Die Anzahl der Übernachtungsgäste sowie der Übernachtungen in Münster ging während der Coronavirus-Pandemie zurück – danach haben sich die Werte erholt und sogar auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie eingependelt (Grafik: Stadt Münster)

Münster. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Qualität stehen im Mittelpunkt der neuen Tourismus- und Kongress-Strategie Münster. Fachleute der Stadt Münster und des Zukunftsbüros Wien stellen sie am Dienstag, 11. März, bei einem Tourismustag vor. Mit der Strategie will Münster die Attraktivität der Stadt als Reiseziel und Veranstaltungsort weiterentwickeln. Ziel ist, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern, Münster als Tagungs- und Wissenschaftsstandort zu stärken und den Tourismus nachhaltig in das städtische Leben zu integrieren.

Tourismus als Faktor für Wirtschaft und Lebensqualität

Mit rund zwei Millionen Übernachtungen pro Jahr und rund 21 Millionen Tagesreisen liegt Münster inzwischen deutlich über dem Vor-Corona-Niveau. Übernachtungsbetriebe, Gastgewerbe, Freizeiteinrichtungen, Einzelhandel und Dienstleistende profitieren direkt oder indirekt von den Gästen. Laut den jüngsten Studien (dwif-Consulting und Meeting- und Event-Barometer 2023) erwirtschaftet der Tourismus in Münster einen Bruttoumsatz von 1,1 Milliarden Euro im Jahr.

„Damit ist die Tourismus- und Tagungsbranche ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Sie hat zahlreiche direkte und indirekte Effekte auf die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner“, erklärt Oberbürgermeister Markus Lewe. „Der Tourismus trägt aber ebenso zur Weiterentwicklung der städtischen Lebensqualität bei, sorgt für neue Angebote und Impulse. Zukunftsfähiger Tourismus muss daher immer auch einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft haben”, betont Lewe.

Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft im Dialog

Dieser Anspruch definierte auch den Weg zur neuen Strategie. „Sie wurde mit den unterschiedlichsten Partnerinnen und Partnern aus der Stadtgesellschaft erarbeitet“, erklärt Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing. „Wir haben nicht nur die touristische Brille aufgesetzt, sondern uns Expertise aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft geholt. Ein besonderes Anliegen war uns, die junge Generation einzubinden.“

Trendforscher Andreas Reiter vom Zukunftsbüro Wien hat Münster auf dem Weg begleitet und sieht das vernetzte Vorgehen als Stärke. „In Münster wird die Dialogkultur seit jeher großgeschrieben. Mit diesem Geist haben wir auch die Tourismus- und Kongress-Strategie für die Stadt entwickelt: gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren des touristischen und städtischen Ökosystems. Im Zentrum der Strategie steht ein qualitäts- und verantwortungsvoller Städte-Tourismus.“

Pulsierendes Stadtleben und Natur mittendrin 

Sechs Profilfelder, die Münster als Destination besonders machen, haben die Beteiligten mit dem Trendforscher definiert: Münster als aktive Stadt, als Stadt mit erlebbarer Wissenschaft, als Ziel mit pulsierendem Stadt- und Quartiersleben, mit lebendiger Kultur und Geschichte sowie Kunst im öffentlichen Raum, mit Natur mittendrin und rundherum sowie Münster als Standort für Kongresse.

Leitplanken für die Ausgestaltung sind Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Qualität: Beim Thema Nachhaltigkeit liegt der Fokus auf der CO2-Reduktion – zum Beispiel durch die Zertifizierung von touristischen Betrieben oder Anreizen für klimafreundliche Angebote. Digitale Innovationen sollen – beispielsweise unterstützt durch Künstliche Intelligenz (KI) – das Erlebnis für Gäste verbessern, Besucherströme gezielt lenken und Angebote zielgruppengerecht ausspielen. Voraussetzung dafür ist der Ausbau des offenen Datenmanagements (Open Data), das Münster gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Münsterland e.V., dem Tourismus NRW und dem German Convention Bureau bereits jetzt betreibt. Hohe touristische Qualität kann laut der Strategie entstehen, wenn sich in städtischen Quartieren Erlebnis- und Lebensraum, Besucher- und Alltagswelten überschneiden. Drei thematische Schlüsselprojekte stehen demnach für die Umsetzung auf der Agenda.

Die Stadt als Netz von attraktiven Orten und Quartieren

„Wer an Münster denkt, hat zuerst die Innenstadt vor Augen. Doch Münster ist facetten- und erlebnisreicher – mit Stadtteilen, kleinen und großen Quartieren mit eigener Identität und eigenem Charme. Diese städtischen Mikrowelten mit ihrer atmosphärischen Vielfalt wollen wir im Sinne eines ausbalancierten Tourismus stärker in den Blick nehmen und ebenso inspirierend wie verantwortungsvoll in Wert setzen“, erläutert Bernadette Spinnen. Eine Idee dazu sind Stadt-Spaziergänge, die mit 10.000 Schritten dazu einladen, neue Ecken zu entdecken. Ebenso wie Side-Events von Großveranstaltungen, die ungewöhnliche Orte beleben.

Längere Aufenthaltsdauer 

„Münster hat einen außerordentlich hohen Anteil an Tagesgästen, deren Bedeutung für Einzelhandel, Kultur und Gastronomie enorm hoch ist. Im Sinne eines ausgewogenen Städtetourismus legen wir den Fokus künftig verstärkt auf Übernachtungsgäste, die mehrere Tage bleiben, um die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren“, erklärt Spinnen. Spezielle Angebote sollen Geschäfts- und Tagungsgäste motivieren, ihre berufliche Reise in die Stadt mit einem privaten Aufenthalt zu verlängern.

Vernetzter Kongress- und Tagungsort

Um Münster als etablierten Tagungs- und Kongressort für die Zukunft abzusichern, soll der Stadtraum stärker einbezogen werden. „Zum Beispiel muss eine Tagung nicht mehr nur im MCC Halle Münsterland stattfinden, sondern kann weitere attraktive Orte im Hafen nutzen. Damit tauchen die Gäste stärker in das Stadtleben ein, es werden emotionale Erlebnisse geschaffen, an die man sich erinnert. Das setzt allerdings voraus, dass alle Akteurinnen und Akteure vernetzt agieren. Dazu können die Kongressinitiative und das Kongressbüro beitragen“, erläutert Spinnen. Münster Marketing verstehe sich damit als Ermöglicher eines verantwortungsvollen Städte- und Kongress-Tourismus in Münster mit einem intensiven Netzwerk-Management.

Die gesamte Tourismus-Strategie für Münster ist unter dem Titel „Münster Experience“ online unter www.stadt-muenster.de/tourismus abrufbar.

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