Neukirchen-Vluyn. Ibrahim Yetim: „Das, was uns Menschen unterscheidet, muss uns noch lange nicht trennen”
Was für ein buntes Spektakel! Die Niederrheinallee verwandelte sich am vergangenen Samstag in eine schillernde Meile. Rund 300 Teilnehmer*innen feierten friedlich ihren dritten Christopher Street Day bei strahlendem Sonnenschein. Laute Musik, Seifenblasen, Regenbogenfahnen und Konfetti – die Stimmung im und um den bunten Demozug in „Neuqueerchen-Vluyn“ war bestens. Mit dabei auch mittlerweile zum dritten Mal: Drag-Queen Fiona Fabulous aus Düsseldorf, die als schrille Stil-Ikone dem Ganzen noch die Krone aufsetzte. Der AWO Kreisverband Wesel unterstützte die Veranstaltung finanziell und mit einem teilnehmenden Wagen.
Etwa zwei Kilometer bewegte sich der Zug vom Treffpunkt an der Bergmann-Skulptur in der Siedlung „Dicksche Heide“ in Richtung Vluyner Platz. Viel Polizeipräsenz gab ein größeres Sicherheitsgefühl. Auch wenn es in den sozialen Medien im Vorfeld viele Hasskommentare zum CSD gab, verlief alles ruhig und ohne Pöbeleien oder Angriffe. Im Gegenteil: Die Stimmung wirkte ausgesprochen harmonisch. Außenstehende Bürger*innen und Verkehrsteilnehmer*innen winkten dem Zug zu oder hupten. Mit gut 300 Teilnehmer*innen war der Demozug in diesem Jahr besser besucht als in den vergangenen Jahren. Das freut Organisator Christian Pelikan, Sprecher der Grünen in Neukirchen-Vluyn: „Schon im Vorfeld waren es so viele Bürger*innen mehr, die zum Treffpunkt kamen. Wir wollten die Teilnehmerzahl der vergangenen Jahre toppen.“ Und das schien auch gelungen.
Nach einem gut einstündigen Fußmarsch traf der Zug am Vluyner Platz ein. Hier spielte die Band „Headempty“, zahlreiche Infostände von Parteien, Organisationen, Vereinen und Verbänden unterstützten den CSD und gaben ihm einen perfekten Rahmen. Der AWO KV Wesel war ebenfalls mit einem Infostand und ehrenamtlichen Helfer*innen vertreten. Auf der Bühne fanden einige Redebeiträge statt. Dabei war auch Bürgermeister Ralf Köpke, Schirmherr der Veranstaltung. „Der CSD hier in Neukirchen-Vluyn ist der größte im Kreis Wesel. Neukirchen-Vluyn ist vielfältig und tolerant, zumindest die Mehrheit der Menschen hier. Sie wollen die Vielfältigkeit, sie wollen Toleranz und ein friedliches Miteinander. Und das, was wir heute hier machen, dem Hass Haltung entgegensetzen, das ist genau der richtige Weg.“
Ulle Schauws, Bundestagsabgeordnete der Grünen, ergriff als Nächste das Mikrofon. „Seit langer Zeit stehe ich im Bundestag für die Queerpolitik ein. Wir haben einige Sachen geschafft, ich finde, immer noch zu wenig. Endlich konnte das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet werden, das ab dem 1. November dieses Jahres gültig ist”, betonte sie. Zum anderen sprach Schauws das bisher geltende Blutspendeverbot für Homosexuelle an, das revidiert werden konnte. „Was für ein idiotischer Ansatz zu sagen, dass Schwule kein Blut spenden dürfen”, so die Bundestagsabgeordnete weiter. Des Weiteren sei es enorm wichtig, klare Kante gegen die rechte Szene zu zeigen.
Ibrahim Yetim, Präsident des AWO Kreisverbandes Wesel, sprach die Werte der Arbeiterwohlfahrt an und wie genau diese zum CSD passen: „Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Dafür stehen wir tagtäglich in all unseren Einrichtungen im gesamten Kreis. Und dafür steht auch der Christopher Street Day. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen für Freundschaft und Liebe und stehen ein für mehr Toleranz und gegen Diskriminierung. Niemand sollte Angst haben müssen ausgegrenzt zu werden, sei es aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Religion oder seiner sexuellen Orientierung. Ganz wichtig ist: Das, was uns Menschen unterscheidet, muss uns noch lange nicht trennen”, so Yetim.
Nach einigen Stunden mit lockeren Gesprächen bei bester Stimmung, ging der dritte CSD in „Neuqueerchen-Vluyn” zu Ende. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen und Kulturprojekte Niederrhein organisierten den kompletten CSD erneut. Mit einem Riesenerfolg.