Dorsten. Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden Dorsten und Wulfen schwer bombardiert und stark zerstört. Zum 80. Jahrestag gibt es an beiden Orten Gedenkveranstaltungen.
Nur wenige Wochen vor Ende des zweiten Weltkriegs – am 22. März 1945 – wurden die Dorstener Altstadt und das Dorf Wulfen bombardiert, der Angriff ließ Tod, Trümmer und Trauer zurück. An beiden Orten wird am Samstag, 22. März 2025 – des 80. Jahrestages der Bombardierung mit mehreren Veranstaltungen gedacht. Der Tag endet um 19.30 Uhr mit einer besonderen Inszenierung: Das Projekt:Flow wird – musikalisch begleitet – historische Bilder und Filmausschnitte auf die Fassade des Alten Rathauses am Markt projizieren. Die Programme an beiden Orten und historische Hintergründe im Überblick:
In der Altstadt von Dorsten läuten am Samstag, 22. März 2025, um 14 Uhr die Glocken zum Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Agatha, der von Schüler_innen des Paul-Spiegel-Berufskollegs mitgestaltet wird. Daran anschließend (ca. 14.45 Uhr) stellen Zehntklässler_innen des Gymnasiums Petrinum aus Geschichts- und Politikkursen anhand eines Zeitstrahls und anderer Aktionen ihre Projektergebnisse vor. Die Jugendlichen haben sich mit der Frage beschäftigt, wie die lokale Berichterstattung im Laufe der Jahrzehnte mit dem Gedenken an die Bombardierung umgegangen ist.
Ein kostenloser Stadtrundgang auf den Spuren der zerstörten Stadt mit Stadtführerin Petra Eißing startet um 16 Uhr vor der Pfarrkirche St. Agatha. Auf Wunsch können bei der StadtAgentur auch Termine für Schulklassen-Führungen vereinbart werden.
„Wie liegt die Stadt so wüst“ heißt das Gedenk-Konzert, das um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Agatha unter Leitung des Kantors Dr. Hans-Jakob Gerlings das Kirchenschiff mit Musik erfüllt. Der Kammerchor „Cantus Dorsten“ wird mit musikalischer Begleitung durch das Streicherensemble der „Neuen Philharmonie Westfalen“ sowie vier Solist_innen Werke von Rudolf Mauersberger, Edward Elgar, Peteris Vasks, Gregorio Allegri, John Taverner und Heinrich Schütz zum Klingen bringen. Die Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ komponierte Mauersberger im Februar 1945 im Angesicht der völlig zerstörten Stadt Dresden. Ein eindrücklich und tief bewegendes Werk, das die vernichtende Kraft des Krieges auf musikalische Weise nachempfindet.
Mit einer besonderen Aktion enden in Dorsten die Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Bombardierung: Erstmals fließen in einer Licht- und Toninstallation historische Bilder und Filmausschnitte über die Fassade des Alten Rathauses. Mit musikalisch-akustischer Begleitung zeichnet die Projektion ein anschauliches Bild von dieser einschneidenden Zäsur in unserer Lokalgeschichte. Nach Einbruch der Dunkelheit, um 19.30 Uhr, starten Guido Harding und Stefan C. Maus von Project:Flow die Performance, die in mehrmaligen Wiederholungen bis ca. 20 Uhr das Alte Rathaus in Szene setzt.
Info: Am frühen Nachmittag des 22. März 1945 fielen 377 Tonnen Luftminen und Sprengbomben auf die Dorstener Innenstadt. In weniger als 20 Minuten hatten alliierte Bombergeschwader die Lippestadt in ein flammendes Inferno verwandelt. Die historische Altstadt wurde nahezu komplett zerstört. Fast 300 Menschen starben, 700 Familien wurden obdachlos, das alte Dorsten war nicht mehr.
In Wulfen wird der Gedenktag am Morgen des 22. März 2025 um 10 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung an der Matthäuskirche unter Beteiligung des Heimatvereins Wulfen, Schüler_innen der Gesamtschule Wulfen und der Montessori-Schule sowie Vertretern der Kirchengemeinden beginnen. Im Anschluss, ca. 11.15 Uhr, sind Interessierte ins Matthäusheim zur Filmvorführung „Kriegsende in Dorsten – Zeitzeugen erzählen“ mit Gesprächsrunde eingeladen.
Info: Der 22. März 1945 wurde auch Wulfens Schicksalstag. Morgens um 10.10 Uhr griffen amerikanische Bomberverbände das Dorf an: Der erste Schlag traf das Dorf und die Kirche, der zweite den Bahnhof, der dritte den neuen Friedhof und der vierte die Häuser „Auf der Koppel“. 23 Menschen verloren ihr Leben. Die Überlebenden standen vor den Trümmern ihrer Häuser.
„Dieses einschneidende Ereignis ist ein geeigneter Anlass, uns zum Frieden mahnend an die Schrecken dieses von deutschem Boden ausgehenden Weltenbrandes zu erinnern und zugleich dankbar zu sein dafür, dass unser Land nach 1945 wieder in die Weltgemeinschaft aufgenommen und uns über die moralischen und materiellen Trümmerberge hinweg die Hände zur Versöhnung gereicht wurden“, betont Bürgermeister Stockhoff. Wichtig sei ihm, Jugendliche aktiv in die Gedenkveranstaltungen einzubinden: „Sie verknüpfen die Erinnerung an die Zerstörung mit einem perspektivischen Blick in die Zukunft.“
Aufruf: Um den 22. März 1945 noch genauer für die Dorstener Stadtgeschichte erforschen zu können, werden Zeitzeugen gesucht, die diesen Tag unmittelbar erlebt haben. Zeitzeugen können sich gerne melden bei Stradtsprecher Ludger Böhne, 02362 66-34 71 oder per E-Mail an buergermeisterbuero@dorsten.de oder pressestelle@dorsten.de.