
Mönchengladbach. Die Diakonie Neue Arbeit in Mönchengladbach freut sich über die Bewilligung eines Budgets für ihre Gebärdendolmetschereinsätze. Die Gelder werden über die Ausgleichsabgabe zur Teilhabe am Arbeitsleben für Schwerbehinderte (§26 SchwbAV) durch die Stadt Mönchengladbach zur Verfügung gestellt. Damit stehen der Tochtergesellschaft Diakonie Neue Arbeit Integration gGmbH (NAI) monatlich über 10 Stunden zur Verfügung, um die Kommunikation mit gehörlosen und hörgeminderten Mitarbeitenden weiter zu verbessern.
„Die Gebärdensprache ist gem. § 6 BGG als rechtlich eigenständige Sprache anerkannt. Unsere Mitarbeitenden haben das Recht, sich in ihrer eigenen Sprache zu verständigen und daraus erwächst die Verpflichtung für unser Unternehmen im Sinne eines inklusiven Arbeitslebens die Sprachbarrieren im Arbeitsalltag abzubauen. Gebärdenunterstützte Kommunikation im Unternehmen bedeutet auch Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeitenden mit einer Beeinträchtigung im Bereich des Hörens“, erklärt Olivia Zajusch, Teamleiterin des Sozialdienstes bei der Diakonie Neue Arbeit.
Aktuell sind in der Diakonie Neue Arbeit Integration gGmbH 27 gehörlose bzw. hörgeminderte Mitarbeitende in der Wäscherei an der Tomphecke und im Wilhelm Kliewer Haus beschäftigt, einem Gäste- und Tagungshaus im Hardter Wald. „Während technische Hilfsmittel wie Smartphones und schriftbasierte Kommunikation im Arbeitsalltag unterstützen, sind diese Mittel oft nicht ausreichend. Besonders für die elf Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund (aus Ländern wie Polen, Kenia, Slowenien, Ungarn, Bosnien-Herzegowina, Ukraine und Sri Lanka) und für jene, die die Deutsche Gebärdensprache (DGS) nur rudimentär beherrschen, sind zusätzliche Dolmetscher*innen essenziell“, betont Zajusch.
Hier arbeitet das Unternehmen auch mit tauben Relais-Dolmetscherinnen zusammen.
„Als Relais-Dolmetschen bezeichnet man das Dolmetschen über eine sogenannte Brückensprache oder Relais-Sprache in eine andere Sprache“, erläutert Zajusch weiter.
Die bewilligten Dolmetscherstunden ermöglichen den gezielten Einsatz freiberuflicher Gebärdendolmetscher*innen in verschiedenen Bereichen, darunter:
- Arbeitsanweisungen und Unterweisungen (inkl. Hygienevorschriften)
- Jährliche Entwicklungsgespräche mit den Mitarbeitenden
- Konfliktgespräche am Arbeitsplatz
- Einarbeitung an neuen Maschinen
- Schulungen bei Änderungen betrieblicher Abläufe
- Beratung in psychosozialen Belangen
- Personalgespräche zu arbeitsrechtlichen Themen
- Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM-Verfahren)
- Mitarbeiterversammlungen und betriebliche Ansprachen
- Offizielle Ansprachen bei Mitarbeiterfeiern
Aufgabenschwerpunkte der Diakonie Neue Arbeit Integration gGmbH sind die Qualifizierung und Beschäftigung von Menschen mit und ohne Behinderung mit dem Ziel der Integration in das Erwerbsleben. Die gezielte Förderung von Gebärdensprachkompetenz und der Einsatz professioneller Dolmetscher*innen stärken nicht nur das Arbeitsumfeld der betroffenen Mitarbeitenden, sondern tragen auch zur erfolgreichen Integration von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen und Migrationshintergrund bei.
Daten und Fakten:
1989: mit Gründung der Neue Arbeit gGmbH wird 1989 aus einem Projekt ein Unternehmen. Durch die aktive Verknüpfung von unternehmerischem Handeln und sozialem Engagement werden ehemals Langzeitarbeitslose auf die Anforderungen des allgemeinen Arbeitsmarkts vorbereitet.
2001: die Neue Arbeit übernimmt die Trägerschaft des städtischen Jugendgästehauses Wilhelm Kliewer im Hardter Wald.
2002: veränderte Rahmenbedingungen erhöhen die Notwendigkeit zu investieren. Die Tochtergesellschaft Neue Arbeit Service wird gegründet.
2005: die Neue Arbeit wird inklusiv und gründet die Tochtergesellschaft NAI Neue Arbeit Integrationsunternehmen. Zehn Mitarbeitenden gehören zum Personenkreis der besonders benachteiligten schwerbehinderten Menschen.
2018: 67 besonders benachteiligte schwerbehinderte Menschen sind mittlerweile in der NAI beschäftigt. Im Einzugsgebiet des Landschaftsverbandes Rheinland bekleidet die NAI den 2.Platz in Bezug auf die Anzahl der Arbeitsplätze, die besonders benachteiligten Schwerbehinderten vorgehalten werden.
2021: Die NAI vergrößert sich durch einen Ausweitungsantrag beim LVR und bietet nun 79 besonders benachteiligten schwerbehinderten Menschen eine unbefristete Arbeit in der Wäscherei oder im Wilhelm Kliewer Haus.
Produktionsfläche: 10.000qm
Waschleistung: ca. 40t täglich
Kunden: 180
Umsatz: 21 Mio.
Mitarbeiter: 330
Frau Hammoumi und Frau Kretschmer steuern ein Team von insgesamt sieben MitarbeiterInnen an der Finisher-Anlage unserer Wäscherei. Hier sind gute Absprachen über die einzelnen Prozessschritte an der Anlage regelmäßig notwendig. Zusätzlich ist eine kompetente und zielorientierte Anleitung der KollegInnen an den verschiedenen Arbeitsplätzen in einem Inklusionsunternehmen besonders wichtig.