(Foto: cse)
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Essen. Im Rahmen der Aktionswoche zum diesjährigen Hurentag (2. bis 7. Juni 2024) lud das Kooperationsangebot „StrichPunkt“ interessierte Menschen dazu ein, einen Blick hinter die Kulissen der Sexarbeit zu werfen. Rund 200 Interessierte nahmen an den offenen Führungen teil, bekamen Einblicke in eine für viele unbekannte Welt und konnten viele Fragen stellen.

Am Sonntag, 02.06.2024 fand zwischen 11 und 13 Uhr der Infotag der Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse) anlässlich des Welthurentages auf dem Gelände des Essener Straßenstrichs auf dem ehemaligen Kirmesplatz, Gladbecker Straße statt. Rund 200 interessierte Bürger:innen wurden in kleinen Gruppen von Fachkräften der cse begleitet und über das Gelände geführt. Da die wenigsten Besucher:innen jemals mit dem Thema Sexarbeit in Berührung gekommen waren, gab es zu Beginn eine kleine Einführung ins Thema und auch noch einmal speziell zum Thema Straßensexarbeit. Auch ausbeuterische Arbeitsverhältnisse innerhalb der Sexarbeit wie Menschenhandel und Zuhälterei sowie Ausstiegsmöglichkeiten wurden thematisiert.

Erste Station des Rundgangs war das Kooperationsangebot „StrichPunkt“, das seit der Eröffnung des Platzes 2009 in einem Container untergebracht ist. Hier wurden den Interessierten die Räumlichkeiten und das sozialarbeiterische Angebot vorgestellt. Die Besucher:innen interessierten sich insbesondere für die Möglichkeit des Spritzentausches für drogenkonsumierende Frauen und den damit verbundenen Safer-Use-Ansatz, um die nebensächlichen und vermeidbaren Schäden des Substanzkonsums zu minimieren. „Die Frauen können aber auch einfach nur mal auf einen Kaffee oder auf einen Plausch zu uns kommen“, so Sarah Hermes, cse Mitarbeiterin. Weiter ging es an den 10 Wohnwagenstellplätzen vorbei, wo auch der eine oder andere neugierige Blick ins Innere gewagt wurde. Die letzte Station waren die Auto- und Fußgängerboxen, wo das Prinzip der Verrichtungsboxen erläutert wurde. „Man könnte sich einen schöneren Ort vorstellen“, waren sich viele Gäste einige, aber die pragmatische Lösung und der Sicherheitsaspekt zum Schutz der Frauen überzeugten viele.

Auch Stadtdirektor Peter Renzel, Julia Klewin (ordnungs- und gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Essen) und Carsten Zbick, Kriminalhauptkommissar bei der Polizei Essen waren vor Ort und beantworteten Fragen der Bürger:innen und der Presse.

Insgesamt war das Interesse groß. Viele wollten schon immer wissen, was sich hinter dem grünen Zaun befindet, hatten aber aus Scham und aus Respekt vor den Frauen nie selbst die Initiative ergriffen. Nach der Veranstaltung waren viele dankbar für den Blick „hinter die Kulissen“. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv, viele Vorurteile konnten ausgeräumt werden – auch einige kritische Fragen zum Umgang mit dem Thema Menschenhandel und Zuhälterei fanden ihren Platz. „Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz in der Bevölkerung und dankbar für die vielen offenen Fragen vor Ort. Da das Thema auf so großes Interesse gestoßen ist, fühlen wir uns schon fast verpflichtet, einen weiteren Informationstag zu organisieren. Ob und wann das sein wird, werden wir intern diskutieren und dann rechtzeitig der Öffentlichkeit mitteilen“, so Tanja Rutkowski, cse Fachbereichsleiterin Soziale Dienste, Gefährdetenhilfe und Quartierentwicklung.

Info:

Die Caritas-SkF-Essen gGmbH betreibt das Aufenthalts- und Beratungsangebot „StrichPunkt“ seit 2009 in Kooperation mit der Suchthilfe Direkt gGmbH, dem Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen Essen e.V. (BELLA DONNA) und dem Gesundheitsamt der Stadt Essen auf dem Essener Straßenstrich.
https://www.cse.ruhr/ueber-uns/unsere-standorte/standort/strichpunkt/

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