
Duisburg. Vom Cent-Artikel Kugelschreiber bis zur mehrere Millionen Euro teuren Straßenbahn und vom Notebook bis sogar hin zu Eukalyptus aus Florida. Der Konzerneinkauf der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV) beschafft gemeinsam mit den Gesellschaften und Fachbereichen des DVV-Konzerns alles, was die mehr als 4.000 Beschäftigten des Konzerns mit seinen mehr als 30 Unternehmen benötigen, um Leistungen für die Menschen und sogar Tiere in Duisburg zu erbringen.
Dabei werden jedes Jahr hunderte Millionen Euro bewegt. Allein im Jahr 2024 haben die 13 Einkäuferinnen und Einkäufer des Konzerns Aufträge an rund 2.800 Lieferanten erteilt. Die Aufträge umfassten dabei ein Volumen von mehr als 330 Millionen Euro. 90 Millionen Euro davon wurden an Lieferanten aus Duisburg vergeben, weitere 87 Millionen Euro umfasst das Volumen der Aufträge an Lieferanten aus der Region. „Natürlich ist es als kommunales Unternehmen unser Ziel, möglichst viel unserer Wirtschaftskraft in der Region einzubringen und in der Region zu halten. Dabei verteilt sich unsere Beschaffung zu 30 Prozent auf physische Waren und zu 70 Prozent auf Dienstleistungen“, erklärt Carsten Saffran, der die Abteilung leitet.
Denn egal, was die Fachabteilungen der Stadtwerke Duisburg AG, der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) oder auch des Zoo Duisburg benötigen: es wird beschafft – „und wenn es sein muss, dann auch von der anderen Seite der Erdkugel“, sagt Saffran. Die Koalas im Zoo Duisburg zum Beispiel benötigen große Mengen Eukalyptus aus Florida in den USA. Die Experten vom Tierpark am Kaiserberg wählen die einzukaufenden Sorten und Mengen aus. Der DVV-Konzerneinkauf kümmert sich dann um die korrekte Abwicklung.
Eine zentrale Einkaufsabteilung für den gesamten Konzern ergibt dabei aus vielen Gründen Sinn. Beschaffungen in größeren Mengen bedeuten für den Konzern entsprechende Rabatte und viele Artikel und Leistungen werden in allen Konzerngesellschaften benötigt. Auch wird so Fachwissen gebündelt. Die Einkäuferinnen und Einkäufer sind Experten darin, auch in kniffligen Verhandlungen ein gutes Ergebnis zu erzielen. Und im Zweifel sind sie auch gute Spürnasen. „Immer mal wieder kommt es auch vor, dass eine Fachabteilung etwas benötigt, aber selbst nicht weiß, wo man das Teil kaufen kann. Wir versuchen es dann zu finden. Für die DVG musste einmal ein Computerteil beschafft werden, dass nicht mehr hergestellt wurde. Es war aber erforderlich, um eine Technik im Tunnel betriebsfähig zu halten. Wir haben das Teil auftreiben können. Heute ist eine komplett neue Technik im Tunnel verbaut, aber bis zum Austausch lief das System noch einwandfrei mit dem Ersatzteil, das wir auftreiben konnten“, sagt Saffran. Mehr als 14.925 verschiedene Artikel hält der DVV-Konzern als Lagermaterial vor – insgesamt mehr als 4,2 Millionen Stück. Im Wesentlichen sind dies Komponenten für die Versorgungsnetze in Duisburg sowie Ersatzteile für Busse und Bahnen.
Experten in Sachen Vergaberecht
Gleichzeitig unterstützt der DVV-Konzerneinkauf die Fachabteilungen der Konzerngesellschaften auch in nahezu allen Großprojekten, denn viele Leistungen müssen heute kompliziert europaweit ausgeschrieben werden, da die DVV-Konzerngesellschaften als kommunales Unternehmen bei Beschaffungen dem Vergaberecht unterliegen. „Es ist unglaublich wichtig, hier die Expertise aufzubauen, solche Verfahren korrekt durchzuführen. Denn das Ziel ist neben der Einhaltung von qualitativen Vorgaben und einem möglichst günstigen Preis auch, rechtlich unangreifbar zu sein. Ein Fehler im Vergabeverfahren kann sonst lange Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen. Als Infrastrukturdienstleister müssen wir das unbedingt vermeiden“, so Saffran. Er und sein Team waren deshalb auch ganz intensiv in alle Phasen der Beschaffung der neuen Straßenbahnen für die DVG eingebunden. „Straßenbahnen bestellen die meisten von uns in ihrem Berufsleben vermutlich nur einmal. In kurzer Zeit konnten wir aber gleich zwei Verfahren intensiv begleiten: die Beschaffung der neuen Niederflur-Straßenbahnen für die Linien 901 und 903 sowie – gemeinsam mit der Rheinbahn – die Hochflur-Bahnen für die Linie U79. Diese Projekte sind auch für uns als Experten bei großen Ausschreibeverfahren sehr komplex und eine tolle Herausforderung“, sagt Saffran.
„Unser Ziel ist es“, so ergänzt Saffran, „auch in Zeiten zunehmender Krisen auf der Welt und Beeinträchtigungen der Lieferketten eine nachhaltige, stabile und resiliente Beschaffung sicherzustellen. Dies erreichen wir durch strategische Partnerschaften, die Diversifizierung unserer Lieferquellen sowie die Förderung regionaler und nachhaltiger Anbieter.“ Neben Kooperationen im Bereich Mobilität – wie der erfolgreichen Kooperation mit der Rheinbahn bei der Beschaffung neuer Stadtbahnen – arbeitet der DVV-Konzerneinkauf auch im Versorgungsbereich eng mit Partnern zusammen. Das passiert zum Beispiel bei der Beschaffung von Material für den Netzausbau, die gemeinsam mit der RheinEnergie aus Köln und den Stadtwerken Düsseldorf organisiert wird. Und natürlich wird auch innerhalb der Stadt Duisburg eng kooperiert. Gemeinsam mit der Stadt Duisburg und den Wirtschaftsbetrieben wurde bereits im Jahr 2014 die Duisburger Einkaufsgesellschaft (DEG) gegründet. „So können wir für alle beteiligten Unternehmen und die Verwaltung gemeinsam beschaffen und so bestmögliche Preise erzielen. Gleichzeitig setzen wir unsere Ressourcen optimal und effizient ein. Wenn ein Unternehmen Ausschreibungen für mehrere Kooperationspartner durchführt, profitieren alle Beteiligten. Der Austausch im Netzwerk ermöglicht es außerdem, Wissen zu teilen und von den Erfahrungen anderer Unternehmen zu profitieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen“, erklärt Saffran die unternehmens- und städteübergreifende Kooperation.
Auch die nächsten großen Beschaffungen werden von den Einkaufsexperten der DVV begleitet: Die Stadtwerke planen die Inbetriebnahme weiterer großer Blockheizkraftwerke, die Netze Duisburg müssen Tausende Kilometer Stromkabel verlegen und die Koalas im Zoo haben immer Appetit auf frischen Eukalyptus.