Willich/Krefeld/Viersen/Rhein-Kreis Neuss. 22 junge Profis für Backstube und Verkauf hieß die Niederrheinische Bäcker-Innung Krefeld-Viersen-Neuss willkommen. Sie freute sich über einen prominenten Gast bei der Lossprechung.
Mit ihrer Spezialität dürfte Marie Bölte viele Fans und Freunde gewinnen: Nussecken sind ihr Favorit in der Backstube. „Das Rezept stammt noch von meinem Großvater“, erzählt die 22-Jährige, die ihre Ausbildung zur Bäckerin im elterlichen Betrieb in Tönisvorst als Jahresbeste abgeschlossen hat.
Für diese besondere Leistung wurde sie während der Lossprechungsfeier der Niederrheinischen Bäcker-Innung in der Willicher Hausbrauerei Schmitz-Mönk ebenso ausgezeichnet wie Van Le bei den Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk. Für beide gab es auch einen Spargutschein der Sparkasse Krefeld. Acht Bäckerinnen und Bäcker sowie 14 Profis im Verkauf sprach der stellvertretende Obermeister Erich Lehnen los. Bei den Bäckern konnten ebenso viele Frauen wie Männer ihre bestandene Gesellenprüfung feiern.
Marie Böltes Arbeitstag beginnt um 3 Uhr. Um 6 Uhr öffnet die Bäckerei, und bis dahin muss alles fertig sein. Danach geht es an die Vorbereitungen für die nächsten Tage. Das frühe Aufstehen macht Marie Bölte nichts aus: „Man bekommt schnell Routine – und man hat noch so unfassbar viel vom Tag“, sagt sie. Zeit, um sich etwa um ihre Pferde zu kümmern, mit denen sie Kutschfahrten unternimmt. An ihrem Beruf gefällt ihr besonders, „dass du siehst, was du selbst mit deinen Händen produziert hast. Und du kannst viele Ideen einbringen und neue Produkte kreieren.“ Zum Beispiel mit Urgetreide, das derzeit sehr beliebt ist. Marie Bölte will in etwa einem Jahr mit ihrer Meisterausbildung starten. Langfristig plant sie, die 1919 von ihrem Urgroßvater gegründete Bäckerei zu übernehmen.
„Sie sind es, die sich im Sinne des Wortes um unser tägliches Brot kümmern, und das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe“, sagte die stellvertretende Landrätin des Kreises Viesen, Heike Höltken, den Nachwuchskräften im Bäckerhandwerk. Das konnte NRW-Finanzminister Dr. Marcus Optendrenk nur bestätigen: Er startet am liebsten mit Brötchen und frischen Croissants aus seiner Stammbäckerei in Nettetal-Lobberich in den Tag. „Das ist nicht nur ein Ort des Handwerks, sondern auch ein Ort der Begegnung – ich gehe nie aus der Bäckerei, ohne dass ich einen Bekannten getroffen habe“, erzählte Optendrenk. Er dankte den Ausbildungsbetrieben und Lehrern und gratulierte den neuen Fachkräften: „Wer sich für das Handwerk entschieden hat, hat sich für eine gute Zukunft entschieden“, betonte er. Optendrenk verwies auf die im vergangenen Jahr eingeführte Meisterprämie des Landes in Höhe von 2.500 Euro, die bereits mehr als 1500 Mal ausgezahlt worden sei. Zum Dank für den Besuch überreichte Obermeister Rudolf Weißert dem Minister eine Brezel.
Als Au-pair-Mädchen kam Van Le vor sechs Jahren aus Vietnam an den Niederrhein. In ihrem Heimatland hatte sie Lebensmitteltechnologie gelernt, und so startete sie nach der Au-pair-Zeit und einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Krankenhaus eine Ausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk bei der Landbäckerei Stinges. Dass sie die als Jahresbeste abschließen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. „Ich habe immer Gas gegeben“, berichtet die 28-Jährige, die bei Stinges bleibt und vielleicht Filialleiterin werden will. Ihre Ausbildungsleiterin Melanie Lennartz schätzt besonders die offene Art ihrer Mitarbeiterin: „Van Le ist immer positiv gelaunt – wenn sie da ist, gibt es für die Kunden und das Team immer was zu lachen“, sagt sie.