Bergmann, IHK-Geschäftsführerin Handel, Dienstleistungen und Existenzgründungen:

„Das ist nicht nur eine gute Nachricht für die Beschäftigten, sondern auch für den Standort Dortmund. Wir freuen uns sehr, dass es offenbar zu einer Einigung zwischen Vermieter und Karstadt gekommen ist. Damit bleibt ein zentraler Anziehungspunkt in der Dortmunder Innenstadt erhalten. Wir sind zuversichtlich, dass dies ein weiteres wichtiges Signal der Steigerung der Attraktivität Dortmunds als Handelsmetropole ist. Wir als IHK zu Dortmund begleiten diesen Prozess mit allen beteiligten Akteuren gerne weiter.“

– Michael Kötzing, ver.di:

„Auch wir haben uns über die Nachricht wie alle anderen sehr gefreut. Unsere Botschaft ist, wir tun bis zum letzten Tag alles dafür, um für diese Arbeitsplätze zu kämpfen. Und es hat sich bewahrheitet, dass das richtig ist. Am Ende bleibt das Fazit von gestern: Karstadt hat vorgelegt – wenn der BVB morgen nachlegt, haben wir ein schönes Wochenende.“

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