Bunkerbau am Bahnhof, 1942 (Foto: Stadt Krefeld, Stadtarchiv)

Krefeld. Auch acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stehen die meisten der Hochbunker heute inmitten der Wohngebiete. Einige werden noch als Proben- oder Lagerraum genutzt. Der Bunkerbau wurde in den 1940er-Jahren in den westdeutschen Industriestädten forciert. Für Krefeld wurden 30 Bunkeranlagen genehmigt, von denen 24 Hoch- und zwei Tiefbunker realisiert wurden. Die Arbeiten an den Schutzräumen begannen 1941 in der Stadt. Neben den Hochbunkern legte man in Krefeld noch 45 Stollenbunker wie unter dem Südwall und Westwall an. Insgesamt fanden in allen Anlagen rund 78.500 Menschen Schutz vor Bombenangriffen vor den alliierten Bombenangriffen. Vielen Zwangsarbeitern und den NS-Verfolgten in Krefeld wurde der Zugang zu Bunkern und Schutzräumen jedoch verboten.

Die Baukosten für einen Großbunker betrugen damals rund 800.000 Reichsmark, was heute einem Wert von etwa vier Millionen Euro entspricht. Auch an eine Nutzung nach dem Krieg wurde bei dem Bau der Bunkeranlagen gedacht: Der für 10.000 Menschen ausgelegte Bunker am Hauptbahnhof sollte später als Garage genutzt werden. So wurde der Baukörper auch bis in die 1970er-Jahre genutzt. In Linn wurde der Bunker an der Rheinbabenstraße für einen späteren Museumsbetreib geplant und gebaut – heute befindet sich das Archäologische Museum Krefeld darin.

Während des Zweiten Weltkriegs bombardierten die alliierten Flugzeuge die Seidenstadt zuerst vereinzelt. Die ersten Bomben fielen im Mai 1940 auf das Edelstahlwerk an der Oberschlesienstraße. Die ersten Todesopfer forderte ein Angriff nur wenige Tage später; am 2. Juni wurde ein Ehepaar in der Siedlung Bruchhöfe getötet. Den ersten, umfangreicheren Luftangriff erlebten die Krefelder in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1942, bei dem 38 Menschen ums Leben kamen. Der große Bombenangriff auf Krefeld erfolgte am 22. Juni 1943. In der Nacht steuerten 661 englische Bomber das Stadtgebiet an. 1033,5 Tonnen Spreng- und 1041,9 Tonnen Brandbomben „regneten“ auf Krefeld nieder. Große Teile der Innenstadt und der nördlichen Stadtgebiete wurden in Schutt und Asche gelegt. Durch die Bomben starben in dieser Nacht 1036 Krefelder.

Dabei hätte der Angriff noch schlimmer ausfallen können: Die Zielmarkierungen der Briten war so schlecht, dass sie zahlreiche Sprengkörper über dem Hülser Bruch und dem Kempener Feld abwarfen. Kurz vor dem Kriegsende, am 31. Dezember 1944, am 11. und 24. Januar 1945 wurde die Stadt nochmals bombardierte. Die Front der Alliierten rückte immer näher an Krefeld heran. Ziel der Flugzeuge waren Bahnanlagen. Die schweren Angriffe mit circa 1.700 Tonnen Bomben kosteten nochmals 441 Menschen ihr Leben. Ende Februar, Anfang März 1945 rollte dann die Front über die Stadt. Dabei suchten viele Menschen Schutz in den Bunkeranlagen, wie im inzwischen abgerissenen Bunker am Röttgen in Uerdingen.

Nach dem Krieg dienten zahlreiche Bunker in Krefeld den Menschen notgedrungen als Wohnstätte. Neben den Einheimischen zogen vor allem Flüchtlinge in die dunklen Bunkerräume ein. Im Bunker an der Marienstraße hausten 1946 rund 640 Menschen. Im Jahr 1948 sind es noch 125 Menschen, die ohne Tageslicht dort lebten. Sogar in den 1950er-Jahren wohnen im Bunker an der Marienstraße noch Menschen. Die meisten Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg existieren bis heute. Sie zum Teil überbaut, wie am Bahnhof, oder zugeschüttet, wie am Lutherplatz, einige, wie an der Oppumer Straße, gehören seit über 80 Jahren zum Stadtbild.

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