Münster. Die letzten drei Vorsehungsschwestern ziehen Anfang November aus dem Bischöflichen Generalvikariat aus. Damit endet auch die Geschichte der „Schwestern von der göttlichen Vorsehung“ am Domplatz. „Schade, dass wir weggehen“, sagt Schwester Borgia, „ich fand es immer wunderschön in der Stadtmitte“. Aber der Entschluss steht fest. „Da der Bischof vermutlich bald geht, können wir auch gehen“, sagt Schwester Lucida. Statt der Vorsehungsschwestern werden dann vier Canisius-Brüder in das Dachgeschoss des Generalvikariats einziehen.
Vor allem das Domgeläut werde sie vermissen, sagt Schwester Borgia. „Die Leute sagen, ihr habt es gut, ihr wisst wo ihr hinkommt“, ergänzt Schwester Lucida, „aber Abschied nehmen und uns neu einleben, das müssen wir ja auch.“ Die 88-Jährige wird nach Horstmar-Leer ziehen, ins Haus Loreto. Ihre beiden Mitschwestern Borgia (85 Jahre) und Regina Pacis (86 Jahre) in das Provinzhaus der Vorsehungsschwestern am Aasee. „Ich werde vor allem die Liturgie im Dom vermissen“, sagt Regina Pacis, „die Gottesdienste im Haus und das bewegte Leben hier“. Bei allem Abschied freuen sich die drei aber auch auf den neuen Lebensabschnitt. „Wir fühlen uns aufgehoben in der Gemeinschaft des Ordens, das gibt Sicherheit.“
Begonnen hat eine „Kommunität“ der Vorsehungsschwestern, wie ihre (Wohn)gemeinschaft genannt wird, im Generalvikariat vor fast 75 Jahren, am 21. November 1950. An diesem Tag wurde die Kapelle in dem nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Bischöflichen Generalvikariat eingeweiht und die Schwestern der ersten Kommunität feierten dort den ersten Gottesdienst. Sie waren bereits einen Tag vorher in die neu eingerichtete Schwesternwohnung über der Bischofswohnung eingezogen.
Im „bischöflichen Dienst“ waren die Vorsehungsschwestern bereits seit den 1940-er Jahren. Ab 1948 arbeitete eine Schwester im bischöflichen Sekretariat. Doch schon seit 1944 waren Schwestern in Abteilungen des Generalvikariats in Albersloh und Sendenhorst tätig, die damals nach der Zerstörung des Generalvikariats dahin ausgelagert worden waren, aber Ende 1945 nach Münster in mehrere Gebäude, unter anderem ins Deutsche Studentenheim am Breul, zurück verlegt wurden. Die Schwestern wohnten im Mutterhaus Friedrichsburg und gingen täglich – bis zum Einzug in die Schwesternwohnung im Generalvikariat Ende 1950 – zu Fuß durch die Trümmer der Stadt zum Breul.
Zeitweise lebten bis zu acht Schwestern gleichzeitig in der Kommunität der Vorsehungsschwestern im Bischöflichen Generalvikariat. Ihnen stand das komplette Dachgeschoss zur Verfügung, heute nur noch ein Teil davon mit Platz für maximal vier Frauen. Die dort lebenden Schwestern nahmen unterschiedliche Aufgaben wahr, dazu gehörte der Dienst in der Sakristei der Kapelle des Generalvikariats. Die jeweilige Kommunität verstand ihren Auftrag vor allem als Gebetsapostolat. „Wir wollten und wollen den Dienst und die Anliegen unseres Bischofs und des Generalvikars mit unserem persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet unterstützen. Denn diesen „Auftrag“ nehmen wir mit. Allen, denen wir im Generalvikariat begegneten, wollten wir durch unsere Anwesenheit Zeugnis geben von unserer Berufung und von der Treue Gottes“, sagt Schwester Regina Pacis. Sie ist sehr dankbar für all „freundlichen Begegnungen“ im Generalvikariat.
Dabei gab es aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Veränderungen in der Zusammensetzung der Kommunität. Am längsten wohnt Schwester Lucida dort, sie kam vor elf Jahren. Schwester Regina Pacis zog Anfang 2020 am Domplatz ein. Schwester Borgia ist die jüngste im Bunde, sie wohnt erst seit zweieinhalb Jahren dort.
„Die Arbeitszeit ist für mich zu Ende“, sagt Schwester Borgia, „aber ich bin noch auf der Suche, welches Lebensthema jetzt kommt“. Auch Schwester Regina Pacis will sich nach dem Umzug ins „Altenheim“ noch nicht ganz aus dem aktiven Leben zurückziehen. Schwester Lucida freut sich auf das Leben im Haus Loreto, da sie zu Horstmar-Leer enge Bindungen hat. Gegen Heimweh nach dem Leben im Generalvikariat, so trösten sich die Schwestern, helfen sicherlich gelegentliche Besuche am Domplatz. „Wir können ja jederzeit wieder hierhin kommen und Guten Tag sagen.“