Mülheim an der Ruhr. Für ihren Monolog „Die Katze Eleonore“ wird Caren Jeß mit dem Mülheimer Dramatikpreis 2023 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Gezeigt wurde bei den 48. Mülheimer Theatertagen die Uraufführung des Staatsschauspiel Dresden in der Regie von Simon Werdelis mit Karina Plachetka.
Das Stück sei „extrem konsequent und extrem provokativ“, die Sprache „hochmusikalisch und rhythmisch“. Man identifiziere sich mit der Hauptfigur und sei zugleich verstört. Trotz der „kleinen“ Form des Monologs handele es sich um ein „großes Stück“, das auch den Mut habe, den Egoismus kenntlich zu machen, der den eingeschlagenen Weg radikaler Selbstbestimmung begleite. Das Stück lasse sich auf sehr vielen Ebenen lesen und ermögliche dem Publikum, aus neuer Perspektive auf sich zu schauen.
Der Jury gehörten der Journalist und Autor Till Briegleb, die Dramaturgin und ab der Spielzeit 2024/25 Co-Intendantin das Staatstheater Wiesbaden Beate Heine, der Regisseur Frederik Tidén, die Schauspielerin und Regisseurin Anita Vulesica und die Theaterkritikerin Christine Wahl als Sprecherin des Auswahlgremiums an. Sie votierten nach zweieinhalbstündiger Debatte mit drei von fünf Stimmen für „Die Katze Eleonore“. Zwei Stimmen gingen an Martin Heckmanns‘ „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“. Auch Clemens J. Setz‘ „Der Triumph der Waldrebe in Europa“ wurde bis zuletzt noch genannt.
„Die Katze Eleonore“ ist der Monolog einer Immobilienmaklerin, die eines Tages merkt, dass sie eigentlich eine Katze ist. Sie beginnt nachts zu jagen, trägt ein Fell, schläft auf der Heizung und bricht den Kontakt zu ihren Mitmenschen ab. Der Gesprächstherapeut Dr. Wildbruch, telefonisch zugeschaltet, findet das ziemlich faszinierend, medizinisch, aber auch persönlich. Nur: Bei Eleonore hat er keine Chance. Denn die hat längst noch eine tierische Eigenschaft angenommen – und spielt mit ihm, wie die Katze mit der Maus.
Das Publikum der 48. Mülheimer Theatertage entschied genau wie die Jury: Auch der Publikumspreis des Festivals geht an Caren Jeß.
Zum zweiten Mal wurde auch der Gordana-Kosanović-SchauspielerInnenpreis des Fördervereins des Theater an der Ruhr im Rahmen der Mülheimer Theatertage vergeben. Ihn erhält Vidina Popov für ihre Leistung in Sivan Ben Yishais „Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)“.
Damit enden die 48. Mülheimer Theatertage. Caren Jeß, Vidina Popov und Roland Schimmelpfennig, der den Mülheimer KinderStückePreis 2023 gewann, werden bei der Eröffnung der 49. Mülheimer Theatertage am 4. Mai 2024 geehrt.
Veranstaltet werden die Mülheimer Theatertage vom Theater- und Konzertbüro der Stadt Mülheim an der Ruhr und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Gefördert werden sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Alle Informationen zum Festival: stuecke.de.