
Rees. Am Donnerstag, 16. Januar, gastieren die Bullemänner mit ihrem aktuellen Programm „Plem“ im Reeser Bürgerhaus. Zuvor erklärten die westfälischen Kabarettisten Augustin Uppmann und Heinz Weißenberg, worauf sich die Reeserinnen und Reeser freuen können. Oder heißt es, politisch korrekt, „Reesende“? Oder „Reesidierende“?
Im Jahr 2016 waren Sie mit dem Programm „Rammdösig“ in Rees, im Jahr 2020 mit „Muffensausen“. Ihr neues Programm heißt „Plem“. Fehlen da nicht ein paar Silben?
Augustin Uppmann: Nein. Wir übertreiben nur ungern. Ein „Plem“ muss reichen.
Heinz Weißenberg: „Plemplem“ ist uns viel zu aufbrausend – wie „zackzack“. Da wendet man sich ab.
Der Volksmund sagt: „Beim zweiten Mal ist es Tradition, beim dritten Mal Brauchtum!“ Sie treten am 16. Januar zum dritten Mal im Reeser Bürgerhaus auf. Fühlen Sie sich am Niederrhein angekommen?
Augustin Uppmann: Ja. Der Niederrhein ist, wie unser Münsterland, eine Senke. Also das, was Geologen eine „Geländedepression“ nennen.
Heinz Weißenberg: Nach dem vierten Mal in Rees wollen wir vielleicht auch gar nicht wieder weg! Nach dem letzten Auftritt in Rees haben wir tolle Ausflugstipps bekommen: Die Autobahnen A 44, A 46, A 52, A 57 und A 61, der Airport Weeze. Es hieß, man kommt hier schnell weg.
In Westfalen sind Sie weltberühmt, im Rheinland ein Geheimtipp. Hemmt Sie das beim Auftritt in Rees?
Beide: Wie gesagt: Man kommt hier ja schnell weg.
Seit über drei Jahren wird Nordrhein-Westfalen von einem Westfalen regiert: Hendrik Wüst. Aufgewachsen in Rhede, Abitur in Bocholt, Jurastudium in Münster. Inwieweit merkt man das an seiner Politik und seinem Auftreten?
Augustin Uppmann: Er wird nie den Söder geben (wollen).
Heinz Weißenberg: Sein Name ist schon Programm genug, ein Zugeständnis an den Wahlzirkus – mehr nicht. Politik ist das Beackern der Mühen der Ebene, und davon haben wir ja reichlich, am Niederrhein und im Münsterland. Wenn du morgens schon siehst, wer nachmittags zum Kaffee kommt, kannst du früh genug die Blendläden schließen.
Apropos Politik: Welche Rolle wird in Ihrem Programm die vorgezogene Bundestagswahl spielen?
Augustin Uppmann: Schlimmste Szenarien: Alice Weidel fährt mit einem Traktor von Tesla vors Bundeskanzleramt, auf dem Frontlader tanzt Elon Musk mit Mistgabel, sie führen die Bauernproteste an!
Heinz Weißenberg: …die dann aber auch nur so lange währen, bis der Bauer im Märzen die Rösslein in die Mühen der Ebene… jedenfalls: Die AfD kriegt bei uns gehörig ihr Fett weg, sie wird sich davon nicht mehr erholen!
Sie haben Ihre westfälische Heimat mal mit einem alten Kuhfladen verglichen: „Unter der trockenen Oberfläche tanzt das Leben.“ Was genau ist dann das Rheinland?
Augustin Uppmann: Schwer zu sagen, das Rheinland kommt uns charakterlich recht divers vor: Dort das Kölner Aufputschmittel, hier die niederrheinische Beruhigungstablette.
Heinz Weißenberg: Ich halte es mit Hanns Dieter Hüsch: „Sachste mal nix!“
Die Karriereplanung sah für Sie ursprünglich Berufe wie Lehrer und Anwalt vor. Wann und wie kam das Kabarett „dazwischen“?
Augustin Uppmann: Man muss ja mal raus: aus der Haut, aus dem Haus, übern Rhein.
Heinz Weißenberg: Nach Rees halt, da kommt man ja sonst nicht hin, da muss man schon kaspern können und wollen.
Ist der Westfale wirklich so stur und so schwer zum Lachen zu bringen, wie man behauptet?
Augustin Uppmann: Um es mit Karl Valentin zu sagen: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.” Da kann sich jeder und jede im Publikum entscheiden.
Heinz Weißenberg: Wir freuen uns jedenfalls, wenn ein Zuschauer im Münsterland begeistert nach dem Auftritt zu uns kommt und sagt: „Ich musste lachen!“
Augustin Uppmann: Da geht es im Ruhrgebiet aber noch euphorischer zu. Da kommen die Zuschauer und sagen bewundernd: „Wie kommt man bloß auf so eine Scheiße?“
2016 verschenkten Sie am Ende des Auftritts Autoaufkleber mit dem westfälischen Wappentier, einem Faultier. 2020 gab es fürs Publikum Kaugummikugeln. Auf welche Geschenke dürfen sich die Reeser diesmal freuen?
Augustin Uppmann: Ein Nappo. Wir haben 21.452 Stück bestellt, falls alle Reesererinnen und Reesererer kommen. Es lohnt sich also! Wir machen Kabarett so richtig zum Reinsetzen.
Heinz Weißenberg: (überlegt) Heißt es jetzt nicht Reesende – wie Studierende?
Augustin Uppmann: Das müsste dann REESidierende heißen. Egal: Nappo wird ja nicht schlecht, dann gibt es die beim nächsten Mal wieder.
INFO
Tickets für „Plem“ im Bürgerhaus am Donnerstag, 16. Januar, 20 Uhr, sind ab 25,50 Euro in der Touristeninformation am Reeser Markt oder unter www.reservix.de erhältlich, außerdem im Millinger Avon Lädchen, im Halderner Lädchen, im Emmericher Theaterbüro und im TIK Kalkar. An der Abendkasse kosten die Tickets 30 Euro.