Krefeld. Dass die Jugendlichen der Bodelschwingh-Schule etwas Großes erreicht hatten, wurde ihnen spätestens am Krefelder Hauptbahnhof bewusst. Als der Zug aus Berlin in die Heimatstadt einrollte, bereiteten ihnen Lehrkräfte, Mitschülerinnen und Mitschüler wie auch Familienangehörige einen euphorischen Empfang am Bahnsteig. Später beehrte sie die gesamte Schule noch mit einer kleinen Willkommensfeier. Die Fußballmannschaft der Krefelder Förderschule hat beim Herbstfinale des bundesweiten Schulsportwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics” in der Hauptstadt triumphiert – als erste nordrhein-westfälische Mannschaft überhaupt. Dabei setzten sich die Krefelder in der Wettkampfklasse Fußball ID (ID steht für Intellectual Disability, englisch für Geistige Behinderung) gegen die 15 anderen Landesmeisterschulen aus ganz Deutschland mit einem Förderschwerpunkt der geistigen Entwicklung durch. Sie blieben in insgesamt 13 Spielen ungeschlagen und siegten im Finale knapp mit 2:1 gegen die Mannschaft aus Bayern.
„Die Jungs haben sich diesen großartigen Erfolg verdient”
Ingo Neven, Lehrer und Leiter der Fußball-AG an der Bodelschwingh-Schule, zeigte sich begeistert: „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren als Schulmannschaft sehr viel investiert und große Schritte in Disziplin, Ausdauer und Mannschaftstaktik gemacht. Dabei sind wir auch eng zusammengewachsen. Das ist nun eine Belohnung, mit der wir allerdings nie gerechnet haben. Diesen großartigen Erfolg haben sich die Jungs verdient. Während des Turniers haben sie Spiel für Spiel immer noch ein Quäntchen draufgelegt.” Die Schulmannschaft ist Teil der Fußball-AG an der Bodelschwingh-Schule und trainiert einmal in der Woche. Das Bundesfinale ermöglichten zwei Erfolge auf regionaler Ebene. Dem Gewinn der Regierungsmeisterschaft folgte im Juni der Landesmeistertitel, über den sich die Krefelder für Berlin qualifizierten.
Ehrung in der Max-Schmeling-Halle
Das Team für die Hauptstadt bestand aus zehn Spielern zwischen 14 und 16 Jahren, zwei Trainern und einem Integrationshelfer. Das Kleinfeld-Turnier wurde mit Teams bestehend aus sechs Feldspielern und einem Torwart ausgetragen. Der Modus und die Regeln basierten auf den Statuten der Special Olympics. In der sogenannten Klassifizierung – vergleichbar mit einer Vorrunde – zogen die Krefelder mit der Maximalausbeute von fünf Siegen in die Gruppe der besten Acht ein. Hier knüpften sie an ihre Erfolge an, gewannen sechs Partien und spielten nur einmal Unentschieden gegen den späteren Finalgegner aus Bayern, das Förderzentrum St. Martin Neuendettelsau. Im Endspiel brachten die Jugendlichen ein spannendes wie knappes 2:1 über die 20-minütige Spielzeit. Damit stand fest: Deutschlands beste Fußballmannschaft der Förderschulen kommt aus Krefeld. Am Abend wartete auf das Team der Bodelschwingh-Schule eine riesige Party in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Bei der großen Abschlussveranstaltung erhielten alle Gewinnerschulen des Herbstfinales schulformübergreifend einen Goldenen Bären als Siegertrophäe.
Beim Herbstfinale von „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics” traten über 3.500 Schülerinnen und Schüler in 401 Mannschaften aus ganz Deutschland an. Sie duellierten sich in 13 verschiedenen Sportarten und 27 Wettkampfklassen, von Judo über Para-Schwimmen bis hin zum Fußball. Mit rund 800.000 Schülerinnen und Schülern pro Jahr ist „Jugend trainiert” der weltgrößte Schulsportwettbewerb. Unter der Schirmherrschaft des amtierenden Bundespräsidenten richtet die Deutsche Schulsportstiftung (DSSS) als Veranstalterin jährlich drei Bundesfinals in 26 Sportarten aus.
Die städtische Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule hat den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. An drei Standorten werden rund 350 Schülerinnen und Schüler in den Klassen eins bis elf sowie in einer Berufspraxisstufe unterrichtet. Lernen, Bildung und Teilhabe in sozialer Interaktion sind wesentliche Inhalte der einzelnen Stufen. Die Förderung individueller Fähigkeiten und die Entwicklung einer gefestigten Persönlichkeit verfolgen das Ziel der größtmöglichen Selbstverwirklichung in sozialer Integration.